Echte Kamille – die Blume des Sonnengottes

Alexandra Wizemann

Die Echte Kamille (Matricaria chamomilla, seltener Chamomilla recutita) gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Der Gattungsname Matricaria geht auf die frühere Verwendung des Heilkrauts bei Menstruations- und Schwangerschaftsbeschwerden zurück.

Auch der deutsche Name „Mutterkraut“ weist auf diese Art der Verwendung hin. Der griechische Name „chamaimelon“ bedeutet so viel wie Erdapfel und weist auf den apfelartigen Geruch der Heilpflanze hin.

Schon die alten Ägypter kannten das Kraut und verehrten es als Blume des Sonnengottes. Im Spätmittelalter und in Kräuterbüchern von Klöstern wird stets die entzündungshemmende und heilende Wirkung der Pflanze beschrieben, die durchweg den Ruf als „gutes Kraut“ genießt. So wurden unter anderem vor dem Johannistag, am 24. Juni, Kamillen-Sträußchen gebunden und verschenkt. Sie sollten vor Unglück und Schaden schützen. Lange Zeit steckte man bei der Heuernte einen Bündel Kamille in die erste Heu-Garbe, um Ungeziefer aus dem Getreide abzuhalten. [1]


Vorkommen

Die ursprüngliche Heimat der Echten Kamille ist Vorderasien, Süd- und Osteuropa. Heute ist sie wegen ihrer Heilwirkung in ganz Europa, auch in Nord- und Südamerika und in Australien eingebürgert. Sie wächst auf Äckern und auf Ödland, bevorzugt auf frischen, nährstoffreichen, eher humosen Lehm- und Tonböden. Sie kommt bis in die montane Höhenstufe vor, in Tirol steigt sie bis 1.300 m. [2]


Vegetative Merkmale

Die Echte Kamille ist eine einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 15 bis 50 cm. Alle Pflanzenteile besitzen einen starken, charakteristischen Geruch. Die Stängel sind aufrecht oder aufsteigend und kahl, im oberen Teil sind sie meist sehr stark verzweigt.

Die Laubblätter sind 4 bis 7 cm lang und zwei- bis dreifach fiederteilig. Die einzelnen Zipfel sind schmal linealisch, knapp 0,5 mm breit, und tragen eine Stachelspitze. [3]


Generative Merkmale

In einem Gesamtblütenstand stehen meist 7 bis 120 körbchenförmige Teilblütenstände zusammen. Der Körbchenstiel ist 3 bis 10 cm lang. Das Aussehen erinnert an ein Gänseblümchen (Bellis perennis), obwohl diese viel kleiner sind. Die Blütenkörbchen weisen einen Durchmesser von 18 bis 25 mm auf. Die 20 bis 30 Hüllblätter stehen annähernd einreihig. Die Hüllblätter sind länglich, stumpf und haben einen hellen Hautrand. Der Körbchenboden ist zu Beginn der Blüte flach, wird später kegelförmig und hohl. Meist sind weiße Zungenblüten vorhanden, die zum Ende der Anthese [4] zurückgeschlagen, 6 bis 9 mm lang und 2 bis 3 mm breit sind. Die Röhrenblüten sind goldgelb und fünfzähnig.

Die Achänen [5] sind 0,8 bis 1,5 mm lang, von hell graubrauner Farbe. Auf der Innenseite besitzen die Achänen vier bis fünf mit Schleimdrüsen besetzte Rippen, auf der Außenseite sind sie spärlich drüsig punktiert. Der Pappus [6] ist klein bis fehlend; selten ist er bei Früchten der Zungenblüten deutlich vorhanden und gleich lang wie oder länger als die Frucht. [7]

 

Bestäubung

Die Bestäubung erfolgt durch Insekten: meist Zweiflügler, seltener durch Käfer und Hautflügler. Die Blütezeit reicht von Mai bis September. Die Kamille ist ein Lichtkeimer und eine Langtagspflanze. [8]


Einige morphologisch ähnliche Arten

# Strahlenlose Kamille (Matricaria discoidea): Die weißen Lippenblüten fehlen.

# Hundskamillen (Anthemis): Der Blütenboden ist nicht hohl, sondern gefüllt.

# Geruchlose Kamille (Tripleurospermum maritimum): Sie fällt durch einen wesentlich flacheren Blütenboden als bei der echten Kamille auf.

# Römische Kamille (Chamaemelum nobile): Im Gegensatz zur echten Kamille ist sie ein mehrjähriges Kraut. Mit einer Größe von 15 bis 30 cm ist sie zwar wesentlich kleiner als das verwandte Heilkraut, steht diesem in ihrer wohltuenden Wirkung aufgrund ähnlicher enthaltener Inhaltstoffe aber in nichts nach. [9]


Verwendung

Kamille wird eher selten als Gewürz- oder Küchenkraut verwendet. Dennoch sind sowohl die Blätter als auch die Blütenknospen essbar und auch empfehlenswert.

Blätter: Kamillenblätter können als Gewürz für herzhafte Suppen, Eierspeisen oder für Kräuterquarks verwendet werden. Die Blätter haben einen feinwürzigen, mitunter dezent salzigen Geschmack und sollten ausschließlich frisch verwendet werden.

Blüten: Die jungen Blütenknopsen können als Gemüse zubereitet werden. Hierzu legt man sie etwa 20 Minuten in Wasser ein und brät sie auf leichter Stufe mit Öl (z.B. Olivenöl) an.

Frische und meist junge Kamillenblüten, lassen sich gut als vitaminreiche Beilage in Wildkräutersalaten verarbeiten. Die Blüten schmecken mild und erinnern an Kamillentee. Gelegentlich werden Kamillenblüten auch zur Dekoration von Süßspeisen verwendet.


Kamilleneis

Eine delikate und kalte Süßspeise für den Sommer ist Kamilleneis. Hierfür werden frische Kamillenblüten, gern in Verbindung in frischen Malvenblüten zunächst in einem Wasserbad gekocht. Der Sud wird mit Honig und schließlich mit Joghurt oder Sahne vermischt. Abgeschmeckt werden kann mit Zitronen- oder Limettensaft, bevor die Masse in den Eisschrank gestellt wird.

Quelle Verwendung: [10]


Heilpflanze

Seit jeher werden die Kamillenblüten wegen ihrer entzündungshemmenden, krampflösenden, beruhigenden und antibakteriellen Wirkung verwendet. Sie kommen sowohl bei Magen-Darm-Problemen, Erkältungen, Sonnenbrand, Entzündungen der Augen, der Haut und der Schleimhaut zum Einsatz und verschaffen Linderung. Aus getrockneten Kamillenblüten kann ein Tee aufbrüht werden, der ungesüßt getrunken wird und bei Schmerzen im Magen-Darm-Bereich sowie Übelkeit hilft. Nehmen Sie dazu einen Teelöffel getrocknete Blüten für eine Tasse kochendes Wasser und lassen Sie den Tee kurz ziehen, bevor Sie die Blüten abseihen. Lauwarm und in kleinen Schlucken getrunken lindert Kamillentee auch Menstruationsbeschwerden und Entzündungen im Mund- und Rachenraum. Dadurch, dass die Inhaltsstoffe mild sind, ist Kamillentee auch für Kinder geeignet. Äußerlich helfen Wickel und Umschläge aus Kamillenblüten-Aufgüssen bei Wunden und entzündlichen Stellen am Körper. Auch Kamillensalben sind äußerlich beruhigend bei Wunden und kleinen Entzündungen. Die Blütenköpfchen werden gerne als Badezusatz, für Potpourris, Haarspülungen, Shampoo und Seifen verwendet. [11]

Blüten: Die pharmazeutische Droge der getrockneten Blütenstände wird als Matricariae flos bzw. Kamillenblüten bezeichnet. Der Gehalt an ätherischem Öl muss mindestens 4 ml pro kg getrockneter Droge betragen. Als Droge darf sie nur aus Blütenköpfchen bestehen.

Die Kamillenblüten haben einen angenehmen Duft. Sie werden eingesetzt als Entzündungshemmer, zur Krampflösung, gegen Blähungen und als Magenmittel. Sie haben ebenfalls desodorierende und bakterienhemmende Wirkung. Hauptanwendungsgebiete sind bei innerlicher Anwendung Magen- und Darmbeschwerden wie Gastritis, Enteritis, Colitis, Blähungen, krampfartige Beschwerden im Verdauungstrakt und Menstruationsbeschwerden. Auch wird über eine beruhigende sowie angstlösende Wirkung der Echten Kamille berichtet. Äußerliche Anwendung findet die Echte Kamille bei Haut- und Schleimhautentzündungen, bei bakteriellen Hauterkrankungen, auch der Mundhöhle und des Zahnfleisches. Bei entzündlichen Erkrankungen der Luftwege werden Inhalationen vorgenommen. Bei Erkrankungen im Anal- und Genitalbereich werden Bäder und Spülungen vorgenommen. Von einer Anwendung des Aufgusses im Augenbereich wird abgeraten.

Allergische Hautreaktionen auf die Echte Kamille sind sehr selten beschrieben worden. Ein diskutierter Auslöser das Sesquiterpenlacton [12] Anthecotulid [13] wie es in Anthemis cotula vorkommt, kommt in der Echten Kamille nicht vor. Als Kandidat wird auch das Cumarin [14] Herniarin [15] diskutiert. Diese seltenen allergischen Reaktionen sind der Grund dafür, dass in der Standardzulassung von einer Anwendung im Augenbereich abgeraten wird.

Für Kamillentee werden die Blüten, das Kraut und die Samen verwendet. Besonders in romanischen Ländern wird Kamillentee als Schlaftee und als Beruhigungsmittel verwendet. Eine italienische Tee-Spezialität ist „Camomilla setacciata“ aus den gelben Röhrenblüten der Kamille, die gern nach dem Essen oder vor dem Schlafengehen getrunken wird. [16]


Kamillenöl

Das (ätherische) Kamillenöl oder Matricariae aetheroleum, wird durch Wasserdampfdestillation aus frischen oder getrockneten Blütenköpfchen gewonnen. Hierbei entsteht in größeren Mengen aus farblosen Vorstufen das blau gefärbte Chamazulen, das dem ganzen Öl diese Farbe verleiht. Die Anwendungsbereiche entsprechen weitgehend denen der Kamillenblüten.

Auch durch Einweichen in Pflanzenöle gewonnene Auszüge aus Kamillenblüten werden als (fettes) Kamillenöl bezeichnet, die Konzentration der enthaltenen Kamillenwirkstoffe darin ist deutlich geringer als beim ätherischen Kamillenöl.

In der Aromatherapie wird das Kamillenöl für ein besseres Hautbild verwendet. [17]


Inhalieren mit Kamillenblüten

# 1 Handvoll frische oder getrocknete Kamillenblüten

# Kamillen-Tinktur

Zubereitung: Streuen Sie die Blüten in heißes, nicht kochendes Wasser und geben Sie einige Tropfen Kamillen-Tinktur hinzu. Decken Sie Ihren Kopf und die Schüssel mit einem Handtuch ab und inhalieren Sie für 10 bis 15 Minuten. Die Anwendung hilft bei grippalen Infekten sowie Nasen- und Nebenhöhlen-Entzündungen. Das Inhalieren mit Kamillenblüten löst zähen Schleim, befeuchtet die Atemwege, verbessert die Atmung und lindert erkältungsbedingte Kopfschmerzen. [18]


Aphrodisiakum, Zaubermittel und Ritualgewächs

Nicht die Echte Kamille, sondern die Römische Kamille war im antiken Ägypten die Heiligste aller Pflanzen. Neben den Tempeln standen als Stätten der Heilung von Kranken die Häuser des Lebens, in denen die geweihte Kamille Bestandteil fast aller Arzneimittel war. Ihre starke Heilkraft geriet nie in Vergessenheit. Bei den Angelsachsen und Germanen gehörte sie zu den neun heiligen Pflanzen und war dem Sonnengott Baldur zugeordnet. Sie wurde in den Sonnenwendfeuern verräuchert, weil man der Kamille die Fähigkeit zusprach, Unglück und Krankheiten abzuwehren.

Die Blüten der echten Kamille, auch Mutterkraut genannt, mussten vor Johanni (24. Juni) gepflückt werden, weil der Überlieferung nach an diesem Tag der böse Krebs über die Felder flog. Man glaubte, dass die Kamille Flüche abwenden könne. Deshalb wurden auch kleinen Kindern ein Kamillensträußchen übers Bett gehängt. Es sollte helfen, das Kind zu beschützen. Junge Mädchen sollten nicht an ihr vorübergehen, ohne sich vor ihr zu verbeugen.

Bei der Heuernte steckte man in die erste Garbe Kamille und Johanniskraut, um Ungeziefer fernzuhalten.

Der Sage nach sind Kamillen verwunschene Soldaten denn sie galten als Sinnbild der Kraft, gepaart mit Bescheidenheit. Außerdem soll die Echte Kamille, genau wie die Römische Kamille, das Geld anziehen, daher badeten Spieler oft vor dem Spiel ihre Hände darin. [19] [20]

 

Blumensprache

Kamille von Heinrich von Kleist (1777-1811) [21]

Das Blümchen, das, dem Tal entblüht,

Dir Ruhe gibt und Stille,

Wenn Krampf dir durch die Nerve glüht,

Das nennst du die Kamille.


Du, die, wenn Krampf das Herz umstrickt,

O Freundin, aus der Fülle

Der Brust, mir so viel Stärkung schickt,

Du bist mir die Kamille.


Anbau von Handelsware

Der Anbau von Echter Kamille erfolgt bevorzugt auf Schwarzerde-, Aue- und sandigen Lehmböden; sie wächst jedoch auch mit geringerem Ertrag auf Braunerde und Sandböden ohne Humus. Der pH-Wert des Bodens sollte im leicht sauren bis alkalischen pH-Bereich liegen. Auf sauren Böden nimmt Echte Kamille verstärkt Schwermetalle wie beispielsweise Cadmium auf, das sich in den Stängeln, aber auch den Blüten anreichert. Der Anbau erfolgt durch Direktaussaat, die im Herbst unter Überwinterung der Pflanzen im Jungpflanzenstadium oder im Frühjahr erfolgen kann. Die Selbstaussaat ist in der Praxis des Kamille Anbaus nicht mehr gebräuchlich. [22]

Der Anbau erfolgt durch Herbst- oder Frühjahrsaussaat. Stickstoffdüngung erfolgt meist nicht, da dadurch vorwiegend die Krautbildung begünstigt wird, auch die mechanische Ernte wird beeinträchtigt. Für den Kamillenanbau sind in Deutschland keine Herbizide zugelassen, die Unkrautregulierung erfolgt rein mechanisch.

Die wichtigsten Anbauländer sind Argentinien, Ägypten, Bulgarien und Ungarn, in geringerem Umfang Spanien, Tschechien und Deutschland. In Deutschland beträgt die Nachfrage nach Kamille ca. 5.000 t, wobei der Marktwert dieser Menge bei fast 20 Mio. Euro liegt.

Es gibt bei der Kamille verschiedene Sorten, die sich in den Hauptbestandteilen des ätherischen Öls unterscheiden und auch unterschiedliche geographische Verbreitungen haben. Sie entstanden durch intensive züchterische Bearbeitung seit dem späten 20. Jahrhundert. Die wichtigsten Zuchtziele dabei sind feste Blütenköpfe, gleichmäßiger Blühhorizont, eine hohe Standfestigkeit und ein hoher Anteil an ätherischen Ölen, und hier ein hoher Anteil an Bisabolol und Chamazulen. Etliche dieser neuen Sorten sind tetraploid, was den Vorteil hat, dass Wildformen nicht einkreuzen können.

Der optimale Erntezeitpunkt ist, wenn zwei Drittel der Blüten am Köpfchen aufgeblüht sind. Ein Bestand wird meist dreimal maschinell gepflückt, nach einer Ernte bilden die Pflanzen Adventivsprosse mit neuen Blütenköpfen. Die Trocknung erfolgt spätestens zwei Stunden nach Ernte, da sich anderenfalls die Inhaltsstoffe stark verändern. Zu hohe Trocknungstemperaturen vermindern den Gehalt an Inhaltsstoffen, besonders der Chamazulen- und Flavonoidgehalt sinkt stark.

Die Erträge sind je nach Standort und Witterung, bzw. nach Sorte sehr unterschiedlich, die Angaben reichen von 1,5 bis 18,5 Dezitonnen trockene Blütendroge pro Hektar, bzw. von 1,5 bis 4 Liter ätherisches Öl pro Hektar. [23]


Quellen:
[1] www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/kamille/echte-kamille

[2] de.wikipedia.org/wiki/Echte_Kamille

[3] de.wikipedia.org/wiki/Echte_Kamille

[4] Der Vorgang des Blühens wird als Anthese bezeichnet, Entwicklungsabschnitt der Blütenorgane vom Ende des Knospenzustandes bzw. Beginn der Knospenentfaltung bis zum Beginn des Verblühens.

[5] Mit Achäne wird in der Botanik eine Form von nussähnlichen Schließfrüchten bezeichnet.

[6] Als Pappus bezeichnet man die zu Haaren, Borsten oder Schuppen umgebildeten Kelchblätter bei Vertretern der Pflanzenfamilie der Korbblütler (Asteraceae). Er wird auch als Haarkelch oder Federkelch bezeichnet.

[7] de.wikipedia.org/wiki/Echte_Kamille

[8] de.wikipedia.org/wiki/Echte_Kamille

[9] www.plantura.garden/leserfragen-2/kraeuter/kamille-sortenunterschiede-und-verwechslungsgefahr

[10] www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Echte-Kamille

[11] www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/kamille/echte-kamille

[12] Sesquiterpenlactone spielen eine wichtige Rolle in der Abwehr von Fraßfeinden der Pflanzen, sie wirken hormonartig und sind als bioaktive Substanzen von medizinischem Interesse.

[13] Anthecotulid ist eine organische-chemische Verbindung, die als Naturstoff aus der Gruppe der Sesquiterpen-Lactone unter anderem in der Stinkenden Hundskamille (Anthemis cotula, bis zu 1,8 %) und in anderen Hundskamillen wie Anthemis auriculata auftritt.

[14] Cumarin oder Kumarin ist ein natürlich vorkommender, aromatischer sekundärer Pflanzenstoff aus der Gruppe der Benzopyrone mit eigentümlichem, angenehm würzigem Geruch. Wird es in größeren Mengen eingenommen, ist es gesundheitsschädlich.

[15] Herniarin ist eine natürliche chemische Verbindung.

[16] de.wikipedia.org/wiki/Echte_Kamille

[17] de.wikipedia.org/wiki/Echte_Kamille

[18] www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/kamille/echte-kamille

[19] www.raeucherwerk-ratgeber.com/raeucherwerk-a-z/raeucherkraeuter-raeucherwerk/kamille-raeucherwerk

[20] 1.brf.be Das kleine 1x1 der Heilpflanzen: Kamille

[21] Heinrich von Kleist: Sämtliche Werke und Briefe, Band 1, München 1977, Seite 46.

[22] pflanzen.fnr.de/industriepflanzen/arzneipflanzen/pflanzen-auswahl/echte-kamille

[23] de.wikipedia.org/wiki/Echte_Kamille

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Wer heute nach Teamregeln, Führungstools oder Kooperationsmodellen sucht, landet schnell bei Flipcharts, Moderationskarten und englischen Buzzwords. Die Natur war da deutlich früher – und erheblich effizienter. Lange bevor Menschen begannen, über Zusammenarbeit nachzudenken, hatten Tiere sie bereits perfektioniert. Nicht aus Nettigkeit, sondern aus Notwendigkeit. Teamverhalten ist in der Natur kein Wohlfühlkonzept, sondern eine Überlebensstrategie. Und genau deshalb lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Als Naturcoach und psychologische Beraterin fasziniert mich dabei weniger die romantische Vorstellung vom harmonischen Tierteam, sondern die ehrliche Realität: Tiere kooperieren, wenn es sinnvoll ist. In meiner Arbeit nutze ich genau solche Beobachtungen aus der Natur, um Teams einen Perspektivwechsel zu ermöglichen – jenseits von Methoden und Modellen. Beginnen wir mit einer der eindrucksvollsten Teamleistungen der Vogelwelt: dem Starengemurmel. Tausende Stare bewegen sich dabei wie eine einzige, atmende Masse durch den Himmel. Kein Anführer, kein Regisseur, kein zentrales Kommando – und doch absolute Synchronität. Der Grund ist denkbar pragmatisch: Raubvögel wie Falken können sich kaum auf ein einzelnes Ziel konzentrieren. Der Schwarm schützt jedes einzelne Tier durch pure Kooperation. Kein Vogel ist wichtiger als der andere, und genau das macht alle sicherer. Ein Prinzip, das auch in menschlichen Teams erstaunlich gut funktioniert – zumindest solange niemand versucht, sich dauerhaft in den Mittelpunkt zu drängen. Ähnlich klar organisiert ist die Zusammenarbeit bei Wölfen – allerdings weniger hierarchisch, als lange angenommen wurde. Moderne Verhaltensforschung zeigt: Ein Wolfsrudel ist meist eine Familiengemeinschaft, bestehend aus einem Elternpaar und dessen Nachwuchs. Entscheidungen entstehen oft situativ und kooperativ. Das berühmte Heulen ist kein Ausdruck von Romantik, sondern ein hochfunktionales Kommunikationsmittel. Wölfe heulen, um sich zu sammeln, um Kontakt zu halten, um Zugehörigkeit zu klären. Gejagt wird gemeinsam, aber nicht nach starren Befehlen, sondern mit flexiblen Rollen, die sich je nach Situation und Erfahrung der Tiere verändern. Führung ist hier kein Dauerstatus, sondern eine Aufgabe auf Zeit – übernommen von dem Tier, das gerade die besten Voraussetzungen mitbringt. Das spart Energie. Und erstaunlich viele Konflikte. Auch Ameisen sind Meisterinnen der effizienten Zusammenarbeit – und das ganz ohne Chefetage. Besonders faszinierend ist ihr sogenannter Tandemlauf. Dabei führt eine erfahrene Ameise eine andere gezielt zu einer Nahrungsquelle. Die Geführte bleibt durch ständigen Kontakt in der richtigen Richtung, lernt den Weg und kann ihn später selbstständig nutzen. Wissen wird nicht abstrakt vermittelt, sondern im Tun weitergegeben. Viele moderne Führungskräfte würden dafür ein Tagesseminar buchen. Manche Tierarten treiben Teamarbeit sogar in eine ästhetische Dimension. Flamingos etwa versammeln sich zu Tausenden und führen synchronisierte Gruppentänze auf. Beine heben, drehen, schreiten – alles gleichzeitig. Das sieht spektakulär aus, erfüllt aber einen klaren Zweck: Es stärkt den Zusammenhalt und spielt eine zentrale Rolle bei der Partnerwahl. Wer aus dem Takt gerät, fällt auf. Auch Delfine sind bekannt für ihre synchronen Bewegungen. Sie schwimmen abgestimmt, führen gemeinsame Pirouetten aus, helfen verletzten Artgenossen und lösen Probleme kooperativ. Empathie ist hier kein sentimentaler Zusatz, sondern Teil der Überlebensstrategie. Besonders spannend wird Zusammenarbeit dort, wo sie Artgrenzen überschreitet. In der Natur nennt man das Symbiose – Zusammenleben zum gegenseitigen Vorteil. Ein klassisches Beispiel ist die Beziehung zwischen Clownfisch und Seeanemone. Die Anemone ist mit giftigen Nesselkapseln bewaffnet, die selbst große Räuber vertreiben. 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Auch das ist Natur: Kooperation braucht Verlässlichkeit – sonst endet sie abrupt. Nicht jede Symbiose ist so ausgewogen, wie sie lange schien. Beim Madenhacker etwa, der auf Antilopen, Büffeln oder Nashörnern sitzt, zeigte sich erst spät: Er frisst nicht nur Parasiten, sondern oft auch Fleisch aus offenen Wunden. Die Beziehung nützt häufig mehr dem Vogel als dem Säugetier. Zusammenarbeit ist also nicht automatisch fair. Ein wichtiger Hinweis für alle, die Teamarbeit idealisieren. Dass Kooperation sogar hochgradige kognitive Leistungen erfordert, zeigen aktuelle Forschungen zur gemeinsamen Jagd von Oktopussen und Rifffischen. Der Biologe Eduardo Sampaio und sein Team konnten nachweisen, dass diese Tiere ihr Verhalten flexibel aufeinander abstimmen. Die Fische zeigen dem Oktopus versteckte Beute, der Oktopus scheucht sie heraus oder umschlingt sie mit seinen Armen. Wer die Zusammenarbeit ausnutzt, riskiert Sanktionen. Kooperation erfordert Wahrnehmung, Lernen – und soziale Kontrolle. Besonders aufschlussreich ist auch der Vergleich zwischen Wolf und Hund. Obwohl Hunde als besonders kooperativ gelten, schneiden sie in Tests zur Zusammenarbeit mit Artgenossen schlechter ab als Wölfe. In Experimenten, bei denen zwei Tiere gleichzeitig an einem Seil ziehen mussten, um an Futter zu kommen, warteten Wölfe geduldig aufeinander und koordinierten ihr Handeln. Hunde agierten häufiger individuell. Die Erklärung ist simpel und unbequem: Hunde sind auf Kooperation mit Menschen selektiert – nicht mit ihresgleichen. Teamfähigkeit ist also keine Selbstverständlichkeit, sondern kontextabhängig. Ein Extrembeispiel für kompromisslose Zusammenarbeit liefern Nacktmulle. Blind, haarlos und fast schmerzunempfindlich leben sie in Kolonien von bis zu 300 Tieren unter der Erde. Es gibt eine Königin, Arbeiter und Soldaten, klare Aufgaben und sogar eigene Dialekte. Effizienz und Spezialisierung sind hier perfekt – individuelle Freiheit spielt keine Rolle. Bewundernswert, ja. Erstrebenswert für menschliche Teams? Eher nicht. Denn natürlich hat Zusammenleben auch Nachteile. Konkurrenz um Nahrung, Rangkämpfe, Krankheiten und Parasiten gehören ebenso dazu. Tiergruppen müssen ständig abwägen, ob Kooperation sich lohnt. Gruppengröße, Verwandtschaft, Lebensraum und Jahreszeit entscheiden darüber, ob Teamarbeit Vorteile bringt oder zur Belastung wird. Und genau hier liegt die wichtigste Lehre für uns Menschen: Gute Teams entstehen nicht aus Harmonieversprechen, sondern aus Klarheit. Klare Kommunikation, verlässliche Rollen, gegenseitiger Nutzen und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Tiere zeigen uns nicht, wie man nett zusammenarbeitet – sondern wie man wirksam zusammenlebt. Vielleicht ist das der größte Mehrwert der Natur für Coachingprozesse: Sie erlaubt uns, Teamverhalten jenseits von Moral und Ideologie zu betrachten. Ehrlich, funktional und oft erstaunlich humorvoll. Denn manchmal reicht ein Blick ins Starengemurmel, um zu erkennen: Wenn alle versuchen, der Falke zu sein, wird das Team sehr schnell sehr klein. Quellen: Teamwork - 3sat-Mediathek Symbiose: Warum sich Tierarten zusammentun - [GEOLINO] Tiere als Teamplayer: Was wir von ihnen für die Zusammenarbeit im Job lernen können - Heidrun Jürgens Personaldienstleistungen Tierische Allianzen | campus.kn Wölfe sind die besseren Teamplayer - wissenschaft.de Wie leben Tiere zusammen - VRM Wochenblätter Natho, F. (2005). Die Lösung liegt im Team. Handbuch zur Arbeit mit der Skalierungsscheibe. Dessau: Gamus. Frank Natho systhema 3/2007 · 21. Jahrgang · Seite 357-370
von Alexandra Abredat 14. Dezember 2025
Wenn der Herbst die Gärten leiser macht und die letzten Blüten verblassen, beginnt für Schmetterlinge eine Zeit der Entscheidung. An milden Oktobertagen sitzt vielleicht noch ein Zitronenfalter reglos im Laub, als hätte ihn jemand vergessen. Kein Flattern, kein Suchen nach Nektar – nur Stille. Während wir Fenster schließen und Jacken hervorholen, prüfen Schmetterlinge ihre Optionen: bleiben oder gehen, erstarren oder reisen, sich verbergen oder verwandeln. Die meisten verschwinden aus unserem Blickfeld – und genau hier beginnt das große Missverständnis. Denn Schmetterlinge sind im Winter keineswegs verschwunden. Sie sind nur anders da: als Ei, als Raupe, als Puppe, als scheinbar lebloser Falter im Verborgenen oder auf dem Weg in den Süden. Bleiben oder gehen – die erste Entscheidung Nicht alle Schmetterlinge stellen sich dem Winter in Deutschland. Einige wählen den radikalsten Weg: die Flucht. Zu diesen sogenannten Wanderfaltern gehören Admiral, Distelfalter, Taubenschwänzchen oder Windenschwärmer. Sie verlassen Mitteleuropa im Herbst und ziehen Richtung Südeuropa oder sogar bis nach Afrika. Dabei legen sie Strecken von mehreren hundert bis zu über zweitausend Kilometern zurück. Orientierung bieten ihnen Sonnenstand, Landschaftsstrukturen und das Erdmagnetfeld. Der Winter wird also nicht „überstanden“, sondern schlicht umgangen. Erst ihre Nachkommen oder zurückkehrende Generationen tauchen im Frühjahr wieder bei uns auf. Diese Wanderungen sind keine romantischen Ausflüge, sondern eine nüchterne energetische Entscheidung: Wo es keine Nahrung gibt, lohnt sich kein Verharren. Ausharren als Falter – Überwintern im Stillstand Nur wenige unserer heimischen Tagfalter überstehen den Winter als ausgewachsener Schmetterling. In Baden-Württemberg sind es lediglich sechs Arten: Tagpfauenauge, Kleiner und Großer Fuchs, C-Falter, Trauermantel und der Zitronenfalter. Sie suchen im Spätherbst geschützte Orte auf – Baumhöhlen, Felsspalten, Holzschuppen, Scheunen, Keller oder Dachböden. Dort hängen sie reglos, oft kopfüber, und fallen in eine Winterstarre. Winterstarre bedeutet: Der Stoffwechsel wird auf ein Minimum heruntergefahren, Bewegung eingestellt, Energie gespart. Jeder unnötige Reiz kostet Reserven. Genau hier lauert eine der größten Gefahren durch den Menschen: die sogenannte Wärmefalle. Steigt die Umgebungstemperatur dauerhaft über etwa zwölf Grad – etwa durch eine Heizung – erwachen die Falter. Sie flattern umher, verbrauchen Energie, finden aber keine Nahrung. Bleiben sie in der Wärme, verhungern sie. Setzt man sie unbedacht ins Freie, droht der Kältetod. Entscheidend ist daher ein kühler, frostfreier Ort mit der Möglichkeit, im Frühjahr wieder ins Freie zu gelangen. Der Sonderfall Zitronenfalter – Frostschutz aus eigener Produktion Der Zitronenfalter nimmt unter den heimischen Arten eine Sonderstellung ein. Er überwintert als einziger mitteleuropäischer Schmetterling ungeschützt im Freien, oft im trockenen Laub am Boden oder am Fuß von Bäumen. Möglich macht das ein körpereigenes Frostschutzsystem: Durch die Anreicherung seiner Körperflüssigkeiten mit Glycerin, Sorbit und Eiweißen senkt er den Gefrierpunkt so stark ab, dass Temperaturen bis minus zwanzig Grad überstanden werden können. Selbst schneebedeckte Zitronenfalter wurden schon gefunden – reglos, aber lebendig. Diese Fähigkeit erklärt auch sein ungewöhnlich langes Leben: Während viele Falter nur wenige Wochen leben, kann der Zitronenfalter fast ein Jahr alt werden. Er legt lange Ruhephasen ein – im Sommer wie im Winter – und startet im Frühjahr oft als einer der ersten Schmetterlinge in die neue Saison. Verwandlungspause – Winter als Entwicklungszeit Für die Mehrheit der Schmetterlinge gilt jedoch: Nicht das erwachsene Tier überlebt den Winter, sondern der Lebenszyklus. Viele Arten sterben im Herbst nach der Fortpflanzung. Gesichert wird nicht das Individuum, sondern die nächste Generation. Ein Teil der Arten überwintert als Puppe. Schwalbenschwanz, Aurorafalter oder Landkärtchen sind dann gut geschützt in einer Chitinhülle, angeheftet an Pflanzenstängeln, verborgen im Boden oder eingesponnen in Kokons. Andere Arten gehen als Raupe in den Winter – etwa Bläulinge, Schillerfalter oder das Schachbrett. Manche verkriechen sich unter Rinde oder Laub, andere bauen sich spezielle Gespinste, sogenannte Hibernarien. Wieder andere harren nahezu schutzlos an ihren Futterpflanzen aus. Auch das Ei kann ein Winterquartier sein, etwa beim Apollofalter oder Nierenfleck-Zipfelfalter. Winzig, unscheinbar und erstaunlich widerstandsfähig trotzen diese Entwicklungsstadien Frost, Trockenheit und Zeit. Energie sparen um jeden Preis Allen Strategien gemeinsam ist ein zentrales Prinzip: Energie. Im Winter gibt es keine Blüten, keinen Nektar, kaum Möglichkeiten zur Nahrungsaufnahme. Deshalb wird gespart, gedrosselt, stillgelegt. Jede Störung – Bewegung, Wärme, falsches Umsetzen – kann den fein austarierten Energiehaushalt kippen. Der Winter ist für Schmetterlinge keine Schlafenszeit, sondern ein biologischer Ausnahmezustand. Klimawandel – wenn der Winter aus dem Takt gerät Zunehmend problematisch sind milde Winterphasen. Warme Tage im Februar oder März können überwinternde Falter aus der Starre holen. Sie erwachen, finden jedoch noch keine Nahrung. Kommt danach erneut Frost, überleben viele diese zweite Kältephase nicht. Der Klimawandel verändert damit nicht nur Temperaturen, sondern ganze Zeitpläne – und stellt besonders überwinternde Falter vor neue Risiken. Was wir tun können – helfen durch Nichtstun Der wichtigste Beitrag des Menschen ist oft Zurückhaltung. Wer überwinternde Falter entdeckt, sollte sie nicht stören. Gärten profitieren von Unordnung: liegen gelassenes Laub, stehen gelassene Stängel, Reisig- und Steinhaufen bieten lebenswichtige Winterquartiere. Gartenhäuser, Schuppen oder unbeheizte Garagen können helfen – vorausgesetzt, sie bleiben kühl und bieten im Frühjahr einen Ausgang ins Freie. Findet man einen Falter in einem beheizten Raum, ist behutsames Umsiedeln gefragt: vorsichtig in eine Pappschachtel setzen, kühl und frostfrei unterbringen, Flügel niemals berühren. Und im Frühling: Türen, Fenster und Luken öffnen. Wenn dann die ersten sonnigen Tage kommen und ein Zitronenfalter gelb durch den noch kahlen Garten flattert, ist das kein Wunder. Es ist das sichtbare Ende eines langen, stillen Winters – und der Beweis, dass Überleben manchmal vor allem eines braucht: Ruhe. Sonderfall Winterliebe: Der Frostspanner Während die meisten Schmetterlinge den Winter meiden, verschlafen oder in andere Entwicklungsstadien auslagern, gibt es Arten, die der Kälte bewusst entgegentreten. Ein besonders anschauliches Beispiel sind die Frostspanner. Wer im Spätherbst oder frühen Winter nachts durch Wälder oder an Baumreihen entlangfährt, kann sie im Lichtkegel der Scheinwerfer entdecken: kleine, helle Falter, die scheinbar unbeeindruckt von Frost und Dunkelheit umherflattern. Biologisch betrachtet ist dieses Verhalten ebenso kühn wie klug. Beim Kleinen Frostspanner (Operophtera brumata) und beim Großen Frostspanner (Erannis defoliaria) erscheinen die erwachsenen Falter erst sehr spät im Jahr – meist ab November, manchmal sogar noch bei leichtem Frost. Die Männchen sind flugfähig und auf nächtlicher Suche nach Weibchen, die hoch oben in den Baumkronen sitzen. Diese wiederum besitzen keine Flügel. Stattdessen klettern sie an Baumstämmen empor und senden von dort intensive Sexualduftstoffe aus, sogenannte Pheromone, die die Männchen zuverlässig anlocken. Der Winter bietet den Frostspannern dafür ideale Bedingungen. Viele ihrer natürlichen Feinde sind zu dieser Jahreszeit nicht aktiv: Fledermäuse halten Winterruhe, Zugvögel sind längst im Süden, und auch die Konkurrenz anderer Nachtfalter ist minimal. Kälte wird hier nicht zum Hindernis, sondern zur strategischen Bühne für die Fortpflanzung. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre winzigen Eier gut versteckt in Rindenritzen ab. Die erwachsenen Tiere selbst leben nur wenige Tage; ihre Mundwerkzeuge sind verkümmert, Nahrung nehmen sie nicht mehr auf. Im Frühjahr schlüpfen die Raupen pünktlich zum Blattaustrieb. Vor allem die grünen Raupen des Kleinen Frostspanners sind dann gefräßig und können Bäume zeitweise kahl fressen – ein Anblick, der dramatischer wirkt, als er ist. Die meisten Gehölze treiben problemlos wieder aus. In naturnahen Gärten regulieren Vögel wie Kohlmeisen den Raupenbestand ganz von selbst. Eine weitere Besonderheit verbindet die Frostspanner mit anderen Überwinterungsstrategen der Insektenwelt: In ihren ersten Lebenstagen lassen sich die Jungraupen mithilfe feiner Seidenfäden vom Wind verdriften. Dieses sogenannte „Ballooning“ sorgt dafür, dass sich die nächste Generation im Lebensraum verteilt – ein leiser, luftiger Neuanfang nach einem Winter, der für ihre Eltern das Ende bedeutete. Der Frostspanner zeigt damit eindrucksvoll, dass Überwinterung nicht immer Rückzug oder Starre bedeutet. Manchmal heißt sie auch: hinausgehen in die Kälte, wenn sonst niemand mehr unterwegs ist – und genau dort erfolgreich sein. Quellen: Schmetterlingen in der Wohnung helfen Überwinterung der Schmetterlinge, NABU Baden-Württemberg Wie überwintern Schmetterlinge? - Plantura Schmetterlinge überwintern: Hier finden sie ein Winterquartier | kraut&rüben Schmetterlinge im Winter - NABU NRW Frostspanner: Duftendes Liebeswerben in kalten Nächten - NABU aktion tier – Menschen für Tiere e.V.: Überwinterungsstrategien unserer Schmetterlinge und wie man ihnen helfen kann
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