Von Neustift nach Innschbrugg: Ein Winterwochenende zwischen Genuss und Aussicht
An einem Donnerstagmorgen Ende November machten meine Freundin und ich uns auf den Weg nach Südtirol. Sechs Stunden Fahrt waren geplant, und tatsächlich passte alles wie am Schnürchen: kein Stau, keine Verzögerungen, nur der Neuschnee, der ab und zu die Konzentration einforderte. Die Winterlandschaft draußen war zwar schön anzusehen, machte die Fahrt aber auch anstrengend, sodass wir froh waren, als wir schließlich in Kloster Neustift ankamen.
Es war mein zweiter Besuch in diesem Kloster, und wie beim ersten Mal im Winter beeindruckte mich erneut die Atmosphäre: ruhig, harmonisch, irgendwie zeitlos. Nach dem Einchecken erwartete uns ein Abendessen, das keine Wünsche offenließ – Käse, Wurst, frisches Brot, alles sorgfältig angerichtet. Danach begann das Seminar, auf das ich mich schon lange gefreut hatte: Wein und Schokolade in allen erdenklichen Kombinationen. Manche Weine gefielen mir zunächst überhaupt nicht, aber in Verbindung mit der Schokolade verwandelte sich jede kleine Überraschung in ein Geschmackserlebnis. Es war spannend zu beobachten, wie süße, bittere oder fruchtige Nuancen miteinander verschmolzen und plötzlich ganz neue Aromen entstanden.
Glücklicherweise war das Zimmer nicht weit entfernt, was nach einem langen Tag eine willkommene Erleichterung war. Trotzdem musste ich feststellen, dass die Kombination aus Anreise und Seminar doch recht anstrengend gewesen war – nächstes Mal würde ich wohl einen Tag früher anreisen, um den Kopf frei zu haben.
Das Kloster selbst ist ein Ort mit Geschichte und Seele. Gegründet im Jahr 1142, beherbergt es heute nicht nur Chorherren, sondern auch ein Bildungshaus, eine Vinothek und einen beeindruckenden Garten. Die Kombination aus Tradition, Gastfreundschaft und moderner Nutzung machte den Aufenthalt besonders angenehm. Ich konnte durch die Gänge und Innenhöfe schlendern, die Basilika betrachten und die Ruhe genießen, ohne dass Hektik oder Lärm die Stimmung störten.
Für das Seminar war Neustift der perfekte Ort: eine Mischung aus Kultur, Kulinarik und Gelassenheit, die man sonst selten findet. Auch wenn mir nicht jeder Wein schmeckte, so war doch jeder Moment spannend und inspirierend – besonders in Kombination mit der Schokolade. Am Ende des Tages fühlte ich mich rundum zufrieden: satt, ein wenig beschwingt und voller Eindrücke, die noch lange nachwirkten. Im Fazit bleibt für mich, dass ich Kloster Neustift jederzeit wieder besuchen würde – vielleicht beim nächsten Mal im Sommer, um die Gärten und die Umgebung noch intensiver genießen zu können.

Am Freitagmorgen führte uns der Rückweg vom Kloster Neustift wieder über den Brennerpass nach Innsbruck. Der Brenner – dieser alte Grenzübergang, der seit römischer Zeit als Tor zwischen Nord und Süd dient – präsentierte sich an diesem Wintertag von seiner stillen, würdevollen Seite. Kein Lkw-Konvoi, kein Verkehrslärm, nur klare Luft, glitzernder Schnee und ein Himmel, der aussah, als hätte ihn jemand frisch poliert. Der Pass mag heute eine moderne Verkehrsachse sein, aber wenn man dort entlangfährt, spürt man immer noch ein bisschen von der Geschichte, die sich über Jahrhunderte zwischen Handelswegen, Pilgern und Kaiserzügen aufgebaut hat.
Als Innsbruck (im Tiroler Dialekt Innschbrugg) vor uns auftauchte, lag die Stadt wie eine bunte Insel zwischen den Bergen. Wir hatten den Besuch schön länger geplant, und die Sonne gab sich alle Mühe, uns freundlich zu empfangen. Die winterliche Leuchtkraft, die über den Dächern hing, verlieh der Stadt einen beinahe märchenhaften Anstrich – wenn auch einen mit sehr viel Betrieb in den Straßen.
Die Altstadt begrüßte uns mit ihren schmalen Gassen, den Erkern, den pastellfarbenen Fassaden und diesem kleinen Hauch von „Habsburg“, der in jeder Ecke zu stecken scheint. Die Geschichte Innsbrucks ist ja keine stille Randnotiz: Die Stadt wurde im 12. Jahrhundert gegründet, war später Residenzstadt, erhielt ihre Bedeutung durch den Inn und die Brücke – daher der Name – und wurde im Laufe der Zeit zu einem Umschlagpunkt zwischen Italien und Mitteleuropa. Man spürt das bis heute: Innsbruck ist ein bisschen alpin, ein bisschen kaiserlich, ein bisschen studentisch – und alles zusammen ergibt dieses typische, schwer zu erklärende Innsbruck-Gefühl.
Wir spazierten durch die Altstadt, vorbei an bunten barocken Fassaden und gotischen Spitzen, und landeten schließlich vor der Hofburg, deren weiße Fassade im Winterlicht beinahe strahlte. Innen waren wir diesmal nicht, aber selbst von außen lässt sich dieses höfische Selbstbewusstsein kaum übersehen. Ein paar Schritte weiter zog uns die Hofkirche hinein – und das war ein echtes Erlebnis. Die schwarzen, überlebensgroßen Bronzefiguren, die rund um das Grabmal Kaiser Maximilians I. stehen, wirken im Halbdunkel fast wie lebendige Wächter. Die Kirche hat etwas Erhabenes, aber auch etwas Persönliches, als hätte jemand die Geschichte dort für einen Moment angehalten.
Wenig später standen wir vor dem Goldenen Dachl, das in der Wintersonne tatsächlich ein wenig glitzerte – nicht kitschig, sondern fast stolz. 2.657 feuervergoldete Kupferschindeln sind es, falls man es genau wissen will. Die Nordkette türmte sich dahinter auf wie eine dramatische Kulisse, und egal wohin man blickte, irgendwo ragte ein Gipfel hervor.
Die Weihnachtsmärkte hingegen waren eine Welt für sich – oder besser gesagt: sieben Welten. Innsbruck verteilt seine Adventsstimmung großzügig in der Stadt. Wir liefen hindurch, ließen uns vom Lichtermeer und dem Duft von Punsch einhüllen, entschieden aber sehr bewusst, nichts zu essen, nichts zu trinken und auch nichts zu kaufen. Es war einfach zu voll. Zwischen all dem Trubel fanden wir immer wieder kleine Zufluchten in Bars und Cafés, in denen man sich aufwärmen und kurz durchatmen konnte. Innsbruck hat einige davon – charmante Ecken, moderne Spots, klassische Kaffeehäuser.
Am Abend fuhren wir hinauf in die ADLERS Bar, und der Moment, in dem sich die Aufzugstüren im zwölften Stock öffneten, war tatsächlich besonders. Unter uns lag die Stadt in verstreuten Lichtern, dahinter die dunklen Silhouetten der Berge, die man nachts nur ahnen kann. Die beleuchtete Skisprungschanze im Süden, die ruhigen Bewegungen der Flugzeuge über der Stadt, die Altstadt im Westen mit ihren warmen Farbtönen – es war ein nächtisches Panorama, das Innsbruck von seiner elegantesten Seite zeigt. Die Cocktails waren kreativ, gut gemixt und wunderbar geeignet, einen kleinen Tag zu einem großen Abend zu machen. Kein übertriebener Firlefanz, keine Effekthascherei – einfach stimmig.
Und so bleibt Innsbruck am Ende ein Ort, der viel Schönes bietet, aber mich nicht ganz überzeugt hat. Wer Wien kennt und liebt, wird hier nicht dieselbe Tiefe und denselben Rhythmus finden. Trotzdem war dieser Abstecher wertvoll, voller kleiner Eindrücke und mit einem großartigen Blick über die Stadt, der sich in die Erinnerung brennt. Das Kloster Neustift jedoch bleibt mein Herzensort dieser Reise – ein Platz zum Durchatmen, Genießen und Wiederkommen. Innsbruck vielleicht auch, aber dann vermutlich wegen der Berge. Und ganz sicher im Sommer.












