Im Bann des Grauens
Von Gänsehaut und Grauen – Eine kleine Kulturgeschichte des Gruselns:
Es gibt Gefühle, die sind einfach universell: Freude, Wut, Liebe – und natürlich das wohlig-schaurige
Gruseln. Dieses leicht nervöse Zittern, wenn die Schatten länger werden, der Wind die Tür knarzen lässt und man ganz sicher ist, dass da eben jemand atmete. Hinter einem. Obwohl man allein ist.
Doch was ist das eigentlich, dieses Grauen – und warum mögen wir es so verdächtig gern?
Vom Grauen zum Gruseln – Eine sprachliche Spurensuche
Das Wort „Grauen“ stammt aus einer uralten indogermanischen Wurzel, die so klingt, als hätte jemand beim Donnern gezittert:
g̑her(s)-, „starren“ oder „beben“.
Schon unsere althochdeutschen Vorfahren kannten das „grûson“, also das Sich-Grausen, und nannten besonders schreckliche Dinge „griusig“. Später wurde daraus unser heutiges „gruselig“.
Das bedeutet im Grunde: Wenn dir die Haare zu Berge stehen, bist du sprachgeschichtlich völlig korrekt unterwegs.
Interessant: Während das schlichte „grauen“ auch den Sonnenaufgang beschreiben kann („Der Morgen graute“), geht’s beim „Gruseln“ weniger um Licht, sondern eher um das Gegenteil – das Fehlen davon. Kein Wunder also, dass die besten Gruselgeschichten selten bei Tageslicht spielen.
Warum wir uns gern fürchten (solange Netflix pausiert)
Der Mensch ist ein seltsames Wesen: Wir rennen schreiend aus dem Keller, wenn dort etwas rumpelt – und zahlen gleichzeitig Eintritt, um uns im Kino vor Zombies, Clowns oder Schwiegermüttern zu erschrecken.
Psychologen nennen das
Angstlust: Wir reizen unsere Nerven, um uns lebendig zu fühlen. Das Schaudern ist quasi das Trampolin des Lebensgefühls – erst hinab ins Tal der Angst, dann mit einem Freudenschrei wieder hinauf zur Lust.
Oder, wie Faust poetischer seufzte:
„Das Schaudern ist der Menschheit bestes Teil.“
Das wusste auch der Held im Grimm’schen Märchen „Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“. Ein junger Mann, dem einfach nicht gruselte – was, ehrlich gesagt, fast unheimlicher ist als jeder Geist. Am Ende schafft er’s dann doch, als ihm eine kalte Schüssel toter Fische über den Kopf gekippt wird. Pädagogisch fragwürdig, aber wirkungsvoll.
Vom Tabu zum Thrill: Das Grauen wird salonfähig
Früher galt es als unfein, sich vor Gespenstern zu fürchten. Die Aufklärung machte alles Übernatürliche lächerlich, der Spuk war (scheinbar) vorbei.
Doch das Grauen ließ sich nicht vertreiben – es zog nur um: in Romane, Gedichte und später ins Kino. Die Schwarze Romantik machte das Dunkle salonfähig. Goethe, Schiller, Poe – sie alle wussten: Ohne Schatten kein Licht, ohne Schaudern keine Seele.
Und während Aristoteles das Schaudern noch als reinigendes Erlebnis – die berühmte Katharsis – beschrieb, perfektionierte Stephen King später die Kunst, uns mit Alltäglichem das Fürchten zu lehren: ein Hotel, ein Hund, ein Auto – fertig ist der Horror.
Von Poltergeistern, Spuk und anderen Hausbewohnern
Kein Grusel ohne Geister! Besonders beliebt: der
Poltergeist.
Er ist der ungebetene Gast, der nachts mit dem Geschirr klappert, Möbel rückt und Lampen flackern lässt – aber sich selbst nie zeigt.
Sein Motto: „Ich bin da – aber du siehst mich nicht!“
Wissenschaftlich ist das Phänomen natürlich nicht haltbar (meist war’s doch nur die Nachbarskatze oder das eigene Nervensystem).
Aber im Volksglauben lebt der Klopfgeist munter weiter – irgendwo zwischen Elektrosmog, Kindheitstrauma und wackelndem Küchenschrank.
Märchen vs. Grusel: Brüder im Schatten
Das Märchen will, dass am Ende alles gut wird. Der Wolf wird bestraft, das Aschenbrödel kriegt den Prinzen, und der Zauber ist gebannt.
Die Gruselgeschichte dagegen flüstert: „Sicher?“
Sie spielt mit der Ungewissheit, lässt Türen offen, Schatten länger und das Happy End aus.
Wo das Märchen die Angst besiegt, feiert das Gruseln sie. Es badet darin, lässt sie funkeln wie Kerzenlicht in einem dunklen Wald.
Schwarzer Humor – Lachen mit Gänsehaut
Manchmal lacht man vor Schreck – oder über ihn. Das nennt man
schwarzen Humor.
Er nimmt das Unaussprechliche – Tod, Krieg, Krankheit – und macht daraus einen Witz. Nicht um zu verhöhnen, sondern um auszuhalten.
Schon Jonathan Swift konnte über das Grauen lachen („A Modest Proposal“ – die wohl makaberste Essensempfehlung der Literaturgeschichte).
André Breton adelt diesen Galgenhumor schließlich als Kunstform. Und heute? Lachen wir über Serienmörder in „Wednesday“ oder Vampire mit Existenzkrise in „What We Do in the Shadows“.
Das Lachen befreit – selbst wenn’s im Hals stecken bleibt.
Warum das Gruseln bleibt
Ob Lagerfeuer, Gothic Novel oder Horrorfilm: Das Grauen begleitet uns, seit wir Geschichten erzählen. Es ist der Schatten, den das Licht des Bewusstseins wirft – und manchmal auch der Grund, warum wir überhaupt Kerzen anzünden.
Denn das Dunkle hat seinen Reiz.
Vielleicht, weil es uns daran erinnert, dass wir lebendig sind.
Vielleicht auch, weil wir heimlich hoffen, dass da draußen doch etwas ist – das rumpelt, klopft und flüstert.
Und wenn du beim Lesen jetzt eine Gänsehaut hast:
Herzlichen Glückwunsch.
Du hast soeben das Fürchten gelernt.
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Quellen:
Märchen von einem, der auszog das Fürchten zu lernen – Wikipedia
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