Klee und das Geheimnis der Knöllchenbakterien

Alexandra Wizemann

Zu den Besonderheiten des Wiesen-Klees (Trifolium pratense), der gemeinhin auch als Rot-Klee bezeichnet wird, gehört, dass der Schmetterlingsblütler für den Gartenliebhaber ein schwer bekämpfbares Unkraut, für Naturliebhaber dagegen ein wertvolles Wildkraut ist. 

Die zu den Hülsenfrüchtlern (Fabaceae oder Leguminosae) gehörende Pflanze, ist ein häufiger Begleiter auf Wiesen und Wegrändern. Wiesen-Klee-Präparate und -Tees werden heute vor allem bei Wechseljahresbeschwerden und Schleimhautentzündungen verwendet. Doch auch die Keimlinge bzw. die Sprossen des Wiesen-Klees finden in der Küche aufgrund des hohen Vitaminanteils viele Anhänger. [1] Der Gattungsname Trifolium ist lateinischer Herkunft und aus tres, tria (drei) und folium (Blatt) zusammengesetzt. Pratense (lat., auf Wiesen wachsend) dokumentiert das bevorzugte Vorkommen der Pflanze. [2]


Vorkommen

Man findet den Wiesen-Klee in Fettwiesen, auf Feldern und in lichten Wäldern, auch als Kulturpflanze wird er angebaut. Er bevorzugt frische, nährstoffreiche, tiefgründige Ton- und Lehmböden und ist kalk- und sulfatliebend. Der Wiesenklee gedeiht auf der kollinen bis zur alpinen Höhenstufe; in den Zentralalpen steigt er bis in Höhenlagen von 2.600 Meter (dort eigene Unterarten). In den Allgäuer Alpen steigt die Unterart Trifolium pratense subsp. nivale am Gipfel des Nebelhorns in Bayern bis zu einer Höhenlage von 2.240 Metern auf, die Unterart Trifolium pratense subsp. pratense im Allgäu über 2.000 Meter. [3]


Vegetative Merkmale

Der Wiesen-Klee ist eine ein- bis zweijährige oder überwinternd grüne, ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 15 bis 80 Zentimeter erreicht. Der aufrechte oder aufsteigende Stängel ist kahl bis dicht angedrückt behaart. Der Wiesenklee ist ein Hemikryptophyt [4] und eine Schaftpflanze [5] mit kräftigem Rhizom und Zugwurzeln. Er kann bis zu 2 Meter tief wurzeln. Die vegetative Vermehrung erfolgt durch unterirdische Ausläufer.

Die wechselständig und spiralig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist 1,8 bis 8,6 Zentimeter lang. Die Blattspreite ist dreiteilig gefiedert, auch gefingert genannt. Die beiderseits fein behaarten Blättchen sind bei einer Länge von 18 bis 60 Millimeter sowie einer Breite von 8 bis 35 Millimeter eiförmig bis elliptisch mit rundlichen Grund und im oberen Bereich länglich; sie weisen einen helleren Fleck in der Mitte auf. Der Rand der Blättchen ist glatt. Die eiförmigen bis lanzettlichen Nebenblätter sind mit dem Blattstiel verwachsen, der freie Teil ist grannenartig, viel kürzer als der verwachsene untere Teil sowie kahl oder behaart. Schon die Keimblätter führen Tag- und Nachtbewegungen aus, indem sie sich nachts zusammenlegen. Die Fiedern der Laubblätter schwingen im Dunkeln in einem ca. dreistündigen Rhythmus (autonome Turgorbewegung [6]). [7]

 

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von April/Mai bis Oktober. Es werden vielblütige, kugelige bis eiförmige ährige Blütenstände gebildet, die eine Länge von 1 bis 2 Zentimetern und einen Durchmesser von 2 bis 3 Zentimetern aufweisen. Der Blütenstand ist meist von den obersten Stängelblättern umhüllt.

Die zwittrigen Blüten sind zygomorph [8] und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind verwachsen. Die zehnnervige Kelchröhre ist nur wenig behaart. Die ungleichen Kelchzähne sind gewimpert. Einzelne der fünf roten Kronblätter sind verwachsen. Die Krone besitzt die typische Form einer Schmetterlingsblüte und ist 10 bis 18 Millimeter lang. Das einzelne Fruchtblatt ist oberständig. [9]


Bestäubung

Die Blüten des Wiesen-Klees sind sehr schmal und durch einen Klemm-Mechanismus geschützt, der von den Insekten beim Besuch geöffnet werden muss. Die Bienen müssen ihren Kopf mit Kraft in die Blüte schieben, um an den Nektar heran zu kommen und werden dabei an der Unterseite des Kopfes mit Pollen bepudert. Wiesen-Klee ist nicht in der Lage, durch Selbstbestäubung Samen zu erzeugen. Es werden in jedem Fall Pollen von anderen Blüten gebraucht. Dadurch, dass die Blüte sehr lang ist, werden Insekten benötigt, die lange Zungen haben. Bei den Honigbienen gibt es geringe Unterschiede in der Zungenlänge, so dass es vorkommen kann, dass bestimmte Züchtungen besser oder schlechter bestäuben können. In der Hauptblütezeit sind allerdings die Nektarien so voll, dass alle Bienen leicht an den Nektar gelangen können. Es gibt aber viele Hummelarten und einige Wildbienenarten, die eine längere Zunge haben oder größer sind und gut an den Nektar herankommen. [10]

Die Hülsenfrucht ist 1,5 bis 4 Millimeter lang und bis zu 1 Millimeter breit und enthält ein bis zwei Samen. Die winzigen ein- bis zweisamigen Früchte springen mit einem Deckel auf. Der behaarte Kelch bleibt, und die bewimperten Kelchzipfel dienen gemeinsam mit der trockenen Blütenkrone als Flugorgan (Schirmchenflieger und Flügelflieger). Dazu Zufallsverbreitung durch Grasfresser, Ameisenverbreitung und Ausbreitung durch Regenwürmer (ein bisher zu wenig beachteter Typ). Die Fruchtreife erfolgt von August bis Oktober. Die hartschaligen Samen sind lange keimfähig.  [11]


Einige morphologisch ähnliche Arten

Verwechslungen können mit dem Zickzack-Klee oder Mittlerer Klee (Trifolium medium) passieren. Hier sind die Stängel meist deutlich hin- und hergebogen und die Köpfchen sind einzeln und deutlich gestielt. [12]

 

Lebensraum für Tiere

Der Wiesen-Klee ist eine eiweißreiche Futterpflanze und wird in Deutschland seit dem 11. Jahrhundert angebaut, Kleekulturen waren aber erst nach 1750 verbreitet. Für die Imkerei wurden Sorten mit kürzerer Kronröhre herausgezüchtet. [13]


Verwendung

Kleeblüten passen sowohl zu süßen als auch zu pikanten Speisen. Die süß schmeckenden Blüten werden zum Würzen und zur Dekoration über Gemüsegerichte, Salate und Süßspeisen gestreut und auch pur verzehrt. Besonders fein schmecken die rötlichen Blüten, wenn sie vom grünen Blütenmantel abgezupft werden. Sie können auch zu Sirup und Gelee verarbeitet werden. Eine besondere Delikatesse sind Wiesen-Klee-Blüten und Kleeblätter mit einem Schokoladenüberzug.

Es ist auch möglich die Sprossen zu verwenden. Die frischen Keimlinge enthalten viele wichtige Mineralien und Spurenstoffe wie z.B. Vitamin B1, B3 und C sowie höhere Anteile an Magnesium, Calcium und Kalium. Die Sprossen haben einen angenehmen, milden und leicht nussigen Geschmack. Die Rotkleesprossen können ähnlich wie Kresse verwendet werden und eignen sich für viele Salatgerichte. Die Sprossen lassen sich in Keimgeräten einfach anbauen und benötigen etwa 5 bis 8 Tage, bis sie verzehrfertig sind.

Junge Blätter eignen sich für Salate, Kräuterspeisen, Suppen und Smoothies. Die Blätter harmonieren hervorragend mit Petersilie. [14] Der Geschmack erinnert ein wenig an Erbsen oder Feldsalat.


Wiesen-Klee-Pesto

# 50 g frische Wiesen-Klee-Blätter und -blüten

# 50 ml Olivenöl

# 25 g Buchweizen oder Sonnenblumenkerne

# ½ TL Zitronensaft

# Salz und Pfeffer


Zubereitung

# Wiesen-Klee, wenn nötig säubern, aber möglichst nicht waschen

# Zusammen mit Olivenöl, Salz und Zitronensaft mit einem Mixer oder Pürierstab zerkleinern

# Buchweizen oder Sonnenblumenkerne in einer Pfanne ohne Fett anrösten

# Zu dem Wiesen-Klee-Gemisch geben und nochmals durchmixen, so dass die Kerne leicht zerkleinert werden

Dieses Wiesen-Klee-Pesto passt zu Nudelgerichten oder kann als herzhafter Brotaufstrich genossen werden.

 

Wiesen-Klee-Blüten Likör

Ganz zart und doch intensiv nach Blüten und Nektar schmeckt der Wiesen-Klee-Blüten Likör. Früher trank man ihn nur zu besonderen Anlässen.

# 3 Handvoll frische Wiesen-Klee-Blüten

# 1 Handvoll abgezupfte frische Taubnessel Blüten

# 1 Zitrone

# 300 ml Alkohol 96 %

# 500 ml roter Johannisbeersaft

# 100 g Zucker

# 300 g Honig


Zubereitung

# Den Saft erhitzen und den Zucker darin auflösen. Die Zitrone auspressen. Kurz vor dem Kochen den Zitronensaft zugeben und 10 Minuten zugedeckt köcheln lassen.

# In den noch lauwarmen Sirup (40 bis 60 °C) die Blüten und den Honig geben und 2 Tage ziehen lassen. Während dieser Zeit mehrmals umrühren.

# Den Alkohol langsam unterrühren und den Ansatz 6 Wochen reifen lassen.

# Den Likör durch ein feines Tuch sieben und die Blüten auspressen. Anschließend durch einen Faltenfilter filtrieren, um den Likör weitgehend klar zu bekommen.

Wenn dieser Likör älter als 2 Jahre ist, hat er seinen Blütenduft verloren und es bleibt weitgehend nur der Honiggeschmack übrig. Deshalb nicht lange warten, sondern genießen. [15]


Wiesen-Klee-Blüten Sirup

# 4 bis 5 Handvoll frische Wiesen-Klee-Blüten

# 1 Zitrone

# 800 g Zucker

# 1 Liter Wasser


Zubereitung

# Wiesen-Klee, wenn nötig säubern, aber möglichst nicht waschen

# Blüten klein schneiden

# Die Zitrone in Scheiben schneiden und gemeinsam mit den Blüten in eine Schüssel geben

# Wasser aufkochen und hinzugeben

# Die Schüssel abdecken und 24 Stunden ziehen lassen

# Abseihen und die Pflanzenreste gut ausdrücken

# Den gewonnenen Saft mit dem Zucker aufkochen

# Köcheln lassen bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat

# In saubere Flaschen abfüllen und im Kühlschrank lagern

Der Sirup hält sich gekühlt etwa ein Jahr. [16]

 

Wiesen-Klee-Blüten Gelee

# 4 bis 5 Handvoll frische Wiesen-Klee-Blüten

# 1 Handvoll Blüten vom Löwenzahn

# 1 Handvoll Blüten vom Thymian

# 1 Zitrone

# 1 kg Zucker

# 500 g Gelierzucker, 3:1

# 1 Liter Wasser


Zubereitung

# Wiesen-Klee, wenn nötig säubern, aber möglichst nicht waschen

# Die Zitrone in Scheiben schneiden

# Die Zitrone zusammen mit den Blüten und dem Zucker in 1 Liter Wasser eine halbe Stunde offen köcheln lassen

# Abkühlen lassen und abseihen. Die Blüten gut ausdrücken

# In den Sirup den Gelierzucker einrühren und nach Packungsanleitung fertigkochen

# Nach gelungener Gelierprobe in kleine Gläser füllen und sofort verschließen

Schmeckt auf dem Frühstücksbrötchen, aber auch zum Würzen von Wild oder zum Süßen von Tee. [17]


Heilpflanze

Der Wiesen-Klee gilt damals wie heute als wertvolles Heilkraut. Bei der Verwendung als Arznei sind vor allem die Wiesenkleeblüten von Bedeutung, die zahlreiche wertvolle Inhaltsstoffe beinhalten. Darunter zählen vor allem die Gerbstoffe und eine Stoffgruppe namens Isoflavone.

In alten Kräuterbüchern wurden die Blüten des Wiesen-Klees bei schmerzhaften Darmbeschwerden und bei Menstruationsbeschwerden verwendet. Äußerlich kam die Heilpflanze u.a. bei Geschwüren und „harten Knollen“ zum Einsatz. Der Kräuterkundige und Arzt Matthioli empfahl die Rotkleeblüten mit den Samen in Honigwasser oder Wein zu sieden und zu trinken. Auch der direkte Verzehr der gesamten Pflanze wurde zu jener Zeit empfohlen.

In der heutigen Heilkunde und Volksmedizin wird der Wiesen-Klee darüber hinaus für zahlreiche weitere Beschwerden und Krankheiten verwendet. Er wird heute jedoch auch vorsorglich zur Vorsorge von Herz- und Kreislauferkrankungen und bei diversen Beschwerden in den Wechseljahren (Menopause) genutzt.

Verantwortlich für den breiten Einsatz des Wiesen-Klees in der Naturheilkunde sind die enthaltenden Inhaltsstoffe, die ein recht großes Wirkungsspektrum ergeben. [18] Im Wiesen-Klee sind pflanzliche Hormone, sogenannte Phytohormone, enthalten. Diese ähneln dem menschlichen Hormon Östrogen und heißen daher auch Phytoöstrogene. Sie können unseren Hormonspiegel ausgleichen und helfen deshalb sowohl bei Östrogenmangel als auch bei einem Östrogenüberschuss.

Frischer Wiesen-Klee lindert schmerzende und juckende Insektenstiche. Dazu wird der Klee gequetscht und auf den Stich gelegt. [19]

 

Wiesen-Klee-Blüten Tinktur

Eine Tinktur mit Rotkleeblüten wird zeitgleich innerlich und äußerlich bei Psoriasis (Schuppenflechte), Ekzemen der Haut, entzündeten Gelenken und Rheuma angewendet. [20]


Wiesen-Klee-Blüten Tee

Bei Bronchialleiden, Husten, Schlafbeschwerden, zu hohen Cholesterinwerten, Weißfluss und Augenleiden wird ein Tee aus Rotkleeblüten eingenommen. Er wirkt blutreinigend, stimulierend und entzündungshemmend. Zur Stärkung nach längerer Krankheit wird er als Kur über vier Wochen täglich getrunken. Die Teekur erhöht außerdem das Wohlbefinden und wirkt ausgleichend bei depressiven Verstimmungen, was Rotklee zu einem guten Begleiter in Krisenzeiten macht. Rotkleeblütentee reduziert darüber hinaus die Gefahr von Prostata-Erkrankungen und hilft bei Leberschwäche.

Für den Tee vier Teelöffel getrocknete oder sechs Teelöffel frische Blüten mit 250 ml kochendem Wasser aufgießen und 10 Minuten ziehen lassen.

In dem Tee getränkte Umschläge sollen bei Brustentzündung helfen. Zur Unterstützung der Heilung von Halsschmerzen und wundem Zahnfleisch wird Rotkleetee zum Gurgeln verwendet. [21]


Aphrodisiakum, Zaubermittel und Ritualgewächs

Nicht nur die Christen sprachen dem Klee besondere Eigenschaften zu. Bei den Kelten zum Beispiel sollte Klee bösen Zauber abwehren und magische Kräfte verleihen. Und im Mittelalter wurde vierblättriger Klee an die Kleidung genäht, um den Träger auf Reisen vor Unglück zu schützen. Für die Iren ist das dreiblättrige Kleeblatt (der „shamrock“) sogar zum Nationalsymbol geworden. Jedes Jahr wird am 17. März der sogenannte St. Patrick’s Day gefeiert und das ganze Haus mit Kleeblättern geschmückt. Der Namensgeber des Feiertags ist der Heilige Patrick, welcher den Iren anhand des Kleeblattes die göttliche Dreifaltigkeit erklärte. Dass es äußerst schwierig ist, ein vierblättriges Kleeblatt zu finden, wissen die meisten. Warum gibt es aber überhaupt vierblättrige Kleeblätter? Die Wissenschaft weiß darüber erstaunlich wenig. Ursache für die erhöhte Blattanzahl ist eine Genmutation. Dabei entstehen nicht nur vier-, sondern auch fünf- und sogar mehrblättrige Kleeblätter. Doch warum und wie oft diese Mutationen auftreten, bleibt weiterhin ein Rätsel. [22]


Verwendung im Garten

Klee reichert Stickstoff im Boden an und gilt als sehr guter Bodenverbesserer. Er ist als Vorfrucht und zur Gründüngung geeignet. [23]

 

Das Geheimnis der Knöllchenbakterien

Jeder Hobbygärtner hat schon mal was von den Knöllchenbakterien gehört. Doch was ist das und wofür sind diese gut? Alle Lebewesen benötigen Stickstoff in Form von Ammonium für das Wachstum. Dieser ist zwar reichlich in der Erdatmosphäre enthalten, aber so kann er von Pflanzen nicht aufgenommen werden, deshalb müssen wir für eine gute Ernte unsere Pflanzen düngen. Die Herstellung von Dünger ist aber energieintensiv und teuer. Außerdem wird bei der heutigen Produktionsweise viel CO2 freigesetzt.

Toll wäre es doch, wenn man den Stickstoff aus der Erdatmosphäre nutzen könnte und hier kommen die Knöllchenbakterien (Bakterien aus der Familie der Rhizobiaceae), auch Rhizobien genannt, ins Spiel. Sie sind in der Lage, den Dünger sozusagen aus der Luft zu holen. Sie gehen mit Schmetterlingsblütlern (Fabaceae), auch Leguminosen oder Hülsenfrüchtler genannt, eine Lebensgemeinschaft ein, binden den Stickstoff aus der Luft und stellen ihn den Pflanzen zur Verfügung. Dabei profitieren sowohl die Pflanzen als auch die Knöllchenbakterien: Die Pflanze bezieht von den Bakterien Ammonium, und die Bakterien erhalten im Gegenzug von der Pflanze kohlenstoffreiche Karbonsäuremoleküle. Ganz gezielt können Sie die stickstoffbindende Eigenschaft der Schmetterlingsblütler durch den Einsatz von Gründüngungspflanzen nutzen. Säen Sie auf abgeerntete Beete oder zwischen Obstbäumen und Beerensträuchern z.B. die zottige Wicke oder Klee aus. Neben der Zufuhr von Stickstoff wird auch die Verdunstung von Wasser verlangsamt. [24]


Blumensprache

Bei meinem Schatz, da ist gut liegen,

Das bleibt ein´ kleine Weil’ verschwiegen.

Jetzt, Mutter, tut Bauchle weh,

Jetzt geh du selbst und hau den Klee.

Mutter, ´s hilft kein Sälbele mehr,

Es ist schon groß und zappelt sehr.

Zappelt wie ein Fisch im Rhein,

´s wird wohl ein kleiner Junker sein.

Aus einem schwäbischen Volkslied des 18. Jahrhunderts [25]


Quellen
[1] www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Rotklee und www.gartenjournal.net/rotklee-steckbrief

[2] www.spektrum.de/lexikon/arzneipflanzen-drogen/trifolium-pratense

[3] de.wikipedia.org/wiki/Wiesenklee

[4] Hemikryptophyten sind Pflanzen, deren Überdauerungsknospen an der Erdoberfläche liegen. In der Regel sind diese von Schnee, Laub oder Erde als Witterungsschutz bedeckt.

[5] Schaftpflanzen bilden eine senkrechte Wurzel aus, an deren Schaft sich die Pflanze nach der Überwinterung erneuert.

[6] Von einer Pflanzenbewegung spricht man in der Botanik, wenn eine Pflanze auf einen Reiz mit einer Bewegung reagiert. Pflanzenbewegungen dienen der einzelnen Pflanze dazu, den Lebensraum bestmöglich auszunutzen bzw. zu erschließen, oder um Gefahren auszuweichen. Pflanzenbewegungen können Taxien, Nastien, Tropismen oder autonome Bewegungen sein. Endogene Bewegungen, also nicht von Außenfaktoren gesteuerte Bewegungen, werden als autonom bezeichnet. Diese Bewegungsmechanismen kann man in passive und aktive Mechanismen einteilen.

[7] de.wikipedia.org/wiki/Wiesenklee

[8] Als zygomorph werden in der Botanik Blüten bezeichnet, die aus zwei spiegelgleichen Hälften bestehen, also über nur eine Symmetrieebene verfügen.

[9] de.wikipedia.org/wiki/Wiesenklee

[10] www.bienenwanderung.de/article/rotklee

[11] de.wikipedia.org/wiki/Wiesenklee

[12] Was blüht denn da? Kosmos Naturführer, von M. und R. Spohn, 59. Auflage, 2015, ISBN 978-3-440-13965-3

[13] de.wikipedia.org/wiki/Wiesenklee

[14] www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Rotklee und www.kostbarenatur.net/anwendung-und-inhaltsstoffe/rotklee

[15] Blüten und Kräuter Liköre Rita Vitt (Hg.), ISBN: 978-3-8186 0689 3

[16] www.bergwelten.com/a/rotklee-sirup-sommersaft-zum-selbermachen

[17] www.chefkoch.de/rezepte/1655081273324382/Rotkleebluetengelee

[18] www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Rotklee

[19] www.kostbarenatur.net/anwendung-und-inhaltsstoffe/rotklee

[20] www.kostbarenatur.net/anwendung-und-inhaltsstoffe/rotklee

[21] www.kostbarenatur.net/anwendung-und-inhaltsstoffe/rotklee

[22] www.mein-schoener-garten.de/lifestyle/gruenes-leben/das-vierblaettrige-kleeblatt-als-gluecksbringer-33151

[23] www.kostbarenatur.net/anwendung-und-inhaltsstoffe/rotklee

[24] Wys Gartencenter Schweiz, Garteninspiration, Text Soja 1/2021

[25] Die Sprache der Wildblumen von Sheila Pickles, Ars Edition 1997, Seite 22, ISBN 3-7607-1199-5

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Wer heute nach Teamregeln, Führungstools oder Kooperationsmodellen sucht, landet schnell bei Flipcharts, Moderationskarten und englischen Buzzwords. Die Natur war da deutlich früher – und erheblich effizienter. Lange bevor Menschen begannen, über Zusammenarbeit nachzudenken, hatten Tiere sie bereits perfektioniert. Nicht aus Nettigkeit, sondern aus Notwendigkeit. Teamverhalten ist in der Natur kein Wohlfühlkonzept, sondern eine Überlebensstrategie. Und genau deshalb lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Als Naturcoach und psychologische Beraterin fasziniert mich dabei weniger die romantische Vorstellung vom harmonischen Tierteam, sondern die ehrliche Realität: Tiere kooperieren, wenn es sinnvoll ist. In meiner Arbeit nutze ich genau solche Beobachtungen aus der Natur, um Teams einen Perspektivwechsel zu ermöglichen – jenseits von Methoden und Modellen. Beginnen wir mit einer der eindrucksvollsten Teamleistungen der Vogelwelt: dem Starengemurmel. Tausende Stare bewegen sich dabei wie eine einzige, atmende Masse durch den Himmel. Kein Anführer, kein Regisseur, kein zentrales Kommando – und doch absolute Synchronität. Der Grund ist denkbar pragmatisch: Raubvögel wie Falken können sich kaum auf ein einzelnes Ziel konzentrieren. Der Schwarm schützt jedes einzelne Tier durch pure Kooperation. Kein Vogel ist wichtiger als der andere, und genau das macht alle sicherer. Ein Prinzip, das auch in menschlichen Teams erstaunlich gut funktioniert – zumindest solange niemand versucht, sich dauerhaft in den Mittelpunkt zu drängen. Ähnlich klar organisiert ist die Zusammenarbeit bei Wölfen – allerdings weniger hierarchisch, als lange angenommen wurde. Moderne Verhaltensforschung zeigt: Ein Wolfsrudel ist meist eine Familiengemeinschaft, bestehend aus einem Elternpaar und dessen Nachwuchs. Entscheidungen entstehen oft situativ und kooperativ. Das berühmte Heulen ist kein Ausdruck von Romantik, sondern ein hochfunktionales Kommunikationsmittel. Wölfe heulen, um sich zu sammeln, um Kontakt zu halten, um Zugehörigkeit zu klären. Gejagt wird gemeinsam, aber nicht nach starren Befehlen, sondern mit flexiblen Rollen, die sich je nach Situation und Erfahrung der Tiere verändern. Führung ist hier kein Dauerstatus, sondern eine Aufgabe auf Zeit – übernommen von dem Tier, das gerade die besten Voraussetzungen mitbringt. Das spart Energie. Und erstaunlich viele Konflikte. Auch Ameisen sind Meisterinnen der effizienten Zusammenarbeit – und das ganz ohne Chefetage. Besonders faszinierend ist ihr sogenannter Tandemlauf. Dabei führt eine erfahrene Ameise eine andere gezielt zu einer Nahrungsquelle. Die Geführte bleibt durch ständigen Kontakt in der richtigen Richtung, lernt den Weg und kann ihn später selbstständig nutzen. Wissen wird nicht abstrakt vermittelt, sondern im Tun weitergegeben. Viele moderne Führungskräfte würden dafür ein Tagesseminar buchen. Manche Tierarten treiben Teamarbeit sogar in eine ästhetische Dimension. Flamingos etwa versammeln sich zu Tausenden und führen synchronisierte Gruppentänze auf. Beine heben, drehen, schreiten – alles gleichzeitig. Das sieht spektakulär aus, erfüllt aber einen klaren Zweck: Es stärkt den Zusammenhalt und spielt eine zentrale Rolle bei der Partnerwahl. Wer aus dem Takt gerät, fällt auf. Auch Delfine sind bekannt für ihre synchronen Bewegungen. Sie schwimmen abgestimmt, führen gemeinsame Pirouetten aus, helfen verletzten Artgenossen und lösen Probleme kooperativ. Empathie ist hier kein sentimentaler Zusatz, sondern Teil der Überlebensstrategie. Besonders spannend wird Zusammenarbeit dort, wo sie Artgrenzen überschreitet. In der Natur nennt man das Symbiose – Zusammenleben zum gegenseitigen Vorteil. Ein klassisches Beispiel ist die Beziehung zwischen Clownfisch und Seeanemone. Die Anemone ist mit giftigen Nesselkapseln bewaffnet, die selbst große Räuber vertreiben. Der Clownfisch jedoch lebt geschützt zwischen ihren Tentakeln, da seine Haut chemisch so getarnt ist, dass die Anemone ihn nicht als Fremdkörper erkennt. Im Gegenzug vertreibt der Clownfisch Fressfeinde der Anemone. Schutz gegen Verteidigung. Klarer Deal, klare Rollen. Auch Wölfe arbeiten artübergreifend – etwa mit Kolkraben. Die Vögel entdecken aus der Luft Kadaver oder verletzte Tiere, die Wölfe öffnen mit ihren Zähnen die dicke Haut. Erst dann können beide fressen. Ohne Absprache, aber mit gegenseitigem Nutzen. Vertrauen entsteht hier nicht aus Sympathie, sondern aus Erfahrung. Im Korallenriff übernehmen Putzerfische die Rolle mobiler Zahnärzte. Große Fische öffnen bereitwillig ihr Maul und lassen Parasiten und Essensreste entfernen. Eine riskante, aber lohnende Kooperation. Allerdings gibt es Betrüger: Fische, die sich als Putzer tarnen, zubeißen und fliehen. Die Folge ist Misstrauen. Manche Räuber fressen lieber den Putzerfisch, als sich auf die Reinigung einzulassen. Auch das ist Natur: Kooperation braucht Verlässlichkeit – sonst endet sie abrupt. Nicht jede Symbiose ist so ausgewogen, wie sie lange schien. Beim Madenhacker etwa, der auf Antilopen, Büffeln oder Nashörnern sitzt, zeigte sich erst spät: Er frisst nicht nur Parasiten, sondern oft auch Fleisch aus offenen Wunden. Die Beziehung nützt häufig mehr dem Vogel als dem Säugetier. Zusammenarbeit ist also nicht automatisch fair. Ein wichtiger Hinweis für alle, die Teamarbeit idealisieren. Dass Kooperation sogar hochgradige kognitive Leistungen erfordert, zeigen aktuelle Forschungen zur gemeinsamen Jagd von Oktopussen und Rifffischen. Der Biologe Eduardo Sampaio und sein Team konnten nachweisen, dass diese Tiere ihr Verhalten flexibel aufeinander abstimmen. Die Fische zeigen dem Oktopus versteckte Beute, der Oktopus scheucht sie heraus oder umschlingt sie mit seinen Armen. Wer die Zusammenarbeit ausnutzt, riskiert Sanktionen. Kooperation erfordert Wahrnehmung, Lernen – und soziale Kontrolle. Besonders aufschlussreich ist auch der Vergleich zwischen Wolf und Hund. Obwohl Hunde als besonders kooperativ gelten, schneiden sie in Tests zur Zusammenarbeit mit Artgenossen schlechter ab als Wölfe. In Experimenten, bei denen zwei Tiere gleichzeitig an einem Seil ziehen mussten, um an Futter zu kommen, warteten Wölfe geduldig aufeinander und koordinierten ihr Handeln. Hunde agierten häufiger individuell. Die Erklärung ist simpel und unbequem: Hunde sind auf Kooperation mit Menschen selektiert – nicht mit ihresgleichen. Teamfähigkeit ist also keine Selbstverständlichkeit, sondern kontextabhängig. Ein Extrembeispiel für kompromisslose Zusammenarbeit liefern Nacktmulle. Blind, haarlos und fast schmerzunempfindlich leben sie in Kolonien von bis zu 300 Tieren unter der Erde. Es gibt eine Königin, Arbeiter und Soldaten, klare Aufgaben und sogar eigene Dialekte. Effizienz und Spezialisierung sind hier perfekt – individuelle Freiheit spielt keine Rolle. Bewundernswert, ja. Erstrebenswert für menschliche Teams? Eher nicht. Denn natürlich hat Zusammenleben auch Nachteile. Konkurrenz um Nahrung, Rangkämpfe, Krankheiten und Parasiten gehören ebenso dazu. Tiergruppen müssen ständig abwägen, ob Kooperation sich lohnt. Gruppengröße, Verwandtschaft, Lebensraum und Jahreszeit entscheiden darüber, ob Teamarbeit Vorteile bringt oder zur Belastung wird. Und genau hier liegt die wichtigste Lehre für uns Menschen: Gute Teams entstehen nicht aus Harmonieversprechen, sondern aus Klarheit. Klare Kommunikation, verlässliche Rollen, gegenseitiger Nutzen und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Tiere zeigen uns nicht, wie man nett zusammenarbeitet – sondern wie man wirksam zusammenlebt. Vielleicht ist das der größte Mehrwert der Natur für Coachingprozesse: Sie erlaubt uns, Teamverhalten jenseits von Moral und Ideologie zu betrachten. Ehrlich, funktional und oft erstaunlich humorvoll. Denn manchmal reicht ein Blick ins Starengemurmel, um zu erkennen: Wenn alle versuchen, der Falke zu sein, wird das Team sehr schnell sehr klein. Quellen: Teamwork - 3sat-Mediathek Symbiose: Warum sich Tierarten zusammentun - [GEOLINO] Tiere als Teamplayer: Was wir von ihnen für die Zusammenarbeit im Job lernen können - Heidrun Jürgens Personaldienstleistungen Tierische Allianzen | campus.kn Wölfe sind die besseren Teamplayer - wissenschaft.de Wie leben Tiere zusammen - VRM Wochenblätter Natho, F. (2005). Die Lösung liegt im Team. Handbuch zur Arbeit mit der Skalierungsscheibe. Dessau: Gamus. Frank Natho systhema 3/2007 · 21. Jahrgang · Seite 357-370
von Alexandra Abredat 14. Dezember 2025
Wenn der Herbst die Gärten leiser macht und die letzten Blüten verblassen, beginnt für Schmetterlinge eine Zeit der Entscheidung. An milden Oktobertagen sitzt vielleicht noch ein Zitronenfalter reglos im Laub, als hätte ihn jemand vergessen. Kein Flattern, kein Suchen nach Nektar – nur Stille. Während wir Fenster schließen und Jacken hervorholen, prüfen Schmetterlinge ihre Optionen: bleiben oder gehen, erstarren oder reisen, sich verbergen oder verwandeln. Die meisten verschwinden aus unserem Blickfeld – und genau hier beginnt das große Missverständnis. Denn Schmetterlinge sind im Winter keineswegs verschwunden. Sie sind nur anders da: als Ei, als Raupe, als Puppe, als scheinbar lebloser Falter im Verborgenen oder auf dem Weg in den Süden. Bleiben oder gehen – die erste Entscheidung Nicht alle Schmetterlinge stellen sich dem Winter in Deutschland. Einige wählen den radikalsten Weg: die Flucht. Zu diesen sogenannten Wanderfaltern gehören Admiral, Distelfalter, Taubenschwänzchen oder Windenschwärmer. Sie verlassen Mitteleuropa im Herbst und ziehen Richtung Südeuropa oder sogar bis nach Afrika. Dabei legen sie Strecken von mehreren hundert bis zu über zweitausend Kilometern zurück. Orientierung bieten ihnen Sonnenstand, Landschaftsstrukturen und das Erdmagnetfeld. Der Winter wird also nicht „überstanden“, sondern schlicht umgangen. Erst ihre Nachkommen oder zurückkehrende Generationen tauchen im Frühjahr wieder bei uns auf. Diese Wanderungen sind keine romantischen Ausflüge, sondern eine nüchterne energetische Entscheidung: Wo es keine Nahrung gibt, lohnt sich kein Verharren. Ausharren als Falter – Überwintern im Stillstand Nur wenige unserer heimischen Tagfalter überstehen den Winter als ausgewachsener Schmetterling. In Baden-Württemberg sind es lediglich sechs Arten: Tagpfauenauge, Kleiner und Großer Fuchs, C-Falter, Trauermantel und der Zitronenfalter. Sie suchen im Spätherbst geschützte Orte auf – Baumhöhlen, Felsspalten, Holzschuppen, Scheunen, Keller oder Dachböden. Dort hängen sie reglos, oft kopfüber, und fallen in eine Winterstarre. Winterstarre bedeutet: Der Stoffwechsel wird auf ein Minimum heruntergefahren, Bewegung eingestellt, Energie gespart. Jeder unnötige Reiz kostet Reserven. Genau hier lauert eine der größten Gefahren durch den Menschen: die sogenannte Wärmefalle. Steigt die Umgebungstemperatur dauerhaft über etwa zwölf Grad – etwa durch eine Heizung – erwachen die Falter. Sie flattern umher, verbrauchen Energie, finden aber keine Nahrung. Bleiben sie in der Wärme, verhungern sie. Setzt man sie unbedacht ins Freie, droht der Kältetod. Entscheidend ist daher ein kühler, frostfreier Ort mit der Möglichkeit, im Frühjahr wieder ins Freie zu gelangen. Der Sonderfall Zitronenfalter – Frostschutz aus eigener Produktion Der Zitronenfalter nimmt unter den heimischen Arten eine Sonderstellung ein. Er überwintert als einziger mitteleuropäischer Schmetterling ungeschützt im Freien, oft im trockenen Laub am Boden oder am Fuß von Bäumen. Möglich macht das ein körpereigenes Frostschutzsystem: Durch die Anreicherung seiner Körperflüssigkeiten mit Glycerin, Sorbit und Eiweißen senkt er den Gefrierpunkt so stark ab, dass Temperaturen bis minus zwanzig Grad überstanden werden können. Selbst schneebedeckte Zitronenfalter wurden schon gefunden – reglos, aber lebendig. Diese Fähigkeit erklärt auch sein ungewöhnlich langes Leben: Während viele Falter nur wenige Wochen leben, kann der Zitronenfalter fast ein Jahr alt werden. Er legt lange Ruhephasen ein – im Sommer wie im Winter – und startet im Frühjahr oft als einer der ersten Schmetterlinge in die neue Saison. Verwandlungspause – Winter als Entwicklungszeit Für die Mehrheit der Schmetterlinge gilt jedoch: Nicht das erwachsene Tier überlebt den Winter, sondern der Lebenszyklus. Viele Arten sterben im Herbst nach der Fortpflanzung. Gesichert wird nicht das Individuum, sondern die nächste Generation. Ein Teil der Arten überwintert als Puppe. Schwalbenschwanz, Aurorafalter oder Landkärtchen sind dann gut geschützt in einer Chitinhülle, angeheftet an Pflanzenstängeln, verborgen im Boden oder eingesponnen in Kokons. Andere Arten gehen als Raupe in den Winter – etwa Bläulinge, Schillerfalter oder das Schachbrett. Manche verkriechen sich unter Rinde oder Laub, andere bauen sich spezielle Gespinste, sogenannte Hibernarien. Wieder andere harren nahezu schutzlos an ihren Futterpflanzen aus. Auch das Ei kann ein Winterquartier sein, etwa beim Apollofalter oder Nierenfleck-Zipfelfalter. Winzig, unscheinbar und erstaunlich widerstandsfähig trotzen diese Entwicklungsstadien Frost, Trockenheit und Zeit. Energie sparen um jeden Preis Allen Strategien gemeinsam ist ein zentrales Prinzip: Energie. Im Winter gibt es keine Blüten, keinen Nektar, kaum Möglichkeiten zur Nahrungsaufnahme. Deshalb wird gespart, gedrosselt, stillgelegt. Jede Störung – Bewegung, Wärme, falsches Umsetzen – kann den fein austarierten Energiehaushalt kippen. Der Winter ist für Schmetterlinge keine Schlafenszeit, sondern ein biologischer Ausnahmezustand. Klimawandel – wenn der Winter aus dem Takt gerät Zunehmend problematisch sind milde Winterphasen. Warme Tage im Februar oder März können überwinternde Falter aus der Starre holen. Sie erwachen, finden jedoch noch keine Nahrung. Kommt danach erneut Frost, überleben viele diese zweite Kältephase nicht. Der Klimawandel verändert damit nicht nur Temperaturen, sondern ganze Zeitpläne – und stellt besonders überwinternde Falter vor neue Risiken. Was wir tun können – helfen durch Nichtstun Der wichtigste Beitrag des Menschen ist oft Zurückhaltung. Wer überwinternde Falter entdeckt, sollte sie nicht stören. Gärten profitieren von Unordnung: liegen gelassenes Laub, stehen gelassene Stängel, Reisig- und Steinhaufen bieten lebenswichtige Winterquartiere. Gartenhäuser, Schuppen oder unbeheizte Garagen können helfen – vorausgesetzt, sie bleiben kühl und bieten im Frühjahr einen Ausgang ins Freie. Findet man einen Falter in einem beheizten Raum, ist behutsames Umsiedeln gefragt: vorsichtig in eine Pappschachtel setzen, kühl und frostfrei unterbringen, Flügel niemals berühren. Und im Frühling: Türen, Fenster und Luken öffnen. Wenn dann die ersten sonnigen Tage kommen und ein Zitronenfalter gelb durch den noch kahlen Garten flattert, ist das kein Wunder. Es ist das sichtbare Ende eines langen, stillen Winters – und der Beweis, dass Überleben manchmal vor allem eines braucht: Ruhe. Sonderfall Winterliebe: Der Frostspanner Während die meisten Schmetterlinge den Winter meiden, verschlafen oder in andere Entwicklungsstadien auslagern, gibt es Arten, die der Kälte bewusst entgegentreten. Ein besonders anschauliches Beispiel sind die Frostspanner. Wer im Spätherbst oder frühen Winter nachts durch Wälder oder an Baumreihen entlangfährt, kann sie im Lichtkegel der Scheinwerfer entdecken: kleine, helle Falter, die scheinbar unbeeindruckt von Frost und Dunkelheit umherflattern. Biologisch betrachtet ist dieses Verhalten ebenso kühn wie klug. Beim Kleinen Frostspanner (Operophtera brumata) und beim Großen Frostspanner (Erannis defoliaria) erscheinen die erwachsenen Falter erst sehr spät im Jahr – meist ab November, manchmal sogar noch bei leichtem Frost. Die Männchen sind flugfähig und auf nächtlicher Suche nach Weibchen, die hoch oben in den Baumkronen sitzen. Diese wiederum besitzen keine Flügel. Stattdessen klettern sie an Baumstämmen empor und senden von dort intensive Sexualduftstoffe aus, sogenannte Pheromone, die die Männchen zuverlässig anlocken. Der Winter bietet den Frostspannern dafür ideale Bedingungen. Viele ihrer natürlichen Feinde sind zu dieser Jahreszeit nicht aktiv: Fledermäuse halten Winterruhe, Zugvögel sind längst im Süden, und auch die Konkurrenz anderer Nachtfalter ist minimal. Kälte wird hier nicht zum Hindernis, sondern zur strategischen Bühne für die Fortpflanzung. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre winzigen Eier gut versteckt in Rindenritzen ab. Die erwachsenen Tiere selbst leben nur wenige Tage; ihre Mundwerkzeuge sind verkümmert, Nahrung nehmen sie nicht mehr auf. Im Frühjahr schlüpfen die Raupen pünktlich zum Blattaustrieb. Vor allem die grünen Raupen des Kleinen Frostspanners sind dann gefräßig und können Bäume zeitweise kahl fressen – ein Anblick, der dramatischer wirkt, als er ist. Die meisten Gehölze treiben problemlos wieder aus. In naturnahen Gärten regulieren Vögel wie Kohlmeisen den Raupenbestand ganz von selbst. Eine weitere Besonderheit verbindet die Frostspanner mit anderen Überwinterungsstrategen der Insektenwelt: In ihren ersten Lebenstagen lassen sich die Jungraupen mithilfe feiner Seidenfäden vom Wind verdriften. Dieses sogenannte „Ballooning“ sorgt dafür, dass sich die nächste Generation im Lebensraum verteilt – ein leiser, luftiger Neuanfang nach einem Winter, der für ihre Eltern das Ende bedeutete. Der Frostspanner zeigt damit eindrucksvoll, dass Überwinterung nicht immer Rückzug oder Starre bedeutet. Manchmal heißt sie auch: hinausgehen in die Kälte, wenn sonst niemand mehr unterwegs ist – und genau dort erfolgreich sein. Quellen: Schmetterlingen in der Wohnung helfen Überwinterung der Schmetterlinge, NABU Baden-Württemberg Wie überwintern Schmetterlinge? - Plantura Schmetterlinge überwintern: Hier finden sie ein Winterquartier | kraut&rüben Schmetterlinge im Winter - NABU NRW Frostspanner: Duftendes Liebeswerben in kalten Nächten - NABU aktion tier – Menschen für Tiere e.V.: Überwinterungsstrategien unserer Schmetterlinge und wie man ihnen helfen kann
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