Grüne Fußspuren: Der Wegerich und die Eroberung Nordamerikas

Alexandra Abredat

Manche Pflanzen sind wie stille Abenteurer: Sie gehen nicht unter die Leute, sie hinterlassen Spuren. Der Breitwegerich (Plantago major) ist so ein Abenteurer. Mit seinen breiten Blättern, die wie kleine Handteller geformt sind, sitzt er mitten auf Wegen, trotzt Tritten von Menschen, Kühen und Pferden und lacht der Zerstörung ins Gesicht. Im Volksmund trägt er Namen wie Wegeblatt, Wegtritt oder Mausöhrle – Namen, die seine Trotzkraft treffend beschreiben.

Aber dieser kleine europäische Straßenpionier hat noch Größeres vor: Er wollte die Neue Welt erobern. Und er hat es geschafft.


Vom europäischen Wegrand zum Nordamerikanischen Kontinent

Ursprünglich in Europa und Asien zuhause, war der Breitwegerich ein altbekannter Begleiter von Menschen: Er wuchs auf Wegen, Wegrändern, Feldern und Rasenflächen. Er war robust, widerstandsfähig und genügsam – kurzum, eine Pflanze, die menschliche Störungen nicht nur erträgt, sondern sie geradezu liebt. Denn wo geharkt, gepflügt oder getreten wird, da fühlt er sich wohl.

Als die ersten europäischen Siedler nach Nordamerika aufbrachen, hatten sie mehr als nur Möbel und Werkzeuge im Gepäck. Die winzigen Samen des Breitwegerichs, verschleimend und klebrig, hingen an Schuhen, Kleidern, Wagenrädern und Pferdehufen – unfreiwillige Passagiere auf einer transatlantischen Abenteuerreise. So gelangte der Wegerich an Orte, die er nie von selbst erreicht hätte: in die Wälder, entlang der Handelsrouten, bis hin zu den ersten kleinen Siedlungen.

Die nordamerikanischen Ureinwohner staunten nicht schlecht. Überall dort, wo die europäischen Siedler ihre Schritte setzten, tauchte plötzlich eine ihnen unbekannte Pflanze auf – mit breiten Blättern wie kleine Fußabdrücke. Kein Wunder, dass sie sie „Fußstapfen des Weißen Mannes“ nannten. Für sie war es fast Magie: Die Pflanzen schienen der Spur der fremden Pfadfinder zu folgen.


Wie der Wegerich „Fuß fassen“ lernte

Sein Erfolg war kein Zufall. Die Samen des Breitwegerichs sind Lichtkeimer, und die klebrige Samenschicht sorgt dafür, dass sie zuverlässig an Schuhen, Hufen und Rädern haften. Wer einmal mit einem Hund durch einen Wegerichbestand gelaufen ist, weiß, dass ein einzelner Samen kilometerweit reisen kann – und genau das tat er in Nordamerika.

Die Pflanze ist eine sogenannte Ruderalpflanze: Sie liebt Störungen. Straßen, Wege, Weiden – alles, was für andere Pflanzen unbequem ist, ist für sie paradiesisch. Und wie jeder gute Pionier wusste sie: Wo Menschen hingehen, da ist Nahrung und Licht. Sie folgte den Pfaden, den Dörfern, den Handelsrouten und verbreitete sich rasant. Innerhalb weniger Jahre war sie ein fester Bestandteil der nordamerikanischen Flora.


Anekdoten der Ureinwohner: „Die Magie des Fußabdrucks“

Die indianischen Stämme des Nordostens erzählten von dieser seltsamen Pflanze, die überall dort wuchs, wo die „Weißen Männer“ ihre Lager aufschlugen. Die Pflanze war für sie ein lebendiges Zeichen der Ankunft der Fremden. Manche Legenden beschrieben, dass die Pflanze selbst die Fußspuren nachverfolgt – ein kleiner grüner Scout, der Spuren hinterließ, damit die Ureinwohner die Bewegungen der Siedler beobachten konnten.

In einem anderen Bericht heißt es, dass Kinder die langen Fasern der Blätter für Orakelspiele nutzten, ähnlich wie in Europa. Die Länge der Fasern sollte zeigen, wie weit der Weiße Mann bereits vorgedrungen war oder welche Familien auf welchem Weg reisten. Eine Pflanze, die sowohl Magie, Spiel und botanische Raffinesse miteinander vereinte – das war der Breitwegerich.


Der Soldat unter den Pflanzen

Neben seiner Abenteuerlust war der Breitwegerich auch ein Heiler. Schon im Mittelalter in Europa verwendeten Menschen die Blätter bei Schnitt- und Schürfwunden – im Englischen sogar als „soldier’s herb“, weil Soldaten sie auf Schlachtfeldern nutzten. Zerrieben auf frische Wunden, stoppten die Blätter die Blutung und unterstützten die Heilung. In Nordamerika war diese Eigenschaft ein zusätzlicher Vorteil: Die Pflanze überlebte nicht nur physische Hindernisse, sondern bot den Neuankömmlingen eine Medizin aus der Heimat.


Widerstandsfähigkeit: Die Mechanik des Überlebens

Der Breitwegerich ist nicht nur clever, sondern extrem zäh. Seine Pfahlwurzel reicht tief in den Boden, seine Blätter sind faserig und widerstandsfähig. Wind, Trockenheit, Salz oder verdichteter Boden? Kein Problem. Wo andere Pflanzen kapitulieren, wächst der Breitwegerich unbeeindruckt weiter. Selbst in den kleinsten Betonritzen lässt er sich nicht unterkriegen.

Diese Widerstandskraft machte ihn zum idealen „Begleiter“ der europäischen Siedler: Er war überall dort zu finden, wo Menschen ihre Wege ebneten – und er begleitete die Expansion der menschlichen Zivilisation auf natürliche Weise. Ein grüner Historiker, der die Spuren der Geschichte dokumentiert.


Die globale Karriere des Wegerichs

Heute ist der Breitwegerich weltweit verbreitet, von der Tiefebene bis in Höhenlagen über 3.000 Metern. Überall dort, wo Menschen sich bewegen, hat er sich etabliert. In Nordamerika ist er fester Bestandteil der Flora, begleitet Wanderwege, Felder, Weiden und städtische Plätze. Und überall erzählt er die Geschichte seiner transatlantischen Reise: eine Geschichte von Anpassungsfähigkeit, Robustheit und cleverer Verbreitung.


Fazit: Ein kleiner Pionier mit großer Wirkung

Wer den Breitwegerich nur als Unkraut betrachtet, unterschätzt eine echte Legende unter den Pflanzen. Er ist Pionier, Heiler, Spielgefährte, Magier und Chronist in einem. Von den europäischen Wegrändern bis zu den Pfaden der nordamerikanischen Ureinwohner erzählt er die Geschichte der menschlichen Ausbreitung aus der Sicht der Natur – ein stiller, grüner Beobachter, der überall dort auftaucht, wo Menschen ihre Spuren hinterlassen.

Wenn Sie das nächste Mal über einen Weg gehen und ein handtellergroßes Blatt sehen, denken Sie daran: Hier steht ein kleiner, unscheinbarer Abenteurer, ein „Fußabdruck des Weißen Mannes“, der seit Jahrhunderten die Welt erobert – und dabei noch immer charmant lächelt.


Quellen:

Breitwegerich: Die Wild- und Heilpflanze im Porträt - Mein schöner Garten

Die Ureinwohner in Nordamerika nannten ihn „Fußstapfen des Weißen Mannes“: Breitblättriger Wegerich – natur-erleben-online

www.botanischerverein.de/wp-content/uploads/Plantago-major_Breitwegerich-1.pdf


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Im Waldmeister-Buchenwald streiten Tiere im Frühling, bis Amete, die Ameise, zeigt, dass Teamarbeit selbst die größten Hindernisse überwindet.
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Wer heute nach Teamregeln, Führungstools oder Kooperationsmodellen sucht, landet schnell bei Flipcharts, Moderationskarten und englischen Buzzwords. Die Natur war da deutlich früher – und erheblich effizienter. Lange bevor Menschen begannen, über Zusammenarbeit nachzudenken, hatten Tiere sie bereits perfektioniert. Nicht aus Nettigkeit, sondern aus Notwendigkeit. Teamverhalten ist in der Natur kein Wohlfühlkonzept, sondern eine Überlebensstrategie. Und genau deshalb lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Als Naturcoach und psychologische Beraterin fasziniert mich dabei weniger die romantische Vorstellung vom harmonischen Tierteam, sondern die ehrliche Realität: Tiere kooperieren, wenn es sinnvoll ist. In meiner Arbeit nutze ich genau solche Beobachtungen aus der Natur, um Teams einen Perspektivwechsel zu ermöglichen – jenseits von Methoden und Modellen. Beginnen wir mit einer der eindrucksvollsten Teamleistungen der Vogelwelt: dem Starengemurmel. Tausende Stare bewegen sich dabei wie eine einzige, atmende Masse durch den Himmel. Kein Anführer, kein Regisseur, kein zentrales Kommando – und doch absolute Synchronität. Der Grund ist denkbar pragmatisch: Raubvögel wie Falken können sich kaum auf ein einzelnes Ziel konzentrieren. Der Schwarm schützt jedes einzelne Tier durch pure Kooperation. Kein Vogel ist wichtiger als der andere, und genau das macht alle sicherer. Ein Prinzip, das auch in menschlichen Teams erstaunlich gut funktioniert – zumindest solange niemand versucht, sich dauerhaft in den Mittelpunkt zu drängen. Ähnlich klar organisiert ist die Zusammenarbeit bei Wölfen – allerdings weniger hierarchisch, als lange angenommen wurde. Moderne Verhaltensforschung zeigt: Ein Wolfsrudel ist meist eine Familiengemeinschaft, bestehend aus einem Elternpaar und dessen Nachwuchs. Entscheidungen entstehen oft situativ und kooperativ. Das berühmte Heulen ist kein Ausdruck von Romantik, sondern ein hochfunktionales Kommunikationsmittel. Wölfe heulen, um sich zu sammeln, um Kontakt zu halten, um Zugehörigkeit zu klären. Gejagt wird gemeinsam, aber nicht nach starren Befehlen, sondern mit flexiblen Rollen, die sich je nach Situation und Erfahrung der Tiere verändern. Führung ist hier kein Dauerstatus, sondern eine Aufgabe auf Zeit – übernommen von dem Tier, das gerade die besten Voraussetzungen mitbringt. Das spart Energie. Und erstaunlich viele Konflikte. Auch Ameisen sind Meisterinnen der effizienten Zusammenarbeit – und das ganz ohne Chefetage. Besonders faszinierend ist ihr sogenannter Tandemlauf. Dabei führt eine erfahrene Ameise eine andere gezielt zu einer Nahrungsquelle. Die Geführte bleibt durch ständigen Kontakt in der richtigen Richtung, lernt den Weg und kann ihn später selbstständig nutzen. Wissen wird nicht abstrakt vermittelt, sondern im Tun weitergegeben. Viele moderne Führungskräfte würden dafür ein Tagesseminar buchen. Manche Tierarten treiben Teamarbeit sogar in eine ästhetische Dimension. Flamingos etwa versammeln sich zu Tausenden und führen synchronisierte Gruppentänze auf. Beine heben, drehen, schreiten – alles gleichzeitig. Das sieht spektakulär aus, erfüllt aber einen klaren Zweck: Es stärkt den Zusammenhalt und spielt eine zentrale Rolle bei der Partnerwahl. Wer aus dem Takt gerät, fällt auf. Auch Delfine sind bekannt für ihre synchronen Bewegungen. Sie schwimmen abgestimmt, führen gemeinsame Pirouetten aus, helfen verletzten Artgenossen und lösen Probleme kooperativ. Empathie ist hier kein sentimentaler Zusatz, sondern Teil der Überlebensstrategie. Besonders spannend wird Zusammenarbeit dort, wo sie Artgrenzen überschreitet. In der Natur nennt man das Symbiose – Zusammenleben zum gegenseitigen Vorteil. Ein klassisches Beispiel ist die Beziehung zwischen Clownfisch und Seeanemone. Die Anemone ist mit giftigen Nesselkapseln bewaffnet, die selbst große Räuber vertreiben. Der Clownfisch jedoch lebt geschützt zwischen ihren Tentakeln, da seine Haut chemisch so getarnt ist, dass die Anemone ihn nicht als Fremdkörper erkennt. Im Gegenzug vertreibt der Clownfisch Fressfeinde der Anemone. Schutz gegen Verteidigung. Klarer Deal, klare Rollen. Auch Wölfe arbeiten artübergreifend – etwa mit Kolkraben. Die Vögel entdecken aus der Luft Kadaver oder verletzte Tiere, die Wölfe öffnen mit ihren Zähnen die dicke Haut. Erst dann können beide fressen. Ohne Absprache, aber mit gegenseitigem Nutzen. Vertrauen entsteht hier nicht aus Sympathie, sondern aus Erfahrung. Im Korallenriff übernehmen Putzerfische die Rolle mobiler Zahnärzte. Große Fische öffnen bereitwillig ihr Maul und lassen Parasiten und Essensreste entfernen. Eine riskante, aber lohnende Kooperation. Allerdings gibt es Betrüger: Fische, die sich als Putzer tarnen, zubeißen und fliehen. Die Folge ist Misstrauen. Manche Räuber fressen lieber den Putzerfisch, als sich auf die Reinigung einzulassen. Auch das ist Natur: Kooperation braucht Verlässlichkeit – sonst endet sie abrupt. Nicht jede Symbiose ist so ausgewogen, wie sie lange schien. Beim Madenhacker etwa, der auf Antilopen, Büffeln oder Nashörnern sitzt, zeigte sich erst spät: Er frisst nicht nur Parasiten, sondern oft auch Fleisch aus offenen Wunden. Die Beziehung nützt häufig mehr dem Vogel als dem Säugetier. Zusammenarbeit ist also nicht automatisch fair. Ein wichtiger Hinweis für alle, die Teamarbeit idealisieren. Dass Kooperation sogar hochgradige kognitive Leistungen erfordert, zeigen aktuelle Forschungen zur gemeinsamen Jagd von Oktopussen und Rifffischen. Der Biologe Eduardo Sampaio und sein Team konnten nachweisen, dass diese Tiere ihr Verhalten flexibel aufeinander abstimmen. Die Fische zeigen dem Oktopus versteckte Beute, der Oktopus scheucht sie heraus oder umschlingt sie mit seinen Armen. Wer die Zusammenarbeit ausnutzt, riskiert Sanktionen. Kooperation erfordert Wahrnehmung, Lernen – und soziale Kontrolle. Besonders aufschlussreich ist auch der Vergleich zwischen Wolf und Hund. Obwohl Hunde als besonders kooperativ gelten, schneiden sie in Tests zur Zusammenarbeit mit Artgenossen schlechter ab als Wölfe. In Experimenten, bei denen zwei Tiere gleichzeitig an einem Seil ziehen mussten, um an Futter zu kommen, warteten Wölfe geduldig aufeinander und koordinierten ihr Handeln. Hunde agierten häufiger individuell. Die Erklärung ist simpel und unbequem: Hunde sind auf Kooperation mit Menschen selektiert – nicht mit ihresgleichen. Teamfähigkeit ist also keine Selbstverständlichkeit, sondern kontextabhängig. Ein Extrembeispiel für kompromisslose Zusammenarbeit liefern Nacktmulle. Blind, haarlos und fast schmerzunempfindlich leben sie in Kolonien von bis zu 300 Tieren unter der Erde. Es gibt eine Königin, Arbeiter und Soldaten, klare Aufgaben und sogar eigene Dialekte. Effizienz und Spezialisierung sind hier perfekt – individuelle Freiheit spielt keine Rolle. Bewundernswert, ja. Erstrebenswert für menschliche Teams? Eher nicht. Denn natürlich hat Zusammenleben auch Nachteile. Konkurrenz um Nahrung, Rangkämpfe, Krankheiten und Parasiten gehören ebenso dazu. Tiergruppen müssen ständig abwägen, ob Kooperation sich lohnt. Gruppengröße, Verwandtschaft, Lebensraum und Jahreszeit entscheiden darüber, ob Teamarbeit Vorteile bringt oder zur Belastung wird. Und genau hier liegt die wichtigste Lehre für uns Menschen: Gute Teams entstehen nicht aus Harmonieversprechen, sondern aus Klarheit. Klare Kommunikation, verlässliche Rollen, gegenseitiger Nutzen und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Tiere zeigen uns nicht, wie man nett zusammenarbeitet – sondern wie man wirksam zusammenlebt. Vielleicht ist das der größte Mehrwert der Natur für Coachingprozesse: Sie erlaubt uns, Teamverhalten jenseits von Moral und Ideologie zu betrachten. Ehrlich, funktional und oft erstaunlich humorvoll. Denn manchmal reicht ein Blick ins Starengemurmel, um zu erkennen: Wenn alle versuchen, der Falke zu sein, wird das Team sehr schnell sehr klein. Quellen: Teamwork - 3sat-Mediathek Symbiose: Warum sich Tierarten zusammentun - [GEOLINO] Tiere als Teamplayer: Was wir von ihnen für die Zusammenarbeit im Job lernen können - Heidrun Jürgens Personaldienstleistungen Tierische Allianzen | campus.kn Wölfe sind die besseren Teamplayer - wissenschaft.de Wie leben Tiere zusammen - VRM Wochenblätter Natho, F. (2005). Die Lösung liegt im Team. Handbuch zur Arbeit mit der Skalierungsscheibe. Dessau: Gamus. Frank Natho systhema 3/2007 · 21. Jahrgang · Seite 357-370
von Alexandra Abredat 14. Dezember 2025
Wenn der Herbst die Gärten leiser macht und die letzten Blüten verblassen, beginnt für Schmetterlinge eine Zeit der Entscheidung. An milden Oktobertagen sitzt vielleicht noch ein Zitronenfalter reglos im Laub, als hätte ihn jemand vergessen. Kein Flattern, kein Suchen nach Nektar – nur Stille. Während wir Fenster schließen und Jacken hervorholen, prüfen Schmetterlinge ihre Optionen: bleiben oder gehen, erstarren oder reisen, sich verbergen oder verwandeln. Die meisten verschwinden aus unserem Blickfeld – und genau hier beginnt das große Missverständnis. Denn Schmetterlinge sind im Winter keineswegs verschwunden. Sie sind nur anders da: als Ei, als Raupe, als Puppe, als scheinbar lebloser Falter im Verborgenen oder auf dem Weg in den Süden. Bleiben oder gehen – die erste Entscheidung Nicht alle Schmetterlinge stellen sich dem Winter in Deutschland. Einige wählen den radikalsten Weg: die Flucht. Zu diesen sogenannten Wanderfaltern gehören Admiral, Distelfalter, Taubenschwänzchen oder Windenschwärmer. Sie verlassen Mitteleuropa im Herbst und ziehen Richtung Südeuropa oder sogar bis nach Afrika. Dabei legen sie Strecken von mehreren hundert bis zu über zweitausend Kilometern zurück. Orientierung bieten ihnen Sonnenstand, Landschaftsstrukturen und das Erdmagnetfeld. Der Winter wird also nicht „überstanden“, sondern schlicht umgangen. Erst ihre Nachkommen oder zurückkehrende Generationen tauchen im Frühjahr wieder bei uns auf. Diese Wanderungen sind keine romantischen Ausflüge, sondern eine nüchterne energetische Entscheidung: Wo es keine Nahrung gibt, lohnt sich kein Verharren. Ausharren als Falter – Überwintern im Stillstand Nur wenige unserer heimischen Tagfalter überstehen den Winter als ausgewachsener Schmetterling. In Baden-Württemberg sind es lediglich sechs Arten: Tagpfauenauge, Kleiner und Großer Fuchs, C-Falter, Trauermantel und der Zitronenfalter. Sie suchen im Spätherbst geschützte Orte auf – Baumhöhlen, Felsspalten, Holzschuppen, Scheunen, Keller oder Dachböden. Dort hängen sie reglos, oft kopfüber, und fallen in eine Winterstarre. Winterstarre bedeutet: Der Stoffwechsel wird auf ein Minimum heruntergefahren, Bewegung eingestellt, Energie gespart. Jeder unnötige Reiz kostet Reserven. Genau hier lauert eine der größten Gefahren durch den Menschen: die sogenannte Wärmefalle. Steigt die Umgebungstemperatur dauerhaft über etwa zwölf Grad – etwa durch eine Heizung – erwachen die Falter. Sie flattern umher, verbrauchen Energie, finden aber keine Nahrung. Bleiben sie in der Wärme, verhungern sie. Setzt man sie unbedacht ins Freie, droht der Kältetod. Entscheidend ist daher ein kühler, frostfreier Ort mit der Möglichkeit, im Frühjahr wieder ins Freie zu gelangen. Der Sonderfall Zitronenfalter – Frostschutz aus eigener Produktion Der Zitronenfalter nimmt unter den heimischen Arten eine Sonderstellung ein. Er überwintert als einziger mitteleuropäischer Schmetterling ungeschützt im Freien, oft im trockenen Laub am Boden oder am Fuß von Bäumen. Möglich macht das ein körpereigenes Frostschutzsystem: Durch die Anreicherung seiner Körperflüssigkeiten mit Glycerin, Sorbit und Eiweißen senkt er den Gefrierpunkt so stark ab, dass Temperaturen bis minus zwanzig Grad überstanden werden können. Selbst schneebedeckte Zitronenfalter wurden schon gefunden – reglos, aber lebendig. Diese Fähigkeit erklärt auch sein ungewöhnlich langes Leben: Während viele Falter nur wenige Wochen leben, kann der Zitronenfalter fast ein Jahr alt werden. Er legt lange Ruhephasen ein – im Sommer wie im Winter – und startet im Frühjahr oft als einer der ersten Schmetterlinge in die neue Saison. Verwandlungspause – Winter als Entwicklungszeit Für die Mehrheit der Schmetterlinge gilt jedoch: Nicht das erwachsene Tier überlebt den Winter, sondern der Lebenszyklus. Viele Arten sterben im Herbst nach der Fortpflanzung. Gesichert wird nicht das Individuum, sondern die nächste Generation. Ein Teil der Arten überwintert als Puppe. Schwalbenschwanz, Aurorafalter oder Landkärtchen sind dann gut geschützt in einer Chitinhülle, angeheftet an Pflanzenstängeln, verborgen im Boden oder eingesponnen in Kokons. Andere Arten gehen als Raupe in den Winter – etwa Bläulinge, Schillerfalter oder das Schachbrett. Manche verkriechen sich unter Rinde oder Laub, andere bauen sich spezielle Gespinste, sogenannte Hibernarien. Wieder andere harren nahezu schutzlos an ihren Futterpflanzen aus. Auch das Ei kann ein Winterquartier sein, etwa beim Apollofalter oder Nierenfleck-Zipfelfalter. Winzig, unscheinbar und erstaunlich widerstandsfähig trotzen diese Entwicklungsstadien Frost, Trockenheit und Zeit. Energie sparen um jeden Preis Allen Strategien gemeinsam ist ein zentrales Prinzip: Energie. Im Winter gibt es keine Blüten, keinen Nektar, kaum Möglichkeiten zur Nahrungsaufnahme. Deshalb wird gespart, gedrosselt, stillgelegt. Jede Störung – Bewegung, Wärme, falsches Umsetzen – kann den fein austarierten Energiehaushalt kippen. Der Winter ist für Schmetterlinge keine Schlafenszeit, sondern ein biologischer Ausnahmezustand. Klimawandel – wenn der Winter aus dem Takt gerät Zunehmend problematisch sind milde Winterphasen. Warme Tage im Februar oder März können überwinternde Falter aus der Starre holen. Sie erwachen, finden jedoch noch keine Nahrung. Kommt danach erneut Frost, überleben viele diese zweite Kältephase nicht. Der Klimawandel verändert damit nicht nur Temperaturen, sondern ganze Zeitpläne – und stellt besonders überwinternde Falter vor neue Risiken. Was wir tun können – helfen durch Nichtstun Der wichtigste Beitrag des Menschen ist oft Zurückhaltung. Wer überwinternde Falter entdeckt, sollte sie nicht stören. Gärten profitieren von Unordnung: liegen gelassenes Laub, stehen gelassene Stängel, Reisig- und Steinhaufen bieten lebenswichtige Winterquartiere. Gartenhäuser, Schuppen oder unbeheizte Garagen können helfen – vorausgesetzt, sie bleiben kühl und bieten im Frühjahr einen Ausgang ins Freie. Findet man einen Falter in einem beheizten Raum, ist behutsames Umsiedeln gefragt: vorsichtig in eine Pappschachtel setzen, kühl und frostfrei unterbringen, Flügel niemals berühren. Und im Frühling: Türen, Fenster und Luken öffnen. Wenn dann die ersten sonnigen Tage kommen und ein Zitronenfalter gelb durch den noch kahlen Garten flattert, ist das kein Wunder. Es ist das sichtbare Ende eines langen, stillen Winters – und der Beweis, dass Überleben manchmal vor allem eines braucht: Ruhe. Sonderfall Winterliebe: Der Frostspanner Während die meisten Schmetterlinge den Winter meiden, verschlafen oder in andere Entwicklungsstadien auslagern, gibt es Arten, die der Kälte bewusst entgegentreten. Ein besonders anschauliches Beispiel sind die Frostspanner. Wer im Spätherbst oder frühen Winter nachts durch Wälder oder an Baumreihen entlangfährt, kann sie im Lichtkegel der Scheinwerfer entdecken: kleine, helle Falter, die scheinbar unbeeindruckt von Frost und Dunkelheit umherflattern. Biologisch betrachtet ist dieses Verhalten ebenso kühn wie klug. Beim Kleinen Frostspanner (Operophtera brumata) und beim Großen Frostspanner (Erannis defoliaria) erscheinen die erwachsenen Falter erst sehr spät im Jahr – meist ab November, manchmal sogar noch bei leichtem Frost. Die Männchen sind flugfähig und auf nächtlicher Suche nach Weibchen, die hoch oben in den Baumkronen sitzen. Diese wiederum besitzen keine Flügel. Stattdessen klettern sie an Baumstämmen empor und senden von dort intensive Sexualduftstoffe aus, sogenannte Pheromone, die die Männchen zuverlässig anlocken. Der Winter bietet den Frostspannern dafür ideale Bedingungen. Viele ihrer natürlichen Feinde sind zu dieser Jahreszeit nicht aktiv: Fledermäuse halten Winterruhe, Zugvögel sind längst im Süden, und auch die Konkurrenz anderer Nachtfalter ist minimal. Kälte wird hier nicht zum Hindernis, sondern zur strategischen Bühne für die Fortpflanzung. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre winzigen Eier gut versteckt in Rindenritzen ab. Die erwachsenen Tiere selbst leben nur wenige Tage; ihre Mundwerkzeuge sind verkümmert, Nahrung nehmen sie nicht mehr auf. Im Frühjahr schlüpfen die Raupen pünktlich zum Blattaustrieb. Vor allem die grünen Raupen des Kleinen Frostspanners sind dann gefräßig und können Bäume zeitweise kahl fressen – ein Anblick, der dramatischer wirkt, als er ist. Die meisten Gehölze treiben problemlos wieder aus. In naturnahen Gärten regulieren Vögel wie Kohlmeisen den Raupenbestand ganz von selbst. Eine weitere Besonderheit verbindet die Frostspanner mit anderen Überwinterungsstrategen der Insektenwelt: In ihren ersten Lebenstagen lassen sich die Jungraupen mithilfe feiner Seidenfäden vom Wind verdriften. Dieses sogenannte „Ballooning“ sorgt dafür, dass sich die nächste Generation im Lebensraum verteilt – ein leiser, luftiger Neuanfang nach einem Winter, der für ihre Eltern das Ende bedeutete. Der Frostspanner zeigt damit eindrucksvoll, dass Überwinterung nicht immer Rückzug oder Starre bedeutet. Manchmal heißt sie auch: hinausgehen in die Kälte, wenn sonst niemand mehr unterwegs ist – und genau dort erfolgreich sein. Quellen: Schmetterlingen in der Wohnung helfen Überwinterung der Schmetterlinge, NABU Baden-Württemberg Wie überwintern Schmetterlinge? - Plantura Schmetterlinge überwintern: Hier finden sie ein Winterquartier | kraut&rüben Schmetterlinge im Winter - NABU NRW Frostspanner: Duftendes Liebeswerben in kalten Nächten - NABU aktion tier – Menschen für Tiere e.V.: Überwinterungsstrategien unserer Schmetterlinge und wie man ihnen helfen kann
von Alexandra Abredat 13. Dezember 2025
Wenn der Herbst Einzug hält und die Temperaturen sinken, scheinen Spinnen plötzlich vom Erdboden verschluckt zu sein. In Wirklichkeit haben sie höchst durchdachte Strategien entwickelt, um die frostigen Monate zu überstehen. Als wechselwarme Tiere übernehmen sie die Temperatur ihrer Umgebung, werden bei Kälte träge und müssen ohne geeignete Schutzmaßnahmen erfrieren – was die Natur durch ausgeklügelte Überlebensmechanismen verhindert. Viele heimische Spinnenarten ziehen sich in bodennahe Strukturen zurück: Laubschichten, Streu, Totholz, Steinhaufen oder Hohlräume unter Baumrinden bieten hervorragenden Schutz vor Kälte und Austrocknung. Rund 80 Prozent der Arten nutzen diese Bodenüberwinterung und fallen in eine Kältestarre, bei der Stoffwechsel und Beweglichkeit stark reduziert sind. Um Zellschäden durch Eisbildung zu verhindern, produzieren viele Spinnen körpereigene Frostschutzstoffe aus Zucker, Glycerin oder Aminosäuren. Auf diese Weise überstehen sie selbst Temperaturen bis minus 20 Grad Celsius – reglos, aber lebendig. Nicht alle Spinnen überwintern als adulte Tiere. Bei vielen endet der Lebenszyklus im Herbst, nachdem die Weibchen Eier in isolierten Kokons abgelegt haben. Die Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) ist ein bekanntes Beispiel: Während die erwachsenen Tiere sterben, überwintern die Eier geschützt im Kokon, der aus mehreren Schichten Spinnseide besteht. Andere Arten, wie der Ammen-Dornfinger (Cheiracanthium punctorium), treiben elterliche Fürsorge auf die Spitze: Nach dem Schlupf der Jungtiere stirbt das Weibchen im Gespinst und dient dem Nachwuchs als Nahrung – makaber, aber äußerst effizient. Manche Spinnen nutzen die Nähe zum Menschen. Hauswinkelspinnen und Zitterspinnen haben sich perfekt an Wohnungen, Keller und Garagen angepasst und sind dort das ganze Jahr über aktiv. Sie wirken oft fehl am Platz, erfüllen aber eine nützliche Aufgabe: Als Insektenjäger halten sie Fliegen, Motten und Stechmücken in Schach. Ihre feinen Körperhaare dienen dabei als hochsensible Sinnesorgane, mit denen sie selbst kleinste Bewegungen wahrnehmen – fast so, als hörten sie jedes Niesen einer Mücke. Besonders eindrucksvoll ist die Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana). Seit ihrer Entdeckung 2005 in Deutschland breitet sie sich aus dem Mittelmeerraum stammend zunehmend im Südwesten aus. Groß, langbeinig und auffällig gemustert, kann sie zwar theoretisch zubeißen, tut dies aber nur bei direkter Bedrängnis – die Folgen für Menschen sind in der Regel harmlos. Dafür ist sie ein effizienter nächtlicher Jäger, der die Fliegenpopulation klein hält. Nicht alle Arten bleiben inaktiv. Einige, wie die Baldachinspinnen (Linyphiidae), bauen auch im Winter Netze in Bodennähe und treiben ihre kleinen Flugfäden durch den Wind. Andere benötigen die Kälte sogar für ihre Entwicklung: Weberknechte (Opiliones), nahe Verwandte der Spinnen, sterben als adulte Tiere, während ihre Eier den Frost benötigen, um sich optimal zu entwickeln. Ein besonders spektakulärer Überwinterungsfall ist die Wasserspinne (Argyroneta aquatica). Sie bezieht ein leeres Schneckenhaus, füllt es mit Atemluft, verschließt die Öffnung mit Spinnseide und lässt sich an die Wasseroberfläche treiben. Dort friert das Häuschen ein, bis im Frühjahr alles wieder auftaut – eine clevere, beinahe schon technische Lösung für frostige Monate. Experten wie Dr. Hubert Höfer von der Arachnologischen Gesellschaft e. V. (AraGes) bestätigen: Spinnen überwintern in Mitteleuropa in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Während viele erwachsene Tiere sterben, sichern Eier, Jungtiere oder kälteresistente Erwachsene den Fortbestand der Population. Die AraGes widmet sich der Erforschung dieser Strategien und der Vermittlung fundierten Wissens über heimische Spinnentiere. Für den Menschen bedeutet dies: ein wenig Nachsicht im Haus und Garten reicht aus, um Spinnen das Überwintern zu erleichtern. Laub, ungemähte Wiesen, Holz- und Steinhaufen dienen nicht nur Spinnen, sondern auch Igeln, Siebenschläfern und anderen Tieren als sichere Winterquartiere. Wer eine Spinne im Haus entdeckt, sollte sie umsiedeln statt töten – Glas und Papier genügen meist. Am Ende wird deutlich: Spinnen verschwinden im Winter nicht, sie verziehen sich nur an strategisch clevere Orte. Ob in Kokons, unter Laub, in frostgeschützten Bodenverstecken oder sogar in menschlichen Häusern – sie sind Überlebenskünstler. Und wenn wieder eine achtbeinige Gestalt im Keller auftaucht, ist das kein Grund zur Panik. Sie hat sich schlicht den wärmsten und sichersten Platz ausgesucht – und nebenbei die lästige Mückenpopulation reduziert. Wer möchte, kann diesem kleinen Mitbewohner also fast dankbar sein. Quellen: Spinnen: Dulden oder raussetzen? - NABU BW Wie überwintern heimische Spinnen wie die Kreuzspinne? WIE ÜBERWINTERN INSEKTEN UND SPINNEN? - Insektum Wo sind die Spinnen im Winter? „Gefrierschutzmittel“ im Blut: Wie Spinnen den Winter überleben
von Alexandra Abredat 27. November 2025
An einem Donnerstagmorgen Ende November machten meine Freundin und ich uns auf den Weg nach Südtirol. Sechs Stunden Fahrt waren geplant, und tatsächlich passte alles wie am Schnürchen: kein Stau, keine Verzögerungen, nur der Neuschnee, der ab und zu die Konzentration einforderte. Die Winterlandschaft draußen war zwar schön anzusehen, machte die Fahrt aber auch anstrengend, sodass wir froh waren, als wir schließlich in Kloster Neustift ankamen. Es war mein zweiter Besuch in diesem Kloster, und wie beim ersten Mal im Winter beeindruckte mich erneut die Atmosphäre: ruhig, harmonisch, irgendwie zeitlos. Nach dem Einchecken erwartete uns ein Abendessen, das keine Wünsche offenließ – Käse, Wurst, frisches Brot, alles sorgfältig angerichtet. Danach begann das Seminar, auf das ich mich schon lange gefreut hatte: Wein und Schokolade in allen erdenklichen Kombinationen. Manche Weine gefielen mir zunächst überhaupt nicht, aber in Verbindung mit der Schokolade verwandelte sich jede kleine Überraschung in ein Geschmackserlebnis. Es war spannend zu beobachten, wie süße, bittere oder fruchtige Nuancen miteinander verschmolzen und plötzlich ganz neue Aromen entstanden. Glücklicherweise war das Zimmer nicht weit entfernt, was nach einem langen Tag eine willkommene Erleichterung war. Trotzdem musste ich feststellen, dass die Kombination aus Anreise und Seminar doch recht anstrengend gewesen war – nächstes Mal würde ich wohl einen Tag früher anreisen, um den Kopf frei zu haben. Das Kloster selbst ist ein Ort mit Geschichte und Seele. Gegründet im Jahr 1142, beherbergt es heute nicht nur Chorherren, sondern auch ein Bildungshaus, eine Vinothek und einen beeindruckenden Garten. Die Kombination aus Tradition, Gastfreundschaft und moderner Nutzung machte den Aufenthalt besonders angenehm. Ich konnte durch die Gänge und Innenhöfe schlendern, die Basilika betrachten und die Ruhe genießen, ohne dass Hektik oder Lärm die Stimmung störten. Für das Seminar war Neustift der perfekte Ort: eine Mischung aus Kultur, Kulinarik und Gelassenheit, die man sonst selten findet. Auch wenn mir nicht jeder Wein schmeckte, so war doch jeder Moment spannend und inspirierend – besonders in Kombination mit der Schokolade. Am Ende des Tages fühlte ich mich rundum zufrieden: satt, ein wenig beschwingt und voller Eindrücke, die noch lange nachwirkten. Im Fazit bleibt für mich, dass ich Kloster Neustift jederzeit wieder besuchen würde – vielleicht beim nächsten Mal im Sommer, um die Gärten und die Umgebung noch intensiver genießen zu können.
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