Katzen sind süß, aber nicht in meinem Garten!

Alexandra Abredat

Katzen sind zwar niedlich – aber tote Tiere, kaputte Pflanzen und Kot im Beet möchte ich trotzdem im Garten nicht haben. Deshalb habe ich mir überlegt, welche Pflanzen ich im Garten pflanzen muss, um diesen für Katzen unattraktiv zu machen.


Lavendel

Der Geruchssinn spielt bei Katzen eine wichtige Rolle und so finden sie, in den Pflanzen enthaltende ätherische Öle, widerlich. Beim Lavendel liegt es aber auch dran, dass manche Lavendelsorten für Tiere giftig sind. Lavendel enthält sogenannte Monoterpenketone, eine bestimmte Art von Kohlenwasserstoffen, die bei Menschen über die Leber absorbiert werden. Das ist bei Katzen in dieser Art nicht möglich und es kann zu Vergiftungserscheinungen kommen. Diese Kohlenstoffverbindungen sind auch in Kampfer und Eukalyptus enthalten. Mir stellt sich nur die Frage, warum so viele Katzenstreu Artikel nach Lavendel duften. Ist das vielleicht nur für den Käufer = Menschen gemacht und nicht für die Katze?


Pelargonien & Geranien

Bei Geranien sind es besonders die Arten / Sorten mit einer hohen Konzentration der organisch-chemischen Verbindung Geraniol wie zum Beispiel Pelargonium graveolens. Als schöner Dauerblüher hat sich die Sorte Mosquito mit rosafarbigen Blüten bewährt. Aber auch der aromatische Duft vom Balkan-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum) wird von Katzen nicht gemocht. Menschen nehmen den Geruch erst wahr, wenn die Blätter zerrieben werden.


Pfefferminze

Während wir die Pflanze zum Tee oder als Gewürz verwenden, mögen Katzen den spezifischen starken Geruch nicht und suchen das Weite. Weil die Pflanze das ganze Jahr wächst, erhält man auch im Winter einen Schutz.

Beachten Sie bitte, dass Sie nicht die Polei-Minze (Mentha pulegium) pflanzen, da diese giftig ist. Hauptwirkstoffe sind das in ihr mit 1 bis 2 % enthaltene ätherische Öl, das zu 80 bis 94 % Pulegon enthält neben Piperiton, Limonen und anderen Bestandteilen.

Die Katzenminze ist keine Minze (Mentha) sondern gehört zu den Nepeta Gewächsen und wird von Katzen eher geliebt als gehasst.

 

Zitronengras

Bei den Katzen gibt es wohl auch Süßgras Liebhaber und welche die das Zitronengras nicht mögen. Cymbopogon citratus beinhaltet unter anderem Alkaloiden, Geraniol sowie Rutin und Saponine. Besonders die große Gruppe der Alkaloide ist in vielen Pflanzen vertreten, auch wenn nicht alle giftig sind. Saponine reizen die Schleimhäute und wirken auf das zentrale Nervensystem. Vielleicht sind die Inhaltsstoffe ein Grund dafür, warum viele Katzen einen weiten Bogen um Zitronengras machen. Menschen schützt der Verdauungstrakt vor schweren Vergiftungen da Saponine von diesem schlecht aufgenommen werden.

 

Weinraute

Das Rautengewächs beinhaltet diverse ätherische Öle, Furanocumarine, Chinolinalkolide und Flavonoide. Furanocumarine die je nach Art und Dosis photosensibilisierende bzw. phototoxische Eigenschaften besitzen. Diese können in Zusammenhang mit Sonnenlicht (UVA-Strahlung) nach Berührung (des frischen Rautenkrauts) zu einer Photodermatitis führen, die sich durch Rötung der Haut und Bläschenbildung mit anschließender bräunlicher Pigmentierung äußert. Typische Furanocumarine der Ruta graveolens sind Bergapten, Isoimperatorin, Psoralen und Xanthotoxin.

Aber in erster Linie wird der intensive Geruch (ätherische Öle) der Weinraute von Katzen als sehr unangenehm wahrgenommen und ist damit die ideale Katzenschreck Pflanze.

 

Verpiss-dich-Pflanze

Die Verpiss-dich-Pflanze (Plectranthus ornatus) verströmt einen Geruch nach Menthol, der auf Katzen abschreckend wirkt. Der scharfe Geruch des Lippenblütlers ist für die Nasen der Tiere unangenehm, aber nicht giftig. Der schwäbische Züchter Dieter Stegmeier behauptet, dass sich die Wirkung mitunter bereits in fünf Metern Entfernung einstellt. Diese Wirkung ist allerdings nicht wissenschaftlich erwiesen. 


Nadelbäume

Fichte, Tanne, Kiefer und andere Nadelbäume enthalten ebenfalls ätherische Öle, deren Geruch für Katzen zu intensiv und daher widerlich ist. Fichten und Tannen enthalten Tannin, das sind pflanzliche Gerbstoffe die durch ihre adstringierende Wirkung Fressfeinde abschrecken sollen. Im schlimmsten Fall kommt es beim Verzehr zu Leberschäden, daher wirkt bereits der Geruch bestimmter Nadelgehölze für Katzen zurecht abschreckend.

 

Früchte

Wie auch schon bei den Pflanzen, mögen Katzen Früchte wegen den ätherischen Ölen nicht. Zudem können saure Säfte für die Tiere giftig sein. Das in Zitrusfrüchten enthaltene Geraniol ist in diversen Sprays und Spot-ons gegen Zecken als Wirkstoff enthalten, finden Katzen ebenfalls als widerlich. Wegen ihrer Glukoronidierungsschwäche sollte man auf jeden Fall darauf achten, dass sie das aufgetragene Produkt nicht ablecken.

 

Gemüse

Einige Gemüsesorten, wie zum Beispiel Nachtschattengewächse, riechen für Katzen ebenfalls ziemlich ekelig. Zu den Nachtschattengewächse gehören Tomaten, Paprika, Auberginen, Kartoffeln. Das darin enthaltene giftige Solanin ist eine schwer lösliche, leicht bitter schmeckende Substanz, die als Schutz vor Fraßfeinden und zur Bekämpfung von Fäulniserregern vorkommt.


Lauchgewächse

Ich liebe ja Alliumgewächse, egal ob Lauch, Knoblauch, Zwiebeln oder Zier-Allium-Arten. Die enthaltenen Sulfid- bzw. Schwefelverbindungen sind für Katzen allerdings ungeeignet und könnten sogar zu Blutarmut und verschiedenen Vergiftungserscheinungen im Verdauungstrakt der Tiere führen. Daher wundert es nicht, dass für Katzen bereits der Geruch von allen Lauchgewächsen total widerlich ist.

 

Ingwer

Neben verschiedenen ätherischen Ölen sind auch die Oleoresine – die für die Schärfe verantwortlich sind – dafür verantwortlich, dass Katzen der Geruch von Ingwer für viele Katzen ein Graus ist. Scharfe oder beißende Gerüche nehmen sie aufgrund ihres Geruchssinns sehr viel intensiver wahr als wir Menschen. Für Kurkuma, Koriander und Muskat gilt das natürlich auch.


Weitere Maßnahmen

Da ich grundsätzlich nichts gegen Tiere habe, halte ich auch nichts davon schweres Geschütz aufzufahren. Deshalb schlage ich solche Methoden nicht vor. Aber Wasser währe noch eine mögliche Idee. Natürlich liege ich nicht mit Wasserpistole auf der Lauer aber Wassersprenger, Sprühnebler oder ähnliches sind eine Idee.

Meine Lieblingsidee gegen unerwünschte Katzen im Garten ist natürlich ein Hund oder mehrere Hunde. Wer einen Hund im Garten hat, hat automatisch weniger Katzenkot im Garten.

 

Fazit

Ohne es zu wissen, habe ich bereits viele oben genannte Pflanzen im Garten da ich ätherische Öle toll finde. Bin gespannt ob ich weniger Katzen im Garten habe, wenn im Frühjahr alles grünt, blüht und duftet. Weitere geeignete Pflanzen sind auch pieksige Gehölze (Berberitze, Weißdorn, Rosen, Ilex) und Stauden (Disteln)

Meine weitere Idee für Frieden in der Nachbarschaft ist, dass Katzenbesitzer auch draußen ein Katzenklo – ohne den Duft von Lavendel, Vanille oder Zitrone – aufstellen.

 

Quellen

www.petbook.de/katzen/gerueche-die-katzen-widerlich-finden

www.gartentipps.com/katzen-aus-dem-garten-vertreiben-5-effektive-tipps.html

www.mein-schoener-garten.de/gartenpraxis/ziergaerten/katzen-vertreiben-katzenschreck-37631

www.wissenschaft.de/allgemein/toedliche-versuchung

katzenfreier-garten.com/katzenschreck-pflanze/

de.wikipedia.org/wiki/Geraniol#:~:text=Geraniol%20ist%20eine%20organisch-chemische,Pflanzen%20vorkommt%20(sieh%20Citronellöl).

de.wikipedia.org/wiki/Weinraute

archzine.net/lifestyle/tierehaustiere/pflanzen-gegen-katzen-einfache-mittel-um-die-freche-vierbeine-zu-vertreiben-46671/#Zitronengras

de.wikipedia.org/wiki/Zitronengras

de.wikipedia.org/wiki/Verpiss-dich-Pflanze

hausinfo.ch/de/garten-balkon/gartenpflege/krankheiten-schaedlinge-garten/katzen-fernhalten.html

hunde2.de/lavendel/

de.wikipedia.org/wiki/Polei-Minze#:~:text=Die%20Polei-Minze%20gilt%20in,Piperiton%2C%20Limonen%20und%20anderen%20Bestandteilen.

utopia.de/ratgeber/tannine-so-ungesund-sind-pflanzliche-gerbstoffe-wirklich/#:~:text=Für%20Widerkäuer%20sind%20Tannine%20in,dass%20sich%20die%20Schleimhäute%20zusammenziehen.

praxistipps.focus.de/tannine-das-steckt-dahinter_115520

www.picturethisai.com/de/ask/Quercus_suber-1.html

trinkreif.de/tannine-alles-ueber-gerbstoffe-im-wein/#:~:text=Der%20Name%20Tannin%20erinnert%20nicht,gegerbt%20und%20zu%20Leder%20verarbeitet.

www.balance-cure.de/2018/04/16/zeckenprophylaxe/#:~:text=Wirkstoffe%20der%20Geranie%20mit%20starker,deshalb %20Vorsicht%20bei%20gemischten%20Haushalten.

/www.bzfe.de/lebensmittel/vom-acker-bis-zum-teller/kartoffeln/kartoffeln-verbraucherschutz/#:~:text=Das%20giftige%20Solanin%20ist%20eine,Feld%20oder%20während%20der%20Lagerung.

de.wikipedia.org/wiki/Solanin


Macken, Mini-Siege und Grenzen: Selbstliebe lebt davon, sich selbst wohlgesonnen zu begegnen.
von Alexandra Abredat 24. Dezember 2025
Auf der eigenen Seite stehen, kleine Erfolge feiern, Fehler umarmen – Selbstliebe ist praktische Magie für ein freches, echtes Leben.
Grüne Fußspuren: Der Wegerich und die Eroberung Nordamerikas
von Alexandra Abredat 20. Dezember 2025
Robust und clever: Der Breitwegerich wanderte mit europäischen Siedlern nach Nordamerika und markierte überall ihre Fußstapfen.
Von Küsten zu Gipfeln: Die stille Migration der Pflanzen
von Alexandra Abredat 20. Dezember 2025
Pflanzen reagieren auf den Klimawandel: Küstenarten wandern, Gebirgsarten steigen auf, Neophyten breiten sich aus – stille Migration der Natur im Wandel.
Grünes Fundament der Bibel: Pflanzen, Landschaft und Leben im alten Land
von Alexandra Abredat 19. Dezember 2025
Biblische Pflanzen prägen Landschaft, Alltag und Glauben. Sie zeigen Anpassung, Geduld und Hoffnung und verbinden Natur mit spiritueller Bedeutung.
Aus der Enge in die Weite – Angst verstehen und regulieren
18. Dezember 2025
Angst verstehen, statt sie zu bekämpfen: Mit Naturcoaching lernen, neuronale Muster zu verändern, Selbstvertrauen zu stärken und gelassen zu handeln.
Engel – zwischen Himmel, Mythen und Alltag
von Alexandra Abredat 17. Dezember 2025
Engel: göttliche Boten zwischen Himmel, Mythos und Alltag, die schützen, lehren und Menschen psychologisch berühren – geheimnisvoll, charmant und faszinierend.
Kontrolliert vertrauen – oder wie man sein ‘Vertrauenskonto’ füttert
von Alexandra Abredat 16. Dezember 2025
Vertrauen entsteht nicht von selbst: Wer sein „Vertrauenskonto“ füttert, ehrlich handelt, Konflikte klar anspricht und Kontrolle klug einsetzt, schafft belastbares Vertrauen.
Im Waldmeister-Buchenwald streiten Tiere im Frühling, bis Amete, die Ameise, zeigt, dass Teamarbeit
von Alexandra Abredat 15. Dezember 2025
Im Waldmeister-Buchenwald streiten Tiere im Frühling, bis Amete, die Ameise, zeigt, dass Teamarbeit selbst die größten Hindernisse überwindet.
von Alexandra Abredat 15. Dezember 2025
Wer heute nach Teamregeln, Führungstools oder Kooperationsmodellen sucht, landet schnell bei Flipcharts, Moderationskarten und englischen Buzzwords. Die Natur war da deutlich früher – und erheblich effizienter. Lange bevor Menschen begannen, über Zusammenarbeit nachzudenken, hatten Tiere sie bereits perfektioniert. Nicht aus Nettigkeit, sondern aus Notwendigkeit. Teamverhalten ist in der Natur kein Wohlfühlkonzept, sondern eine Überlebensstrategie. Und genau deshalb lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Als Naturcoach und psychologische Beraterin fasziniert mich dabei weniger die romantische Vorstellung vom harmonischen Tierteam, sondern die ehrliche Realität: Tiere kooperieren, wenn es sinnvoll ist. In meiner Arbeit nutze ich genau solche Beobachtungen aus der Natur, um Teams einen Perspektivwechsel zu ermöglichen – jenseits von Methoden und Modellen. Beginnen wir mit einer der eindrucksvollsten Teamleistungen der Vogelwelt: dem Starengemurmel. Tausende Stare bewegen sich dabei wie eine einzige, atmende Masse durch den Himmel. Kein Anführer, kein Regisseur, kein zentrales Kommando – und doch absolute Synchronität. Der Grund ist denkbar pragmatisch: Raubvögel wie Falken können sich kaum auf ein einzelnes Ziel konzentrieren. Der Schwarm schützt jedes einzelne Tier durch pure Kooperation. Kein Vogel ist wichtiger als der andere, und genau das macht alle sicherer. Ein Prinzip, das auch in menschlichen Teams erstaunlich gut funktioniert – zumindest solange niemand versucht, sich dauerhaft in den Mittelpunkt zu drängen. Ähnlich klar organisiert ist die Zusammenarbeit bei Wölfen – allerdings weniger hierarchisch, als lange angenommen wurde. Moderne Verhaltensforschung zeigt: Ein Wolfsrudel ist meist eine Familiengemeinschaft, bestehend aus einem Elternpaar und dessen Nachwuchs. Entscheidungen entstehen oft situativ und kooperativ. Das berühmte Heulen ist kein Ausdruck von Romantik, sondern ein hochfunktionales Kommunikationsmittel. Wölfe heulen, um sich zu sammeln, um Kontakt zu halten, um Zugehörigkeit zu klären. Gejagt wird gemeinsam, aber nicht nach starren Befehlen, sondern mit flexiblen Rollen, die sich je nach Situation und Erfahrung der Tiere verändern. Führung ist hier kein Dauerstatus, sondern eine Aufgabe auf Zeit – übernommen von dem Tier, das gerade die besten Voraussetzungen mitbringt. Das spart Energie. Und erstaunlich viele Konflikte. Auch Ameisen sind Meisterinnen der effizienten Zusammenarbeit – und das ganz ohne Chefetage. Besonders faszinierend ist ihr sogenannter Tandemlauf. Dabei führt eine erfahrene Ameise eine andere gezielt zu einer Nahrungsquelle. Die Geführte bleibt durch ständigen Kontakt in der richtigen Richtung, lernt den Weg und kann ihn später selbstständig nutzen. Wissen wird nicht abstrakt vermittelt, sondern im Tun weitergegeben. Viele moderne Führungskräfte würden dafür ein Tagesseminar buchen. Manche Tierarten treiben Teamarbeit sogar in eine ästhetische Dimension. Flamingos etwa versammeln sich zu Tausenden und führen synchronisierte Gruppentänze auf. Beine heben, drehen, schreiten – alles gleichzeitig. Das sieht spektakulär aus, erfüllt aber einen klaren Zweck: Es stärkt den Zusammenhalt und spielt eine zentrale Rolle bei der Partnerwahl. Wer aus dem Takt gerät, fällt auf. Auch Delfine sind bekannt für ihre synchronen Bewegungen. Sie schwimmen abgestimmt, führen gemeinsame Pirouetten aus, helfen verletzten Artgenossen und lösen Probleme kooperativ. Empathie ist hier kein sentimentaler Zusatz, sondern Teil der Überlebensstrategie. Besonders spannend wird Zusammenarbeit dort, wo sie Artgrenzen überschreitet. In der Natur nennt man das Symbiose – Zusammenleben zum gegenseitigen Vorteil. Ein klassisches Beispiel ist die Beziehung zwischen Clownfisch und Seeanemone. Die Anemone ist mit giftigen Nesselkapseln bewaffnet, die selbst große Räuber vertreiben. Der Clownfisch jedoch lebt geschützt zwischen ihren Tentakeln, da seine Haut chemisch so getarnt ist, dass die Anemone ihn nicht als Fremdkörper erkennt. Im Gegenzug vertreibt der Clownfisch Fressfeinde der Anemone. Schutz gegen Verteidigung. Klarer Deal, klare Rollen. Auch Wölfe arbeiten artübergreifend – etwa mit Kolkraben. Die Vögel entdecken aus der Luft Kadaver oder verletzte Tiere, die Wölfe öffnen mit ihren Zähnen die dicke Haut. Erst dann können beide fressen. Ohne Absprache, aber mit gegenseitigem Nutzen. Vertrauen entsteht hier nicht aus Sympathie, sondern aus Erfahrung. Im Korallenriff übernehmen Putzerfische die Rolle mobiler Zahnärzte. Große Fische öffnen bereitwillig ihr Maul und lassen Parasiten und Essensreste entfernen. Eine riskante, aber lohnende Kooperation. Allerdings gibt es Betrüger: Fische, die sich als Putzer tarnen, zubeißen und fliehen. Die Folge ist Misstrauen. Manche Räuber fressen lieber den Putzerfisch, als sich auf die Reinigung einzulassen. Auch das ist Natur: Kooperation braucht Verlässlichkeit – sonst endet sie abrupt. Nicht jede Symbiose ist so ausgewogen, wie sie lange schien. Beim Madenhacker etwa, der auf Antilopen, Büffeln oder Nashörnern sitzt, zeigte sich erst spät: Er frisst nicht nur Parasiten, sondern oft auch Fleisch aus offenen Wunden. Die Beziehung nützt häufig mehr dem Vogel als dem Säugetier. Zusammenarbeit ist also nicht automatisch fair. Ein wichtiger Hinweis für alle, die Teamarbeit idealisieren. Dass Kooperation sogar hochgradige kognitive Leistungen erfordert, zeigen aktuelle Forschungen zur gemeinsamen Jagd von Oktopussen und Rifffischen. Der Biologe Eduardo Sampaio und sein Team konnten nachweisen, dass diese Tiere ihr Verhalten flexibel aufeinander abstimmen. Die Fische zeigen dem Oktopus versteckte Beute, der Oktopus scheucht sie heraus oder umschlingt sie mit seinen Armen. Wer die Zusammenarbeit ausnutzt, riskiert Sanktionen. Kooperation erfordert Wahrnehmung, Lernen – und soziale Kontrolle. Besonders aufschlussreich ist auch der Vergleich zwischen Wolf und Hund. Obwohl Hunde als besonders kooperativ gelten, schneiden sie in Tests zur Zusammenarbeit mit Artgenossen schlechter ab als Wölfe. In Experimenten, bei denen zwei Tiere gleichzeitig an einem Seil ziehen mussten, um an Futter zu kommen, warteten Wölfe geduldig aufeinander und koordinierten ihr Handeln. Hunde agierten häufiger individuell. Die Erklärung ist simpel und unbequem: Hunde sind auf Kooperation mit Menschen selektiert – nicht mit ihresgleichen. Teamfähigkeit ist also keine Selbstverständlichkeit, sondern kontextabhängig. Ein Extrembeispiel für kompromisslose Zusammenarbeit liefern Nacktmulle. Blind, haarlos und fast schmerzunempfindlich leben sie in Kolonien von bis zu 300 Tieren unter der Erde. Es gibt eine Königin, Arbeiter und Soldaten, klare Aufgaben und sogar eigene Dialekte. Effizienz und Spezialisierung sind hier perfekt – individuelle Freiheit spielt keine Rolle. Bewundernswert, ja. Erstrebenswert für menschliche Teams? Eher nicht. Denn natürlich hat Zusammenleben auch Nachteile. Konkurrenz um Nahrung, Rangkämpfe, Krankheiten und Parasiten gehören ebenso dazu. Tiergruppen müssen ständig abwägen, ob Kooperation sich lohnt. Gruppengröße, Verwandtschaft, Lebensraum und Jahreszeit entscheiden darüber, ob Teamarbeit Vorteile bringt oder zur Belastung wird. Und genau hier liegt die wichtigste Lehre für uns Menschen: Gute Teams entstehen nicht aus Harmonieversprechen, sondern aus Klarheit. Klare Kommunikation, verlässliche Rollen, gegenseitiger Nutzen und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Tiere zeigen uns nicht, wie man nett zusammenarbeitet – sondern wie man wirksam zusammenlebt. Vielleicht ist das der größte Mehrwert der Natur für Coachingprozesse: Sie erlaubt uns, Teamverhalten jenseits von Moral und Ideologie zu betrachten. Ehrlich, funktional und oft erstaunlich humorvoll. Denn manchmal reicht ein Blick ins Starengemurmel, um zu erkennen: Wenn alle versuchen, der Falke zu sein, wird das Team sehr schnell sehr klein. Quellen: Teamwork - 3sat-Mediathek Symbiose: Warum sich Tierarten zusammentun - [GEOLINO] Tiere als Teamplayer: Was wir von ihnen für die Zusammenarbeit im Job lernen können - Heidrun Jürgens Personaldienstleistungen Tierische Allianzen | campus.kn Wölfe sind die besseren Teamplayer - wissenschaft.de Wie leben Tiere zusammen - VRM Wochenblätter Natho, F. (2005). Die Lösung liegt im Team. Handbuch zur Arbeit mit der Skalierungsscheibe. Dessau: Gamus. Frank Natho systhema 3/2007 · 21. Jahrgang · Seite 357-370
von Alexandra Abredat 14. Dezember 2025
Wenn der Herbst die Gärten leiser macht und die letzten Blüten verblassen, beginnt für Schmetterlinge eine Zeit der Entscheidung. An milden Oktobertagen sitzt vielleicht noch ein Zitronenfalter reglos im Laub, als hätte ihn jemand vergessen. Kein Flattern, kein Suchen nach Nektar – nur Stille. Während wir Fenster schließen und Jacken hervorholen, prüfen Schmetterlinge ihre Optionen: bleiben oder gehen, erstarren oder reisen, sich verbergen oder verwandeln. Die meisten verschwinden aus unserem Blickfeld – und genau hier beginnt das große Missverständnis. Denn Schmetterlinge sind im Winter keineswegs verschwunden. Sie sind nur anders da: als Ei, als Raupe, als Puppe, als scheinbar lebloser Falter im Verborgenen oder auf dem Weg in den Süden. Bleiben oder gehen – die erste Entscheidung Nicht alle Schmetterlinge stellen sich dem Winter in Deutschland. Einige wählen den radikalsten Weg: die Flucht. Zu diesen sogenannten Wanderfaltern gehören Admiral, Distelfalter, Taubenschwänzchen oder Windenschwärmer. Sie verlassen Mitteleuropa im Herbst und ziehen Richtung Südeuropa oder sogar bis nach Afrika. Dabei legen sie Strecken von mehreren hundert bis zu über zweitausend Kilometern zurück. Orientierung bieten ihnen Sonnenstand, Landschaftsstrukturen und das Erdmagnetfeld. Der Winter wird also nicht „überstanden“, sondern schlicht umgangen. Erst ihre Nachkommen oder zurückkehrende Generationen tauchen im Frühjahr wieder bei uns auf. Diese Wanderungen sind keine romantischen Ausflüge, sondern eine nüchterne energetische Entscheidung: Wo es keine Nahrung gibt, lohnt sich kein Verharren. Ausharren als Falter – Überwintern im Stillstand Nur wenige unserer heimischen Tagfalter überstehen den Winter als ausgewachsener Schmetterling. In Baden-Württemberg sind es lediglich sechs Arten: Tagpfauenauge, Kleiner und Großer Fuchs, C-Falter, Trauermantel und der Zitronenfalter. Sie suchen im Spätherbst geschützte Orte auf – Baumhöhlen, Felsspalten, Holzschuppen, Scheunen, Keller oder Dachböden. Dort hängen sie reglos, oft kopfüber, und fallen in eine Winterstarre. Winterstarre bedeutet: Der Stoffwechsel wird auf ein Minimum heruntergefahren, Bewegung eingestellt, Energie gespart. Jeder unnötige Reiz kostet Reserven. Genau hier lauert eine der größten Gefahren durch den Menschen: die sogenannte Wärmefalle. Steigt die Umgebungstemperatur dauerhaft über etwa zwölf Grad – etwa durch eine Heizung – erwachen die Falter. Sie flattern umher, verbrauchen Energie, finden aber keine Nahrung. Bleiben sie in der Wärme, verhungern sie. Setzt man sie unbedacht ins Freie, droht der Kältetod. Entscheidend ist daher ein kühler, frostfreier Ort mit der Möglichkeit, im Frühjahr wieder ins Freie zu gelangen. Der Sonderfall Zitronenfalter – Frostschutz aus eigener Produktion Der Zitronenfalter nimmt unter den heimischen Arten eine Sonderstellung ein. Er überwintert als einziger mitteleuropäischer Schmetterling ungeschützt im Freien, oft im trockenen Laub am Boden oder am Fuß von Bäumen. Möglich macht das ein körpereigenes Frostschutzsystem: Durch die Anreicherung seiner Körperflüssigkeiten mit Glycerin, Sorbit und Eiweißen senkt er den Gefrierpunkt so stark ab, dass Temperaturen bis minus zwanzig Grad überstanden werden können. Selbst schneebedeckte Zitronenfalter wurden schon gefunden – reglos, aber lebendig. Diese Fähigkeit erklärt auch sein ungewöhnlich langes Leben: Während viele Falter nur wenige Wochen leben, kann der Zitronenfalter fast ein Jahr alt werden. Er legt lange Ruhephasen ein – im Sommer wie im Winter – und startet im Frühjahr oft als einer der ersten Schmetterlinge in die neue Saison. Verwandlungspause – Winter als Entwicklungszeit Für die Mehrheit der Schmetterlinge gilt jedoch: Nicht das erwachsene Tier überlebt den Winter, sondern der Lebenszyklus. Viele Arten sterben im Herbst nach der Fortpflanzung. Gesichert wird nicht das Individuum, sondern die nächste Generation. Ein Teil der Arten überwintert als Puppe. Schwalbenschwanz, Aurorafalter oder Landkärtchen sind dann gut geschützt in einer Chitinhülle, angeheftet an Pflanzenstängeln, verborgen im Boden oder eingesponnen in Kokons. Andere Arten gehen als Raupe in den Winter – etwa Bläulinge, Schillerfalter oder das Schachbrett. Manche verkriechen sich unter Rinde oder Laub, andere bauen sich spezielle Gespinste, sogenannte Hibernarien. Wieder andere harren nahezu schutzlos an ihren Futterpflanzen aus. Auch das Ei kann ein Winterquartier sein, etwa beim Apollofalter oder Nierenfleck-Zipfelfalter. Winzig, unscheinbar und erstaunlich widerstandsfähig trotzen diese Entwicklungsstadien Frost, Trockenheit und Zeit. Energie sparen um jeden Preis Allen Strategien gemeinsam ist ein zentrales Prinzip: Energie. Im Winter gibt es keine Blüten, keinen Nektar, kaum Möglichkeiten zur Nahrungsaufnahme. Deshalb wird gespart, gedrosselt, stillgelegt. Jede Störung – Bewegung, Wärme, falsches Umsetzen – kann den fein austarierten Energiehaushalt kippen. Der Winter ist für Schmetterlinge keine Schlafenszeit, sondern ein biologischer Ausnahmezustand. Klimawandel – wenn der Winter aus dem Takt gerät Zunehmend problematisch sind milde Winterphasen. Warme Tage im Februar oder März können überwinternde Falter aus der Starre holen. Sie erwachen, finden jedoch noch keine Nahrung. Kommt danach erneut Frost, überleben viele diese zweite Kältephase nicht. Der Klimawandel verändert damit nicht nur Temperaturen, sondern ganze Zeitpläne – und stellt besonders überwinternde Falter vor neue Risiken. Was wir tun können – helfen durch Nichtstun Der wichtigste Beitrag des Menschen ist oft Zurückhaltung. Wer überwinternde Falter entdeckt, sollte sie nicht stören. Gärten profitieren von Unordnung: liegen gelassenes Laub, stehen gelassene Stängel, Reisig- und Steinhaufen bieten lebenswichtige Winterquartiere. Gartenhäuser, Schuppen oder unbeheizte Garagen können helfen – vorausgesetzt, sie bleiben kühl und bieten im Frühjahr einen Ausgang ins Freie. Findet man einen Falter in einem beheizten Raum, ist behutsames Umsiedeln gefragt: vorsichtig in eine Pappschachtel setzen, kühl und frostfrei unterbringen, Flügel niemals berühren. Und im Frühling: Türen, Fenster und Luken öffnen. Wenn dann die ersten sonnigen Tage kommen und ein Zitronenfalter gelb durch den noch kahlen Garten flattert, ist das kein Wunder. Es ist das sichtbare Ende eines langen, stillen Winters – und der Beweis, dass Überleben manchmal vor allem eines braucht: Ruhe. Sonderfall Winterliebe: Der Frostspanner Während die meisten Schmetterlinge den Winter meiden, verschlafen oder in andere Entwicklungsstadien auslagern, gibt es Arten, die der Kälte bewusst entgegentreten. Ein besonders anschauliches Beispiel sind die Frostspanner. Wer im Spätherbst oder frühen Winter nachts durch Wälder oder an Baumreihen entlangfährt, kann sie im Lichtkegel der Scheinwerfer entdecken: kleine, helle Falter, die scheinbar unbeeindruckt von Frost und Dunkelheit umherflattern. Biologisch betrachtet ist dieses Verhalten ebenso kühn wie klug. Beim Kleinen Frostspanner (Operophtera brumata) und beim Großen Frostspanner (Erannis defoliaria) erscheinen die erwachsenen Falter erst sehr spät im Jahr – meist ab November, manchmal sogar noch bei leichtem Frost. Die Männchen sind flugfähig und auf nächtlicher Suche nach Weibchen, die hoch oben in den Baumkronen sitzen. Diese wiederum besitzen keine Flügel. Stattdessen klettern sie an Baumstämmen empor und senden von dort intensive Sexualduftstoffe aus, sogenannte Pheromone, die die Männchen zuverlässig anlocken. Der Winter bietet den Frostspannern dafür ideale Bedingungen. Viele ihrer natürlichen Feinde sind zu dieser Jahreszeit nicht aktiv: Fledermäuse halten Winterruhe, Zugvögel sind längst im Süden, und auch die Konkurrenz anderer Nachtfalter ist minimal. Kälte wird hier nicht zum Hindernis, sondern zur strategischen Bühne für die Fortpflanzung. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre winzigen Eier gut versteckt in Rindenritzen ab. Die erwachsenen Tiere selbst leben nur wenige Tage; ihre Mundwerkzeuge sind verkümmert, Nahrung nehmen sie nicht mehr auf. Im Frühjahr schlüpfen die Raupen pünktlich zum Blattaustrieb. Vor allem die grünen Raupen des Kleinen Frostspanners sind dann gefräßig und können Bäume zeitweise kahl fressen – ein Anblick, der dramatischer wirkt, als er ist. Die meisten Gehölze treiben problemlos wieder aus. In naturnahen Gärten regulieren Vögel wie Kohlmeisen den Raupenbestand ganz von selbst. Eine weitere Besonderheit verbindet die Frostspanner mit anderen Überwinterungsstrategen der Insektenwelt: In ihren ersten Lebenstagen lassen sich die Jungraupen mithilfe feiner Seidenfäden vom Wind verdriften. Dieses sogenannte „Ballooning“ sorgt dafür, dass sich die nächste Generation im Lebensraum verteilt – ein leiser, luftiger Neuanfang nach einem Winter, der für ihre Eltern das Ende bedeutete. Der Frostspanner zeigt damit eindrucksvoll, dass Überwinterung nicht immer Rückzug oder Starre bedeutet. Manchmal heißt sie auch: hinausgehen in die Kälte, wenn sonst niemand mehr unterwegs ist – und genau dort erfolgreich sein. Quellen: Schmetterlingen in der Wohnung helfen Überwinterung der Schmetterlinge, NABU Baden-Württemberg Wie überwintern Schmetterlinge? - Plantura Schmetterlinge überwintern: Hier finden sie ein Winterquartier | kraut&rüben Schmetterlinge im Winter - NABU NRW Frostspanner: Duftendes Liebeswerben in kalten Nächten - NABU aktion tier – Menschen für Tiere e.V.: Überwinterungsstrategien unserer Schmetterlinge und wie man ihnen helfen kann
Mehr anzeigen