Heimische Kräuter und Heilpflanzen unterstützen beim Fasten

Alexandra Wizemann

Geschichte des Fastens

Schon vor vielen Tausenden von Jahren fasteten Menschen und wussten um die positive Wirkung des vorübergehenden Nahrungsverzichtes. Fasten hat sowohl in der Religion als auch in der Medizin eine lange Tradition.

Fasten spielt in allen Weltreligionen eine bedeutende Rolle und galt als ein Mittel der Läuterung und Konzentration auf geistige Dinge. Über frühe Mönche wurde berichtet, dass sie enorme Fastenleistungen erbrachten und versuchten, sich im Nahrungsverzicht und der Zurückgezogenheit gegenseitig zu übertreffen. Seitdem heiligen Benedikt von Nursia (480-547) gab es die ersten Fastenregeln, die die eigentliche Fastenzeit vor Ostern, das ganze Jahr über in regelmäßige Fastentage einteilte. An diesen Fastentagen gab es nur am frühen Abend eine Mahlzeit. Fasten bedeutete vor allem, Maß zu halten und auf Fleisch sowie Wein zu verzichten.

Da Mönche im Mittelalter nicht nur Seelsorger, sondern auch Ärzte waren, wurde Fasten in der Klostermedizin auch zu therapeutischen Zwecken eingesetzt. So hatte schon der bekannte griechische Arzt Hippokrates (460-370 vor Chr.) bei Erkrankungen eine knappe Nahrungszufuhr empfohlen. Richtig populär wurde das Heilfasten im 20. Jahrhundert mit Dr. Otto Buchinger (1875-1966) und Dr. Franz Xaver Mayer (1875-1965), deren Fastenkuren das Ziel haben, den gesamten Organismus zu entgiften und zu reinigen.


Verschiedene Fastenkuren kurz erklärt

F.X.-Mayer-Therapie

Diese Kur wird auch Milch-Semmel-Kur genannt und wurde von dem österreichischen Kurarzt Franz-Xaver Mayer erfunden. Das ganzheitliche Gesundheitsprogramm kann man zwischen zwei bis vier Wochen – am besten unter ärztlicher Aufsicht – machen. Es beinhaltet Teefasten, die Milch-Semmel-Diät und weitere Schonkost. Durch die gründliche Darmsäuberung und -sanierung soll das seelische und körperliche Wohlbefinden verbessert werden. Mayr hatte die Idee, chronische Verdauungsschäden machen krank und lassen uns vorzeitig altern. Bis heute stehen die Themen Entsäuerung und Umstimmung des gesamten Organismus in den Mayr-Kliniken ganz weit oben. Zur Gewichtsreduktion ist die Diät weniger gedacht. Mayr entwickelte neben der Idee der Verbindung von Gesundheit und Verdauung zudem eine Diagnostik der Gesundheit. Die Säulen der Mayr-Methode sind die vier S: Schonung, Säuberung, Schulung und Substitution.


Körnerfasten

Das Körnerfasten dauert eine Woche und zielt vor allem auf eine Verdauungsumstellung ab. Der Blutzuckerspiegel wird konstant gehalten und der Heißhunger verschwindet, da man nur rund 900 kcal täglich zu sich nimmt. Bei ausreichender Bewegung kann man bis zu einem kg Körperfett verlieren. Ein absolutes Muss ist – wie bei jedem Fasten – täglich drei Liter Wasser zu trinken.


Saftfasten

Eine Variante des Heilfastens ist das Saftfasten, allerdings in abgemilderter Form. Neben Wasser und ungesüßtem Tee darf man mehrmals täglich ein Glas Obst- oder Gemüsesaft trinken. Damit wird der Vitamin- und Mineralstoffspiegel konstant gehalten. Diese Kur kann den Organismus entlasten und das natürliche basische Gleichgewicht des Körpers wiederherstellen. Aber in erster Linie bietet diese Kur die Chance zur Einkehr, Achtsamkeit und zum Überdenken der Ernährung Gewohnheiten. Während der Kur sollte man sich bewegen, allerdings kein Hochleistungssport.


Molkefasten

Eine Variante des Saft-, Tee- oder Gemüsebrühe Fastens ist das Molkefasten. Hier darf man zusätzlich einen Liter Molke täglich trinken. Damit können Mangelerscheinungen und Muskelabbau vermieden werden. Milchsäure und Milchzucker fördern die Verdauung und die Entwässerung des Körpers. Ein positiver Effekt ist, dass die Molke auf die Stoffwechselfunktion stark entgiftend wirkt. Außerdem lassen sich aus Molke, Früchten und Kräutern leckere Smoothies zaubern.


Schrothkur

Der Fuhrmann Johann Schroth (1798-1856) lernte nach einer Knieverletzung durch einen Huftritt die heilende Wirkung feuchter Umschläge zu schätzen. Er beobachtete, dass kranke Tiere keine Nahrung zu sich nehmen, sondern nur trinken. Daraus entwickelte er die nach ihm benannte Schrothkur mit Trocken- und Trinktagen sowie einer vegetarischen, fettarmen Diät und Kurpackungen. In erster Linie gibt es Reis-, Grieß- oder Haferbrei, gekochtes Obst und Gemüse, frische Säfte und „Kurgebäck“. Highlight war – zumindest früher – dass es Wachholderschnaps und Kurwein gab. Das Ziel der Schrothkur ist, dass der Körper entgiftet, Krankheiten gelindert oder vermieden werden sollen.


Folgende heimische Kräuter und Heilpflanzen unterstützen beim Fasten

Je nachdem, welcher Effekt erzielt werden soll, kommen verschiedene Kräuter zur Anwendung. Einige Wildkräuter enthalten Mineralien und bioaktive Pflanzenstoffe. Das ist ein Grund warum sie aromatischer und würziger schmecken als Anbauprodukte. Gänseblümchen, Löwenzahn und Schafgarbe enthalten viele Bitterstoffe, die die Verdauung fördert, die Leber unterstützt und für einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt sorgt.


Eine kleine Auswahl

Birkenblätter

Birkenblättertee eignet sich aufgrund seiner harntreibenden Wirkung sowohl in der Fastenzeit als auch für eine Entschlackungskur.

Tee: 4 EL getrocknete Birkenblätter mit zwei Litern 80 Grad heißem Wasser aufgießen und 10 Minuten ziehen lassen. Über den Tag verteilt zwei Liter Birkentee trinken. Nicht länger als eine Woche lang anwenden.


Brennnessel

Brennnesseln regen den Stoffwechsel an und unterstützen den Körper beim Entschlacken.

Tee: 3 EL getrocknete Brennnesselblätter mit einem Liter heißem Wasser aufbrühen und 10 Minuten ziehen lassen. Über den Tag 3 bis 4 Tassen warmen Tee trinken. Nicht länger als eine Woche lang anwenden.

Eine Tee-Mischung aus Brennnesseln, Birkenblättern und Schachtelhalm kurbelt nicht nur den Stoffwechsel an, sondern entschlackt auch das Gewebe. Wichtig: Weil der Tee wassertreibend ist, muss für genügend Flüssigkeit gesorgt werden. Also: Mindestens zwei Liter Wasser zusätzlich trinken!


Gänseblümchen

Das kleine Multitalent hat eine harntreibende und eine stoffwechselanregende Wirkung. Dafür sind die Inhaltsstoffe der Heilpflanze des Jahres 2017 Saponine, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide, Schleimstoffe, Mineralstoffe, Vitamin C und ätherische Öle verantwortlich. Die Blütenköpfe und die Blätter können, zum Beispiel im Salat, verwendet werden


Giersch

Die jungen hellgrünen Blätter erinnern vom Geruch und Geschmack an Spinat und ein wenig an Petersilie und können zu Salaten, Suppen, Aufstrichen, Aufläufen und Gemüse gemischt werden. Diese Heilpflanze schmeckt aber nicht nur gut, sondern sie wirkt blutreinigend, entgiftend, entwässernd sowie leicht abführend.


Leinsamen

Lein, auch Flachs genannt, gilt als Super-Food. Die heimischen Leinsamen sind den teuren Chia-Samen inhaltlich ähnlich, kosten aber deutlich weniger. Leinsamen bestehen zu 25 Prozent aus Ballaststoffen und sie regulieren den Blutzuckerspiegel und fördern die Verdauung. Da Leinsamen überdosiert zu Problemen führen können, sollte man pro Tag nicht mehr als zwei Esslöffel Leinsamen verzehren.


Löwenzahn

Löwenzahntee kann man als Ersatz für Kaffee oder schwarzen Tee trinken. Löwenzahntee regt den Stoffwechsel von Magen, Darm, Leber, Galle, Blase und Nieren an. Das macht ihn zum idealen Begleiter für eine Fastenkur und hilft beim Abnehmen.

Tee: Für einen Tee benötigt man entweder ein frisches Blatt oder ein bis zwei Teelöffel getrocknete Blätter.


Schafgarbe

Beim Fasten haben viele Menschen das Problem zu frieren, weil die Energiezufuhr durch die Nahrung entfällt. Da kann die Schafgarbe helfen: Sie bringt in der Fastenzeit die Wärme in den Körper. Die Schafgarbe enthält viele Mineralien, reguliert positiv den Basenhaushalt und aktiviert durch die Bitterstoffe den gesamten Stoffwechsel.

Tee: 1 TL getrocknete Schafgarbenblätter mit einem Liter heißem Wasser aufbrühen und 5 bis 10 Minuten ziehen lassen. Über den Tag einen Liter von dem dünnen, blonden Tee trinken.


Spitzwegerich

Als Heilpflanze wird Spitzwegerich schon seit vielen Jahren verwendet. Wegen ihrer desinfizierenden und reizlindernden Wirkung können zerquetschte Spitzwegerich-Blätter als schnelles Heilmittel unterwegs beim Wandern gegen Insektenstiche oder Blasen angewendet werden. Doch kulinarisch hat die Pflanze einiges zu bieten. Spitzwegerich Blätter können frisch oder getrocknet als Tee verwendet werden. Spitzwegerich Tee regt den Stoffwechsel an und hilft deshalb beim Abnehmen.


Vogelmiere

Die Vogelmiere ist nicht nur ein hartnäckiges Kraut, was so manchen Gärtner zur Verzweiflung treibt, sondern schmeckt besonders lecker und nicht nur während einer Heilfasten-Kur. Vogelmiere kann roh wie Salat oder gekocht wie Spinat gegessen werden. Nicht in der Schwangerschaft anwenden!


Quellen:

Zeitschriften: Landliebe Fasten & Entschlacken

www.herbathek.com/blog/birkenblaetter-tee-so-kannst-du-dir-die-kraft-der-birke-zu-nutze-machen/

www.heilpflanze.org/brennnessel-gut-fuers-fasten/

Kräuterpfarrers Ratschläge - Kräuterpfarrer Benedikt Online Shop (kraeuterpfarrer.at)

Löwenzahntee macht munter, hilft beim Abnehmen und ist ein optimaler Fastenbegleiter (smarticular.net)

www.kraeuterweisheiten.de/fasten-koerper-und-seele-reinigen.html

www.heilfastenkur.de/pflanze-270-Spitzwegerich.htm

wiki.yoga-vidya.de/Spitzwegerich

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Im Waldmeister-Buchenwald streiten Tiere im Frühling, bis Amete, die Ameise, zeigt, dass Teamarbeit selbst die größten Hindernisse überwindet.
von Alexandra Abredat 15. Dezember 2025
Wer heute nach Teamregeln, Führungstools oder Kooperationsmodellen sucht, landet schnell bei Flipcharts, Moderationskarten und englischen Buzzwords. Die Natur war da deutlich früher – und erheblich effizienter. Lange bevor Menschen begannen, über Zusammenarbeit nachzudenken, hatten Tiere sie bereits perfektioniert. Nicht aus Nettigkeit, sondern aus Notwendigkeit. Teamverhalten ist in der Natur kein Wohlfühlkonzept, sondern eine Überlebensstrategie. Und genau deshalb lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Als Naturcoach und psychologische Beraterin fasziniert mich dabei weniger die romantische Vorstellung vom harmonischen Tierteam, sondern die ehrliche Realität: Tiere kooperieren, wenn es sinnvoll ist. In meiner Arbeit nutze ich genau solche Beobachtungen aus der Natur, um Teams einen Perspektivwechsel zu ermöglichen – jenseits von Methoden und Modellen. Beginnen wir mit einer der eindrucksvollsten Teamleistungen der Vogelwelt: dem Starengemurmel. Tausende Stare bewegen sich dabei wie eine einzige, atmende Masse durch den Himmel. Kein Anführer, kein Regisseur, kein zentrales Kommando – und doch absolute Synchronität. Der Grund ist denkbar pragmatisch: Raubvögel wie Falken können sich kaum auf ein einzelnes Ziel konzentrieren. Der Schwarm schützt jedes einzelne Tier durch pure Kooperation. Kein Vogel ist wichtiger als der andere, und genau das macht alle sicherer. Ein Prinzip, das auch in menschlichen Teams erstaunlich gut funktioniert – zumindest solange niemand versucht, sich dauerhaft in den Mittelpunkt zu drängen. Ähnlich klar organisiert ist die Zusammenarbeit bei Wölfen – allerdings weniger hierarchisch, als lange angenommen wurde. Moderne Verhaltensforschung zeigt: Ein Wolfsrudel ist meist eine Familiengemeinschaft, bestehend aus einem Elternpaar und dessen Nachwuchs. Entscheidungen entstehen oft situativ und kooperativ. Das berühmte Heulen ist kein Ausdruck von Romantik, sondern ein hochfunktionales Kommunikationsmittel. Wölfe heulen, um sich zu sammeln, um Kontakt zu halten, um Zugehörigkeit zu klären. Gejagt wird gemeinsam, aber nicht nach starren Befehlen, sondern mit flexiblen Rollen, die sich je nach Situation und Erfahrung der Tiere verändern. Führung ist hier kein Dauerstatus, sondern eine Aufgabe auf Zeit – übernommen von dem Tier, das gerade die besten Voraussetzungen mitbringt. Das spart Energie. Und erstaunlich viele Konflikte. Auch Ameisen sind Meisterinnen der effizienten Zusammenarbeit – und das ganz ohne Chefetage. Besonders faszinierend ist ihr sogenannter Tandemlauf. Dabei führt eine erfahrene Ameise eine andere gezielt zu einer Nahrungsquelle. Die Geführte bleibt durch ständigen Kontakt in der richtigen Richtung, lernt den Weg und kann ihn später selbstständig nutzen. Wissen wird nicht abstrakt vermittelt, sondern im Tun weitergegeben. Viele moderne Führungskräfte würden dafür ein Tagesseminar buchen. Manche Tierarten treiben Teamarbeit sogar in eine ästhetische Dimension. Flamingos etwa versammeln sich zu Tausenden und führen synchronisierte Gruppentänze auf. Beine heben, drehen, schreiten – alles gleichzeitig. Das sieht spektakulär aus, erfüllt aber einen klaren Zweck: Es stärkt den Zusammenhalt und spielt eine zentrale Rolle bei der Partnerwahl. Wer aus dem Takt gerät, fällt auf. Auch Delfine sind bekannt für ihre synchronen Bewegungen. Sie schwimmen abgestimmt, führen gemeinsame Pirouetten aus, helfen verletzten Artgenossen und lösen Probleme kooperativ. Empathie ist hier kein sentimentaler Zusatz, sondern Teil der Überlebensstrategie. Besonders spannend wird Zusammenarbeit dort, wo sie Artgrenzen überschreitet. In der Natur nennt man das Symbiose – Zusammenleben zum gegenseitigen Vorteil. Ein klassisches Beispiel ist die Beziehung zwischen Clownfisch und Seeanemone. Die Anemone ist mit giftigen Nesselkapseln bewaffnet, die selbst große Räuber vertreiben. Der Clownfisch jedoch lebt geschützt zwischen ihren Tentakeln, da seine Haut chemisch so getarnt ist, dass die Anemone ihn nicht als Fremdkörper erkennt. Im Gegenzug vertreibt der Clownfisch Fressfeinde der Anemone. Schutz gegen Verteidigung. Klarer Deal, klare Rollen. Auch Wölfe arbeiten artübergreifend – etwa mit Kolkraben. Die Vögel entdecken aus der Luft Kadaver oder verletzte Tiere, die Wölfe öffnen mit ihren Zähnen die dicke Haut. Erst dann können beide fressen. Ohne Absprache, aber mit gegenseitigem Nutzen. Vertrauen entsteht hier nicht aus Sympathie, sondern aus Erfahrung. Im Korallenriff übernehmen Putzerfische die Rolle mobiler Zahnärzte. Große Fische öffnen bereitwillig ihr Maul und lassen Parasiten und Essensreste entfernen. Eine riskante, aber lohnende Kooperation. Allerdings gibt es Betrüger: Fische, die sich als Putzer tarnen, zubeißen und fliehen. Die Folge ist Misstrauen. Manche Räuber fressen lieber den Putzerfisch, als sich auf die Reinigung einzulassen. Auch das ist Natur: Kooperation braucht Verlässlichkeit – sonst endet sie abrupt. Nicht jede Symbiose ist so ausgewogen, wie sie lange schien. Beim Madenhacker etwa, der auf Antilopen, Büffeln oder Nashörnern sitzt, zeigte sich erst spät: Er frisst nicht nur Parasiten, sondern oft auch Fleisch aus offenen Wunden. Die Beziehung nützt häufig mehr dem Vogel als dem Säugetier. Zusammenarbeit ist also nicht automatisch fair. Ein wichtiger Hinweis für alle, die Teamarbeit idealisieren. Dass Kooperation sogar hochgradige kognitive Leistungen erfordert, zeigen aktuelle Forschungen zur gemeinsamen Jagd von Oktopussen und Rifffischen. Der Biologe Eduardo Sampaio und sein Team konnten nachweisen, dass diese Tiere ihr Verhalten flexibel aufeinander abstimmen. Die Fische zeigen dem Oktopus versteckte Beute, der Oktopus scheucht sie heraus oder umschlingt sie mit seinen Armen. Wer die Zusammenarbeit ausnutzt, riskiert Sanktionen. Kooperation erfordert Wahrnehmung, Lernen – und soziale Kontrolle. Besonders aufschlussreich ist auch der Vergleich zwischen Wolf und Hund. Obwohl Hunde als besonders kooperativ gelten, schneiden sie in Tests zur Zusammenarbeit mit Artgenossen schlechter ab als Wölfe. In Experimenten, bei denen zwei Tiere gleichzeitig an einem Seil ziehen mussten, um an Futter zu kommen, warteten Wölfe geduldig aufeinander und koordinierten ihr Handeln. Hunde agierten häufiger individuell. Die Erklärung ist simpel und unbequem: Hunde sind auf Kooperation mit Menschen selektiert – nicht mit ihresgleichen. Teamfähigkeit ist also keine Selbstverständlichkeit, sondern kontextabhängig. Ein Extrembeispiel für kompromisslose Zusammenarbeit liefern Nacktmulle. Blind, haarlos und fast schmerzunempfindlich leben sie in Kolonien von bis zu 300 Tieren unter der Erde. Es gibt eine Königin, Arbeiter und Soldaten, klare Aufgaben und sogar eigene Dialekte. Effizienz und Spezialisierung sind hier perfekt – individuelle Freiheit spielt keine Rolle. Bewundernswert, ja. Erstrebenswert für menschliche Teams? Eher nicht. Denn natürlich hat Zusammenleben auch Nachteile. Konkurrenz um Nahrung, Rangkämpfe, Krankheiten und Parasiten gehören ebenso dazu. Tiergruppen müssen ständig abwägen, ob Kooperation sich lohnt. Gruppengröße, Verwandtschaft, Lebensraum und Jahreszeit entscheiden darüber, ob Teamarbeit Vorteile bringt oder zur Belastung wird. Und genau hier liegt die wichtigste Lehre für uns Menschen: Gute Teams entstehen nicht aus Harmonieversprechen, sondern aus Klarheit. Klare Kommunikation, verlässliche Rollen, gegenseitiger Nutzen und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Tiere zeigen uns nicht, wie man nett zusammenarbeitet – sondern wie man wirksam zusammenlebt. Vielleicht ist das der größte Mehrwert der Natur für Coachingprozesse: Sie erlaubt uns, Teamverhalten jenseits von Moral und Ideologie zu betrachten. Ehrlich, funktional und oft erstaunlich humorvoll. Denn manchmal reicht ein Blick ins Starengemurmel, um zu erkennen: Wenn alle versuchen, der Falke zu sein, wird das Team sehr schnell sehr klein. Quellen: Teamwork - 3sat-Mediathek Symbiose: Warum sich Tierarten zusammentun - [GEOLINO] Tiere als Teamplayer: Was wir von ihnen für die Zusammenarbeit im Job lernen können - Heidrun Jürgens Personaldienstleistungen Tierische Allianzen | campus.kn Wölfe sind die besseren Teamplayer - wissenschaft.de Wie leben Tiere zusammen - VRM Wochenblätter Natho, F. (2005). Die Lösung liegt im Team. Handbuch zur Arbeit mit der Skalierungsscheibe. Dessau: Gamus. Frank Natho systhema 3/2007 · 21. Jahrgang · Seite 357-370
von Alexandra Abredat 14. Dezember 2025
Wenn der Herbst die Gärten leiser macht und die letzten Blüten verblassen, beginnt für Schmetterlinge eine Zeit der Entscheidung. An milden Oktobertagen sitzt vielleicht noch ein Zitronenfalter reglos im Laub, als hätte ihn jemand vergessen. Kein Flattern, kein Suchen nach Nektar – nur Stille. Während wir Fenster schließen und Jacken hervorholen, prüfen Schmetterlinge ihre Optionen: bleiben oder gehen, erstarren oder reisen, sich verbergen oder verwandeln. Die meisten verschwinden aus unserem Blickfeld – und genau hier beginnt das große Missverständnis. Denn Schmetterlinge sind im Winter keineswegs verschwunden. Sie sind nur anders da: als Ei, als Raupe, als Puppe, als scheinbar lebloser Falter im Verborgenen oder auf dem Weg in den Süden. Bleiben oder gehen – die erste Entscheidung Nicht alle Schmetterlinge stellen sich dem Winter in Deutschland. Einige wählen den radikalsten Weg: die Flucht. Zu diesen sogenannten Wanderfaltern gehören Admiral, Distelfalter, Taubenschwänzchen oder Windenschwärmer. Sie verlassen Mitteleuropa im Herbst und ziehen Richtung Südeuropa oder sogar bis nach Afrika. Dabei legen sie Strecken von mehreren hundert bis zu über zweitausend Kilometern zurück. Orientierung bieten ihnen Sonnenstand, Landschaftsstrukturen und das Erdmagnetfeld. Der Winter wird also nicht „überstanden“, sondern schlicht umgangen. Erst ihre Nachkommen oder zurückkehrende Generationen tauchen im Frühjahr wieder bei uns auf. Diese Wanderungen sind keine romantischen Ausflüge, sondern eine nüchterne energetische Entscheidung: Wo es keine Nahrung gibt, lohnt sich kein Verharren. Ausharren als Falter – Überwintern im Stillstand Nur wenige unserer heimischen Tagfalter überstehen den Winter als ausgewachsener Schmetterling. In Baden-Württemberg sind es lediglich sechs Arten: Tagpfauenauge, Kleiner und Großer Fuchs, C-Falter, Trauermantel und der Zitronenfalter. Sie suchen im Spätherbst geschützte Orte auf – Baumhöhlen, Felsspalten, Holzschuppen, Scheunen, Keller oder Dachböden. Dort hängen sie reglos, oft kopfüber, und fallen in eine Winterstarre. Winterstarre bedeutet: Der Stoffwechsel wird auf ein Minimum heruntergefahren, Bewegung eingestellt, Energie gespart. Jeder unnötige Reiz kostet Reserven. Genau hier lauert eine der größten Gefahren durch den Menschen: die sogenannte Wärmefalle. Steigt die Umgebungstemperatur dauerhaft über etwa zwölf Grad – etwa durch eine Heizung – erwachen die Falter. Sie flattern umher, verbrauchen Energie, finden aber keine Nahrung. Bleiben sie in der Wärme, verhungern sie. Setzt man sie unbedacht ins Freie, droht der Kältetod. Entscheidend ist daher ein kühler, frostfreier Ort mit der Möglichkeit, im Frühjahr wieder ins Freie zu gelangen. Der Sonderfall Zitronenfalter – Frostschutz aus eigener Produktion Der Zitronenfalter nimmt unter den heimischen Arten eine Sonderstellung ein. Er überwintert als einziger mitteleuropäischer Schmetterling ungeschützt im Freien, oft im trockenen Laub am Boden oder am Fuß von Bäumen. Möglich macht das ein körpereigenes Frostschutzsystem: Durch die Anreicherung seiner Körperflüssigkeiten mit Glycerin, Sorbit und Eiweißen senkt er den Gefrierpunkt so stark ab, dass Temperaturen bis minus zwanzig Grad überstanden werden können. Selbst schneebedeckte Zitronenfalter wurden schon gefunden – reglos, aber lebendig. Diese Fähigkeit erklärt auch sein ungewöhnlich langes Leben: Während viele Falter nur wenige Wochen leben, kann der Zitronenfalter fast ein Jahr alt werden. Er legt lange Ruhephasen ein – im Sommer wie im Winter – und startet im Frühjahr oft als einer der ersten Schmetterlinge in die neue Saison. Verwandlungspause – Winter als Entwicklungszeit Für die Mehrheit der Schmetterlinge gilt jedoch: Nicht das erwachsene Tier überlebt den Winter, sondern der Lebenszyklus. Viele Arten sterben im Herbst nach der Fortpflanzung. Gesichert wird nicht das Individuum, sondern die nächste Generation. Ein Teil der Arten überwintert als Puppe. Schwalbenschwanz, Aurorafalter oder Landkärtchen sind dann gut geschützt in einer Chitinhülle, angeheftet an Pflanzenstängeln, verborgen im Boden oder eingesponnen in Kokons. Andere Arten gehen als Raupe in den Winter – etwa Bläulinge, Schillerfalter oder das Schachbrett. Manche verkriechen sich unter Rinde oder Laub, andere bauen sich spezielle Gespinste, sogenannte Hibernarien. Wieder andere harren nahezu schutzlos an ihren Futterpflanzen aus. Auch das Ei kann ein Winterquartier sein, etwa beim Apollofalter oder Nierenfleck-Zipfelfalter. Winzig, unscheinbar und erstaunlich widerstandsfähig trotzen diese Entwicklungsstadien Frost, Trockenheit und Zeit. Energie sparen um jeden Preis Allen Strategien gemeinsam ist ein zentrales Prinzip: Energie. Im Winter gibt es keine Blüten, keinen Nektar, kaum Möglichkeiten zur Nahrungsaufnahme. Deshalb wird gespart, gedrosselt, stillgelegt. Jede Störung – Bewegung, Wärme, falsches Umsetzen – kann den fein austarierten Energiehaushalt kippen. Der Winter ist für Schmetterlinge keine Schlafenszeit, sondern ein biologischer Ausnahmezustand. Klimawandel – wenn der Winter aus dem Takt gerät Zunehmend problematisch sind milde Winterphasen. Warme Tage im Februar oder März können überwinternde Falter aus der Starre holen. Sie erwachen, finden jedoch noch keine Nahrung. Kommt danach erneut Frost, überleben viele diese zweite Kältephase nicht. Der Klimawandel verändert damit nicht nur Temperaturen, sondern ganze Zeitpläne – und stellt besonders überwinternde Falter vor neue Risiken. Was wir tun können – helfen durch Nichtstun Der wichtigste Beitrag des Menschen ist oft Zurückhaltung. Wer überwinternde Falter entdeckt, sollte sie nicht stören. Gärten profitieren von Unordnung: liegen gelassenes Laub, stehen gelassene Stängel, Reisig- und Steinhaufen bieten lebenswichtige Winterquartiere. Gartenhäuser, Schuppen oder unbeheizte Garagen können helfen – vorausgesetzt, sie bleiben kühl und bieten im Frühjahr einen Ausgang ins Freie. Findet man einen Falter in einem beheizten Raum, ist behutsames Umsiedeln gefragt: vorsichtig in eine Pappschachtel setzen, kühl und frostfrei unterbringen, Flügel niemals berühren. Und im Frühling: Türen, Fenster und Luken öffnen. Wenn dann die ersten sonnigen Tage kommen und ein Zitronenfalter gelb durch den noch kahlen Garten flattert, ist das kein Wunder. Es ist das sichtbare Ende eines langen, stillen Winters – und der Beweis, dass Überleben manchmal vor allem eines braucht: Ruhe. Sonderfall Winterliebe: Der Frostspanner Während die meisten Schmetterlinge den Winter meiden, verschlafen oder in andere Entwicklungsstadien auslagern, gibt es Arten, die der Kälte bewusst entgegentreten. Ein besonders anschauliches Beispiel sind die Frostspanner. Wer im Spätherbst oder frühen Winter nachts durch Wälder oder an Baumreihen entlangfährt, kann sie im Lichtkegel der Scheinwerfer entdecken: kleine, helle Falter, die scheinbar unbeeindruckt von Frost und Dunkelheit umherflattern. Biologisch betrachtet ist dieses Verhalten ebenso kühn wie klug. Beim Kleinen Frostspanner (Operophtera brumata) und beim Großen Frostspanner (Erannis defoliaria) erscheinen die erwachsenen Falter erst sehr spät im Jahr – meist ab November, manchmal sogar noch bei leichtem Frost. Die Männchen sind flugfähig und auf nächtlicher Suche nach Weibchen, die hoch oben in den Baumkronen sitzen. Diese wiederum besitzen keine Flügel. Stattdessen klettern sie an Baumstämmen empor und senden von dort intensive Sexualduftstoffe aus, sogenannte Pheromone, die die Männchen zuverlässig anlocken. Der Winter bietet den Frostspannern dafür ideale Bedingungen. Viele ihrer natürlichen Feinde sind zu dieser Jahreszeit nicht aktiv: Fledermäuse halten Winterruhe, Zugvögel sind längst im Süden, und auch die Konkurrenz anderer Nachtfalter ist minimal. Kälte wird hier nicht zum Hindernis, sondern zur strategischen Bühne für die Fortpflanzung. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre winzigen Eier gut versteckt in Rindenritzen ab. Die erwachsenen Tiere selbst leben nur wenige Tage; ihre Mundwerkzeuge sind verkümmert, Nahrung nehmen sie nicht mehr auf. Im Frühjahr schlüpfen die Raupen pünktlich zum Blattaustrieb. Vor allem die grünen Raupen des Kleinen Frostspanners sind dann gefräßig und können Bäume zeitweise kahl fressen – ein Anblick, der dramatischer wirkt, als er ist. Die meisten Gehölze treiben problemlos wieder aus. In naturnahen Gärten regulieren Vögel wie Kohlmeisen den Raupenbestand ganz von selbst. Eine weitere Besonderheit verbindet die Frostspanner mit anderen Überwinterungsstrategen der Insektenwelt: In ihren ersten Lebenstagen lassen sich die Jungraupen mithilfe feiner Seidenfäden vom Wind verdriften. Dieses sogenannte „Ballooning“ sorgt dafür, dass sich die nächste Generation im Lebensraum verteilt – ein leiser, luftiger Neuanfang nach einem Winter, der für ihre Eltern das Ende bedeutete. Der Frostspanner zeigt damit eindrucksvoll, dass Überwinterung nicht immer Rückzug oder Starre bedeutet. Manchmal heißt sie auch: hinausgehen in die Kälte, wenn sonst niemand mehr unterwegs ist – und genau dort erfolgreich sein. Quellen: Schmetterlingen in der Wohnung helfen Überwinterung der Schmetterlinge, NABU Baden-Württemberg Wie überwintern Schmetterlinge? - Plantura Schmetterlinge überwintern: Hier finden sie ein Winterquartier | kraut&rüben Schmetterlinge im Winter - NABU NRW Frostspanner: Duftendes Liebeswerben in kalten Nächten - NABU aktion tier – Menschen für Tiere e.V.: Überwinterungsstrategien unserer Schmetterlinge und wie man ihnen helfen kann
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