Brennnessel – Heilpflanze, Aphrodisiakum, Zaubermittel und mehr

Alexandra Wizemann

Brennnesseln werden allgemein als lästiges Unkraut angesehen. Aber sie bieten deutlich mehr...

Brennnesseln werden allgemein als lästiges Unkraut angesehen. Sie hinterlassen bei Kontakt juckende Pusteln auf der Haut und sind besonders lästig, wenn man mit kurzen Hosen durch die Natur streift. Dennoch ist die Brennnessel eine sehr nützliche Pflanze, die gerne in Küche, Naturheilkunde und im Garten eingesetzt wird. [1]

Die Brennnessel ist ein echter Kosmopolit, denn die Gattung Urtica ist fast weltweit verbreitet, lediglich in der Antarktis kommen keine Arten vor. Im deutschsprachigen Raum kommen vier Brennnessel-Arten vor: Die bekanntesten sind die zweihäusige Große Brennnessel (Urtica dioica) und die einhäusige Kleine Brennnessel (Urtica urens); außerdem existieren hier noch die Röhricht-Brennnessel (Urtica kioviensis) und die aus dem Mittelmeerraum eingeschleppte Pillen-Brennnessel (Urtica pilulifera), deren gelegentliche mitteleuropäische Vorkommen auf die Kulturflucht aus Kräutergärten zurückzuführen ist, in denen sie wegen ihrer schleimigen Samen kultiviert wurde. [2]

Der Gattungsname Urtica stammt vom lateinischen urere = brennen. Der zweite Teil des Wortes Brennnessel geht auf eine Gestalt der griechischen Mythologie zurück: Nessos. Nessos ist ein Kentaur  in der griechischen Mythologie. Dieses Wesen – eine Mischung aus Pferd und Mensch begehrte die Frau des Harakles . So entführte also der Kentaur Nessos die schöne Deianeira , worauf Herakles ihn tötete.


Vorkommen

Sowohl die Große als auch die Kleine Brennnessel haben ihren Ursprung in Mitteleuropa. Da beide einen recht hohen ökologischen Toleranzbereich haben, sind sie heute bis weit nach Asien, Nordeuropa und Nordamerika verbreitet. Gelegentlich sind die Pflanzen auch in Südeuropa verwildert anzutreffen, wenngleich dort nur vereinzelt.

Brennnesseln sind überall dort anzutreffen, wo nährstoffreiche bzw. stickstoffreiche Böden mit ausreichender Feuchtigkeit vorhanden sind. Die Pflanze gilt als Stickstoffanzeiger. Sie ist häufig an Waldrändern, stickstoffreichen Brachflächen, an Rändern von Kulturparks oder in der Nähe von Teichen, Tümpeln und Flussrändern verwildert zu finden. Dort bilden sie meist regelrechte Brennnesselfluren, die oft zusammen mit Giersch auftreten. [3]


Vegetative Merkmale

Brennnessel-Arten wachsen als einjährige oder ausdauernde krautige Pflanzen, selten auch Halbsträucher. Sie erreichen, je nach Art, Standort und Nährstoffsituation, Wuchshöhen von 10 bis 300 Zentimetern bei den in Mitteleuropa vertretenen Arten. Die ausdauernden Arten bilden Rhizome als Ausbreitungs- und Überdauerungsorgane. Die grünen Pflanzenteile sind mit Brenn- sowie Borstenhaaren besetzt. Ihre oft vierkantigen Stängel sind verzweigt oder unverzweigt, aufrecht, aufsteigend oder ausgebreitet. Die meist kreuzgegenständig am Stängel angeordneten Laubblätter sind gestielt. Die Blattspreiten sind elliptisch, lanzettlich, eiförmig oder kreisförmig. Die Blattspreiten besitzen meist drei bis fünf, selten bis zu sieben Blattnerven. Der Blattrand ist meist gezähnt bis mehr oder weniger grob gezähnt. Die oft haltbaren Nebenblätter sind frei oder untereinander verwachsen. Die Zystolithen sind gerundet bis mehr oder weniger verlängert.

 

Brennhaare

Bekannt und unbeliebt sind die Brennnesseln wegen der schmerzhaften Quaddeln (Schwellungen), die auf der Haut nach Berührung der Brennhaare entstehen. Je nach Brennnesselart unterscheiden sich die Folgen, so ist beispielsweise die Brennflüssigkeit der Kleinen Brennnessel (Urtica urens) wesentlich schmerzhafter als die der Großen Brennnessel (Urtica dioica). Diese Brennhaare wirken als Schutzmechanismus gegen Fraßfeinde. Es sind lange einzellige Röhren, deren Wände im oberen Teil durch eingelagerte Kieselsäure hart und spröde wie Glas sind. Das untere, flexiblere Ende ist stark angeschwollen, mit Brennflüssigkeit gefüllt und in einen Zellbecher eingesenkt, die Spitze besteht aus einem seitwärts gerichteten Köpfchen, unter dem durch die hier sehr dünne Wand eine Art Sollbruchstelle vorhanden ist.[4]


Generative Merkmale

Sie sind je nach Art einhäusig (monözisch) oder zweihäusig (diözisch) getrenntgeschlechtig. In den Blattachseln stehen in verzweigten, rispigen, ährigen, traubigen oder kopfigen Gesamtblütenständen viele zymöse Teilblütenstände mit jeweils vielen Blüten zusammen. Die relativ kleinen, unauffälligen, immer eingeschlechtigen Blüten sind (selten zwei- bis sechs-) meist vier- bis fünfzählig. Die eingeschlechtigen Blüten sind etwas reduziert. Es sind meist vier (zwei bis fünf) Blütenhüllblätter vorhanden. Die männlichen Blüten enthalten meist vier (zwei bis fünf) Staubblätter. Der weiblichen Blüten enthalten einen Fruchtknoten, der zentral in der Blüte liegt und aus nur einem Fruchtblatt gebildet wird.[5]


Einige morphologisch ähnliche Arten

Die Arten der mit den Brennnesseln nicht verwandten Gattung der Taubnesseln (Lamium) sehen den Brennnesseln in Wuchs und Blattform sehr ähnlich, besitzen aber keine Brennhaare und sehr viel größere und auffälligere Blüten. Beim Zerreiben riechen sie auch vollkommen anders und die Nervatur der Taubnesselblätter wirkt eher wabenförmig. Die ebenfalls ähnlichen Blätter der Nesselblättrigen Glockenblume (Campanula trachelium) sind dagegen wechselständig.[6]


Bestäubung

Brennnessel-Arten sind windbestäubt. Wenn sich bei den männlichen Blüten die Blütenhüllblätter öffnen, schnellen ihre Staubblätter hervor; dabei wird explosionsartig eine Wolke von Pollen in die Luft geschleudert. Der Wind überträgt anschließend den Pollen auf die weiblichen Blüten. Die sitzenden, in den haltbaren inneren Blütenhüllblättern locker eingehüllten Nüsschen sind gerade, seitlich abgeflacht, eiförmig oder deltoid. Die aufrechten Samen enthalten wenig Endosperm und zwei fleischige, fast kreisförmige Keimblätter (Kotyledonen).[7]


Die Brennnessel als Zeigerpflanze

Ein starker Brennnesselwuchs gilt allgemein als Zeiger für einen stickstoffreichen Boden und bildet sich oft als Ruderalpflanze auf früher besiedelten Stellen aus. Eine große Anzahl Brennnesseln in einem Gebiet erlaubt es somit, auch ohne chemische Untersuchungen Rückschlüsse auf die Bodenbeschaffenheit zu ziehen. [8]

# Die Brennnessel ist ein Indikator für stickstoffreiche Böden.

# Zu viel Stickstoff macht Pflanzen anfälliger für Krankheiten.

# Ausgewaschene Stickstoffverbindungen können das Grundwasser belasten.

# Brennnesseln können ein erster Hinweis auf ein zukünftiges Absinken des Boden-pH-Wertes sein.

Obwohl die Brennnessel keine typische Zeigerpflanze für saure Böden (Boden-pH-Wert bis 6) ist, kann die Stickstoff liebende Brennnessel jedoch eine erste Indikatorpflanze für eine zukünftige Bodenübersäuerung durch zu viel Stickstoff sein. Für die allermeisten Pflanzen ist bei Böden mit mittlerem Humusgehalt ein Boden-pH-Wert von 5 bis 6 (sandige Böden), 5,5 bis 6,5 (lehmige Böden) und 6 bis 7 (tonige Böden) optimal.[9]


Lebensraum für Tiere

Besonders wichtig ist die Brennnessel als Futterpflanze für Raupen. Es gibt Schmetterlingsarten, wie die bekannten Tagfalterarten Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, Admiral und Landkärtchen, deren Raupen sich ausschließlich von Brennnesseln ernähren.

# Die Raupen des Kleinen Fuchses sind an trockenen und sonnigen Stellen zu finden

# Das Tagpfauenauge mag es zwar gleichfalls sonnig, aber dennoch luftfeucht und bevorzugt daher Plätze an Gewässern.

Beide Arten benötigen überdies größere Brennnesselbestände.

# Der Admiral dagegen gibt sich schon mit Ansammlungen einiger weniger Pflanzen zufrieden und bevorzugt eher kümmerliche Brennnesseln. Hier sind die Blätter mit Fäden zu Tüten aufgerollt, in deren Schutz die Raupen tagsüber ruhen.

# Das Landkärtchen sucht sich die schattigsten Wuchsorte der Brennnessel aus, die oft großen und dichten Bestände in den fluss- und bachbegleitenden Auwäldern.

Auf fast jeder Brennnessel sind Fraßspuren einzelner Insekten zu finden. Dabei müssen diese eine Strategie entwickelt haben, mit der sie die Brennhaare umgehen. Sie fressen sich um die Haare herum und bevorzugen dabei die Wege entlang der Blattadern und der Blattränder, da sich dort keine Brennhaare befinden. Vorteilhaft für die Insekten: Das Gift dringt nicht aus der Spitze, wenn das Haar unten an der Wurzel angefressen wird. Für Marienkäferarten und viele andere Käfer dient die Brennnessel als Ort für die Jagd nach kleineren Insekten. Der Pflanzensaft ist ebenfalls Nahrung für Schaumzikaden und Wanzen sowie deren Nachwuchs.[10]


Verwendung

Die meisten der folgenden Aspekte beziehen sich auf die Große Brennnessel (Urtica dioica). Seit über 30.000 Jahren nutzen die Menschen Brennnesseln als Färberpflanze, Faserlieferanten, als Speise- und Heilpflanze, als Aphrodisiakum, als Zaubermittel, Ritualgewächs und Symbolträger. [11]

Die Brennnessel enthält in ihren Blättern einen Wirkstoff, der Bakterien in ihrem Wachstum hemmt. Früher gab man daher in frisch gemolkene Milch eine Handvoll Brennnesselblätter, um sie länger haltbar zu machen. Auch manche Lebensmittel wie Frischfleisch oder Fisch wurden früher in die Blätter von Brennnesseln eingewickelt aufbewahrt, um ihre Haltbarkeit zu verlängern. Brennnesseln enthalten mehr Vitamin C  als Zitrusfrüchte und sind zudem reich an Mineralien wie Eisen, Kalium und Magnesium und sekundären Pflanzenstoffen wie den Flavonoiden. Die Flavonoide sorgen zusammen mit dem Kalium für die entwässernde Wirkung der Blätter. Überraschenderweise sind Brennnesseln auch eiweißreich. 100 g frische Brennnesselblätter enthalten ähnlich viel Eiweiß wie die gleiche Menge frische Hülsenfrüchte, nämlich bis zu 8 g. Auch die Samen sind essbar und werden geröstet geknabbert.[12]


Färberpflanze

Färberpflanzen haben eine lange Tradition. Noch bevor Farben künstlich hergestellt werden konnten, malte und färbte man mit natürlichen Farbmitteln. Wolle kann man mit der Brennnessel Wurzel, nach Vorbeizen mit Alaun, wachsgelb färben. Mit einer Zinnvorbeize, Kupfernachbeize und einem Ammoniak-Entwicklungsbad erzielen die oberirdischen Teile ein kräftiges Graugrün. Man benötigt etwa 600 Gramm Brennnessel pro 100 Gramm Wolle; besonders bei der Brennnessel kann der Farbton vom Zeitpunkt des Pflückens und Färbens abhängen, deshalb ist die Technik bei Massenproduktion von Kollektionen in Vergessenheit geraten.[13]


Fasernessel

Die Fasernessel (Urtica dioica L. convar. fibra) ist eine Konvarietät der Großen Brennnessel (Urtica dioica). Sie wurde zwischen 1927 und 1950 von Gustav Bredemann im Hinblick auf einen höheren Faseranteil züchterisch ausgelesen, geriet jedoch danach in Vergessenheit, bis sie im Rahmen des neu erwachten Interesses an alternativen Faserpflanzen in den 1990er Jahren wiederentdeckt und züchterisch weiterbearbeitet wurde.[14]

Im Vergleich zu Flachs und Hanf handelt es sich bei der Nessel um eine mehrjährige (perennierende) Pflanzenart, die als Dauerkultur viele Jahre Fasern liefert. Bisher liegen die Erfahrungen aus mehr als einem Jahrzehnt zu konstant guter Qualität der Fasern vor. Die aktuelle Nutzung der Fasernessel konzentriert sich auf die Gewinnung feiner Fasern zur Herstellung hochwertiger Textilien und für medizinische Anwendungen. Da insbesondere die Vermehrung – bisher vegetativ – sehr kostenintensiv ist, wird hier nach kostengünstigeren Alternativen geforscht. Die Gewinnung elementarer Nesselfasern über Entholzung, Reinigung, Krempeln, Kardieren und Degummierung entspricht denen der anderen Bastfasern. Die Fasergewinnung ist demnach genau so aufwendig wie bei anderen Bastfasern, wenn dabei elementare Nesselfasern und nicht nur Faserstränge herstellt werden.[15]


Speisepflanze

Die Brennnessel ist sowohl im rohen als auch im verarbeiteten Zustand essbar. Das gilt für alle ihre Pflanzenteile, wobei ihre Blätter und Samen am häufigsten verzehrt werden. Werden die Brennnesseln verarbeitet, gehen Inhaltsstoffe wie Vitamin C und B-Vitamine verloren. Daher ist es ratsam – falls möglich – die Brennnesseln roh zu essen.


Rezept für rohe Brennnesseln

# Brennnesseln mit einem Nudelholz überwalzen

# oder Brennnesseln kurz in warmes Wasser legen und mit einem Tuch auswringen

# oder mit einem Messer über die Pflanzenteile streifen

# oder Brennnesseln mixen

Durch die genannten Prozeduren gehen die Härchen kaputt, das Nesselgift tritt aus und kann keine Quaddeln mehr bei Ihnen hervorrufen. In diesem Zustand sind die Brennnesseln beispielsweise verwendbar für Salate zusammen mit Tomaten oder Gurken. Auch für Smoothies, Säfte, Kräuterdips und Joghurtsaucen eignen sie sich.
 

Brennnessel Spinat

# Zwiebel kleinhacken

# mit 200 g kleingeschnittenen Brennnesselblättern und Butter andünsten

# mit 200 ml Wasser und 50 ml Sahne auffüllen

#  mit Muskat, Pfeffer, Senf und Salz würzen

# 10 bis 20 Minuten garen und grob pürieren


Weitere Verwertungsideen

Es gibt noch viele weitere Rezeptideen zum Verwerten von Brennnesselblättern. Sie passen zu vielen Gerichten. Ob gedünstet zu Fleisch, im Risotto, in einem Gemüseeintopf, in einer Kräutersauce, im Auflauf oder kleingehackt in einem Omelett – den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Die Brennnesselsamen sind für Müsli, Joghurtspeisen und Salate geeignet.[16]


Brennnessel-Haselnuss-Likör[17]

Haselnüsse haben ein kräftiges Aroma, das sich durch das Anrösten verstärkt. Die Brennnesseln unterstützt es mit ihren grünen Tönen.

# 200 g Haselnüsse

# 30 g getrocknete Brennnesselblätter

# 500 ml Haselnussgeist 40-45 %

# 350 ml Haselnusssirup

# 150 ml Wasser

Die Haselnüsse grob raspeln, dann auf einem Blech verteilen und 15 Minuten bei 160 Grad im Backofen rösten. Kurz abkühlen lassen und lauwarm in den Haselnussgeist geben. Sofort gut verschließen und 2 Wochen ziehen lassen.

Die Brennnesselblätter in Wasser einen Tag einweichen und zusammen mit dem Haselnusssirup zu dem Haselnussansatz geben. 3 Wochen im verschlossenen Gefäß reifen lassen, währenddessen mehrmals gut durchschütteln.

Durch einen Faltenfilter filtrieren und in Flaschen abfüllen. Dunkel und verschlossen aufbewahren.


White Russian (Foto oben)

Das Lieblingsgetränk der Hauptfigur im Spielfilm The Big Lebowski von 1998 ist ein White Russian und wird aus Wodka, Kaffeelikör und Sahne oder Milch gemixt. Aufgrund der Bestandteile von Likör und Sahne zählt der Shortdrink zu den After-Dinner-Drinks. 

Hier finden Sie eine Variante mit Brennnessel-Haselnuss-Likör.

Rezept

# 4 cl Gin

# 2 cl Brennnessel-Haselnuss-Likör

# 1 cl Sahne oder Milch

Zubereitung:

1) Die Sahne oder Milch leicht schlagen, sodass sie gerade noch flüssig ist.

2) Einen Tumbler mit Eiswürfeln füllen.

3) Den Wodka und den Kaffeelikör ins Glas geben und umrühren.

4) Mit einer Kaffeebohne dekorieren und gleich servieren


Heilpflanze

Die Brennnessel ist als Heilpflanze eine der bekanntesten Kräuter in unseren Breiten. Kraut, Blätter und Samen enthalten viel Vitamin C, Vitamin A, Mineralsalze (vor allem Kalium und Kalzium), Chlorophyll, Karotinoide und organische Säuren.

Für einen Tee ein paar junge Blätter sammeln, mit heißem Wasser übergießen und genießen. Täglich mehrere Tassen Tee über den Tag verteilt, reinigen den Körper und sind im Rahmen einer Frühjahrskur sehr empfehlenswert. Brennnesseltee als altes Hausmittel soll diese Wirkungen haben:

# Entschlackung: Stoffwechsel anregend, Leber und Galle entgiftend

# Schmerz- und entzündungslindernde Eigenschaft: Durch die enthaltenen Flavonoide soll Brennnesseltee Schmerzen stillen und entzündliche Vorgänge hemmen, etwa bei Rheuma (Arthritis) oder auch Gelenkerkrankungen (Arthrose).

# Harntreibend: Wegen seiner harntreibenden Wirkung ist Brennnesseltee ein bekanntes Hausmittel bei Blasenentzündung.

# gegen Hautunreinheiten: Als Gesichtswasser wirkt Brennnesseltee gegen Hautirritationen.

# lindert Magen- sowie Menstruationsbeschwerden

# blutdrucksenkend

# stärkt das Immunsystem


Reiner Brennnesseltee hat allerdings keinen guten Ruf, weil ein Aufguss aus trockenen Blättern ein eher „muffiges“ Aroma hat. Dies kann verhindert werden, indem frische Blätter aufgebrüht oder getrocknete Brennnessel Blätter mit etwas Zitronenschalenabrieb abgerundet werden. So schmeckt der Brennnesseltee sogar fast spritzig.

Ein hartnäckiger Volksglaube besagt, dass Brennnesseln gegen Gicht und Rheuma helfen sollen. Früher „peitschte“ man sich mit Brennnesseln, benutzte sie um an der betreffenden Stelle ein stundenlanges Wärmegefühl zu erzeugen. Das fördert die Durchblutung und eignet sich deshalb hervorragend bei schmerzenden Gelenken, Rheuma- oder Ischiasbeschwerden. Wissenschaftlich belegt ist, dass die Pflanze Wirkstoffe enthält, die entzündungshemmend und antibakteriell wirken, was bei Rheuma oder Gicht hilfreich ist. Die Ursache für die brennenden Schmerzen und juckenden Quaddeln ist die Ameisensäure. Noch heute wird die „Urtikation“ bei Rheuma und Arthritis angewandt. Zur Wirksamkeit liegen allerdings keine aussagekräftigen, unabhängigen Studien vor, jedoch regen bestimmte Inhaltsstoffe der Brennnessel die Durchblutung an.


Aphrodisiakum, Zaubermittel und Ritualgewächs

Da setzt du dich in die Nesseln, warnt das Sprichwort den allzu Wagemutigen. Innerlich sträuben sich dem Betroffenen dann sicher die Haare, ganz ähnlich wie auch die Brennnesseln ihre zur Abwehr setzen. [18] Im Mittelalter galt die Brennnessel als ein Symbol schmerzlichen Liebesbrennens oder der hoffnungslosen Liebe. Man vermutete in der Brennnessel den Sitz eines dämonischen Wesens: „Pflanze, auf deren Blätter Pfeile wachsen mit brennendem Gift. Wer sich an ihr reibt, sticht sich an ihr“. Sie galt deshalb als Hexenkraut. Nur eine wahrhaftige Jungfrau konnte angeblich eine Brennnessel anrühren, ohne sich zu verbrennen. Weil die Brennnessel durchblutungssteigernd wirkt, gelten Gerichte mit ihr als aphrodisierend. Angeblich sollen sie auf Männer und Frauen gleichermaßen aphrodisierend wirken. Auch 1-2 Teelöffel Brennnessel-Samen ins Müsli gegeben soll das menschliche Lustbedürfnis steigern. Die Blätter können auch als Liebes-Rauchwerk dienen.[19]

Albrecht Dürer betrachtete die Brennnessel als eine „von Gott geschenkte Pflanze“, was in seinem Bild, auf dem ein Engel mit einer Brennnessel in der Hand zum Thron des Allmächtigen emporfliegt, zum Ausdruck kommt.

 

Blumensprache und Märchen

Wenn ihr an Nesseln streifet,

So brennen sie;

Doch wenn ihr fest sie greifet,

Sie brennen nie.

So zwingt ihr die Feinen,

Auch die gemeinen Naturen nie.

Doch presst ihr wacker

Wie Nussaufknacker,

So zwingt ihr sie.

(Friedrich Rückert) [20]


Im Märchen von Hans Christian Andersen „Die wilden Schwäne“ muss die stumme Königin 7 Hemden aus (Brenn) Nesseln anfertigen (in alten Zeiten noch üblich, worauf der Name "Hanfnessel" anspielt), um ihre Bruder zu erlösen, im Grimm’schen Märchen "Jungfrau Maleen" spielt ebenfalls die Brennnessel eine Rolle.

Victor Hugo erzählt in seinem Roman „Les Miserables – Die Elenden“ von einem Mann, der in einem armen Dorf auftaucht und die Leute lehrt, die Brennnesseln, die dort überall wachsen und bis dahin als Unkraut angesehen wurden, zu nutzen. Als Faserpflanze, als Nahrungsmittel oder auch als Dünger lindere die Brennnessel die Not der armen Leute.[21]

Brennnessel, verkanntes Kräutlein von Hoffmann, Dr. Heinrich (1809-1894)

Brennnessel, verkanntes Kräutlein, Dich muss ich preisen,

Dein herrlich Grün in bester Form baut Eisen,

Kalk, Kali, Phosphor, alle hohen Werte,

Entsprießend aus dem Schoß der Mutter Erde,

Nach ihnen nur brauchst Du Dich hinzubücken,

Die Sprossen für des Leibes Wohl zu pflücken,

Als Saft, Gemüse oder Tee sie zu genießen,

Das, was umsonst gedeiht in Wald, auf Pfad und Wiesen,

Selbst in noch dürft´ger Großstadt nahe Dir am Wegesrande,

Nimms hin, was rein und unverfälscht die gütige Natur

Dir heilsam liebend schenkt auf ihrer Segensspur!


Verwendung im Garten

Aus den Brennnessel Pflanzen kann ein hochwertiger Flüssigdünger und Bodenverbesserer sowie auch eine Jauche hergestellt werden. Letztere wird von vielen Gärtnern als biologisches Pflanzenschutzmittel eingesetzt, denn sie gilt als schädlingsabwehrend und düngt die Pflanzen ganz natürlich mit Stickstoff, Kalium und Kieselsäure. Sie soll übrigens auch den Geschmack von Gemüse, etwa Tomaten und Gurken , verbessern. Für Brennnesseljauche geben Sie ein Kilogramm Brennnesseln und zehn Liter Regenwasser in einen Bottich, decken ihn ab und stellen ihn in die Sonne. In den nächsten zwei Wochen sollten Sie die Masse jeden Tag einmal umrühren. Gegen den Geruch hilft es, Steinmehl, Kompost oder Lehmerde darunterzumischen. Sobald sich die Jauche dunkel verfärbt, kann sie zum Düngen verwendet werden. Je nach Bedarf braucht man zwei bis fünf Liter pro Quadratmeter.[22]


Quellen:
[1] Utopia – Die Brennnessel, eine echte Nährstoffbombe und Bakterienbremse, von Silke Neumann, 19.02.2020

[2] wikipedia.org/wiki/Brennnesseln

[3] www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Brennnessel

[4] www.biologie-seite.de/Biologie/Brennnesseln

[5] www.biologie-seite.de/Biologie/Brennnesseln

[6] www.gartenjournal.net/brennessel-aehnliche-pflanze

[7] www.biologie-seite.de/Biologie/Brennnesseln

[8] wikipedia.org/wiki/Brennnesseln

[9] www.boden-fachzentrum.de/bodenqualitaet/zeigerpflanzen/zeigerpflanze-brennnessel

[10] NABU Mecklenburg-Vorpommern. Verkannter Schatz im Garten, Die Große Brennnessel

[11] Brennnesseln, ein Portrait. Ludwig Fischer und Judith Schalansky (Hg.) Auflage: 2, ISBN: 978-3-95757-407-7

[12] www.gartenjournal.net/brennnessel-essen

[13] Stoffe färben: Die besten Färberpflanzen – Mein schöner Garten und wikipedia.org/wiki/Brennnesseln

[14] wikipedia.org/wiki/Fasernessel

[15] www.naturfaserverband.com/faserpflanzen/bastfaserpflanzen/fasernessel/

[16] www.gartenjournal.net/brennnessel-essen

[17] Blüten und Kräuter Liköre Rita Vitt (Hg.), ISBN: 978-3-8186 0689 3

[18] kraeutergarten-pommerland.de/aktuelles/87-kleine-kraeuterkunde.html

[19] geschichtenerzaehler.in / ungezaehmte-pflanze-brennnessel

[20] (1788 bis 1866), alias Freimund Raimar, deutscher Dichter, Lyriker und Übersetzer arabischer, hebräischer, indischer und chinesischer Dichtung

[21] www.zauber-pflanzen.de/urtica.htm

[22] www.haus.de/garten/brennnessel-wirkung

von Alexandra Abredat 8. September 2025
Stell dir eine blühende Sommerwiese vor: Überall wiegen sich kleine, zarte weiße Schirmchen im Wind, es summt und brummt. Idylle pur – oder etwa nicht? Denn diese „Engelsdolden“ sind die geheime Mafia der Pflanzenwelt . Während Karotten, Petersilie und Fenchel brav unsere Teller zieren, lauern im gleichen Blütenschirm tödliche Serienkiller: Gefleckter Schierling, Wasserschierling, Hundspetersilie . Die Doldenblütler sind eine Familie mit Doppelleben : die eine Hälfte würzt dein Gulasch, die andere sorgt dafür, dass schon ein kleiner Fehlgriff tödlich enden kann. Mit ihren ätherischen Ölen bereichern sie Küche und Medizin – aber seit Sokrates’ Zeiten auch die Kriminalgeschichte der Menschheit. Bild unten: Gold-Kälberkropf (Chaerophyllum aureum)
von Alexandra Abredat 8. September 2025
Der Klimawandel bringt nicht nur Schlagzeilen über Dürre und Hitzerekorde, sondern auch völlig neue Pflanzen auf unsere Äcker. Was vor wenigen Jahrzehnten noch nach exotischem Superfood klang, wächst inzwischen zwischen Rhein, Elbe und Spree: Quinoa, Süßkartoffeln – und sogar Sorghum, eine Hirseart aus Afrika. Manche Landwirte träumen schon davon, dass auch in Deutschland Reisfelder mit Reihern zur Sommerlandschaft gehören könnten. Sorghum – Afrikas robustes Süßgras Botanisch gehört Sorghum (Sorghum bicolor) zur Familie der Süßgräser – also eng verwandt mit Mais, aber deutlich zäher. Seine Wurzeln können bis zu zwei Meter tief in den Boden reichen, was ihm einen klaren Vorteil in trockenen Sommern verschafft. In Afrika wird Sorghum seit Jahrtausenden als Grundnahrungsmittel genutzt, bei uns kommt es bisher vor allem als Futterpflanze zum Einsatz. Spannend für Landwirte: Sorghum wird weder von Krähen noch von Wildschweinen geplündert, und auch Maiszünsler oder Maiswurzelbohrer interessieren sich nicht für die Pflanze. In Hessen, Rheinland-Pfalz oder Brandenburg gibt es inzwischen erste Felder – und sogar deutsche Whiskey- und Bierbrauer haben ein Auge auf das exotische Korn geworfen. Süßkartoffeln – die Diva mit Trichterblüten Die Süßkartoffel (Ipomoea batatas) ist keine Verwandte unserer Kartoffel, sondern gehört zu den Windengewächsen. Wer die Knolle im Garten anbaut, wird mit zarten trichterförmigen Blüten belohnt, die entfernt an ihre Schwester, die Zaunwinde, erinnern. Unterirdisch bildet die Pflanze verdickte Speicherwurzeln – unsere süßen Knollen. Sie liebt Wärme: Ab 20 °C fühlt sie sich wohl, unter 10 °C nimmt sie es persönlich. Deshalb gedeiht sie vor allem in milden Regionen wie Niedersachsen oder Rheinland-Pfalz. Nach der Ernte brauchen die Knollen ein „Curing“, eine Art Nachreifung bei rund 25 °C, damit die Schale aushärtet und die Bataten lagerfähig werden. Botanisch spannend: Süßkartoffeln gibt es nicht nur in Orange, sondern auch in Lila oder fast Weiß – ein Fest für Foodies und Fotografen. Quinoa – Spinat im Körnerkostüm Quinoa (Chenopodium quinoa) ist streng genommen kein Getreide, sondern ein sogenanntes Pseudogetreide. Botanisch gehört es zur Familie der Fuchsschwanzgewächse – und ist damit eher mit Spinat und Roter Bete verwandt als mit Weizen. Die Pflanze wird bis zu zwei Meter hoch, trägt hübsche, aufrechte Blütenrispen und kleine Körner, die von Natur aus mit bitteren Saponinen überzogen sind. Das schützt sie vor hungrigen Vögeln, wir Menschen spülen die Bitterstoffe einfach weg. In Südamerika wird Quinoa seit über 6.000 Jahren als Grundnahrungsmittel geschätzt. Inzwischen wächst es auch in Deutschland – vor allem in Bayern, Brandenburg und Rheinland-Pfalz. Sein Vorteil: Quinoa liebt Sonne, kommt aber auch mit trockenen Böden gut zurecht. Und kulinarisch bringt es eine nussige Note in Salate, Bowls und Risottos. Reis – Gras mit Zukunft Reis (Oryza sativa) gehört ebenfalls zu den Süßgräsern und ist eine der ältesten Kulturpflanzen überhaupt – vor über 6.000 Jahren wurde er in China kultiviert. Botanisch betrachtet ist jedes Reiskorn ein Grassamen – also im Prinzip „Gras zum Löffeln“. Noch steckt der Reisanbau in Deutschland in den Kinderschuhen, aber im Altmühltal in Bayern gibt es erste Projekte mit Nassreis. Die gefluteten Felder locken nicht nur neugierige Spaziergänger, sondern auch Reiher an. Ob Reis einmal so selbstverständlich wie Roggen oder Gerste auf unseren Feldern stehen wird, bleibt abzuwarten – aber denkbar ist es. Immerhin gibt es weltweit über 120.000 Reissorten, da findet sich sicher auch die eine oder andere für deutsche Böden. Wusstest du schon? Süßkartoffeln sind Speicherwurzeln, keine Knollen. Botanisch gesehen sind sie also die dicken Muskeln der Pflanze. Quinoa blüht in allen Farben von Gelb bis Rot – manchmal sehen die Felder aus wie Konfetti. Sorghum kann in heißen Sommern mehr Ertrag liefern als Mais – und wächst dabei bis zu drei Meter hoch. Reisfelder schaffen neue Lebensräume für Amphibien, Libellen und Wasservögel – kleine Öko-Oasen im Ackerbau. Quellen: www.bluewin.ch/de/news/schweiz/wie-der-klimawandel-unsere-felder-umkrempelt-377601.html
von Alexandra Abredat 23. August 2025
Die Sonnenblume (Helianthus annuus) ist eine Königin, die ihre Krone stets in Richtung Sonne trägt. Mit ihrem strahlend-gelben Haupt überragt sie vieles im Garten und hat seit Jahrhunderten die Herzen erobert – als Nahrungsquelle, Symbol und Muse der Kunst.
von Alexandra Abredat 21. August 2025
Szene 1: Crown Princess Margareta – der royale Einzug „Ah, endlich wieder Sonne!“, raunt Margareta, während sie ihre apricot-orange Blütenblätter in den Himmel reckt. Ich stolpere beim Auspacken beinahe über den Rosentopf – typisch Gärtnerin. „Ganz schön tollkühn, diese menschlichen Hände“, murmelt Margareta und wirft mir einen leicht entrüsteten Blick zu. Doch kaum hatte sie die Erde berührt, breitete sich ihr königlicher Duft über das Beet und verwandelte jeden Schritt in eine royale Zeremonie. Szene 2: Boscobel™ – die historische Diva „Oh, ich hoffe, sie weiß, wie man mit Stil gießt“, flüstert Boscobel™ mit einem Hauch von Myrrhe. Korallenrosa Knospen öffnen sich zu eleganten Rosetten, während ich aus Versehen einen Ast abknicke. „Oh dear!“, schnauft Boscobel™, „Wenn das ihr Ernst ist, sollten wir ernsthaft über einen Gärtnerkurs nachdenken.“ Ihre historische Eleganz steht unerschütterlich, trotz meiner Tollpatschigkeit, die ihr wie ein komisches Theater vorkommt.
von Alexandra Abredat 18. August 2025
Im August 2025 dürfen Nachtschwärmer und Himmelsfreunde den Vollmond besonders bewundern: hell, rund und in einer echten Planetenshow eingebettet. Astronomisch betrachtet erreicht der Vollmond am 9. August 2025 seinen Höhepunkt – und ja, das ist genau der Tag, an dem ich 53 Jahre alt werde. Also doppelt Grund zu feiern: einmal für mich, einmal für den Mond! Schon ein paar Tage davor oder danach ist er aber so gut zu sehen, dass man keine Sekunde verpassen muss. Dieses Jahr steht er im Sternbild Wassermann und wird von einer seltenen Planetenkonstellation begleitet – Saturn und Neptun ganz in der Nähe, Venus und Jupiter als Doppelpack, dazu Merkur und Uranus (letztere nur mit Teleskop sichtbar). Ein Himmelsballett deluxe! Vom Erntemond zum Störmond Der Vollmond im August trägt viele Namen – der gebräuchlichste im deutschsprachigen Raum ist der Erntemond. Früher hell genug, damit Landwirte auch nach Sonnenuntergang noch ihre Felder bestellen konnten, heißt er auch manchmal „Ernting“. Aber warum „Störmond“? Keine Angst, der Mond stört niemanden. Der Name kommt von einem richtig fetten Fisch: dem Stör. In Nordamerika war der August traditionell die beste Zeit, diesen Süßwasser-Riesen zu fangen. Deshalb taucht der Störmond im Maine Farmer’s Almanac auf – und hat sich in die Reihe der traditionellen Mondnamen eingereiht. Weitere poetische Namen für den August-Vollmond: Roter Mond, Maismond, Gerstenmond, Kräutermond, Getreidemond oder sogar Hundemond. Wer sich den Mond ansieht, darf also frei wählen, welchen Namen er ihm gibt – Hauptsache, man genießt das Schauspiel. Der Mond – unser treuer Nachbar Klein, rund und dennoch mächtig: Mit einem Durchmesser von etwa 3.475 Kilometern ist der Mond der größte Trabant im Verhältnis zur Größe seines Planeten. Und er hat’s in sich: Er beeinflusst Ebbe und Flut, stabilisiert die Erdachse – und sorgt so für ein Leben, wie wir es kennen. Außerdem war er der erste und bisher einzige Himmelskörper, auf dem Menschen ihre Stiefelabdrücke hinterließen. Auch Tiere nutzen ihn: Zugvögel orientieren sich am Mond, manche Fische und Krabben richten ihre Fortpflanzung nach seinen Phasen aus. Menschen hingegen? Nun, ein bisschen Schlaflosigkeit, nächtliches Umherirren oder romantisches Mondschauen schadet sicher nicht – und Geburtstage im Mondschein sowieso nicht. August-Vollmond 2025: Tipp für Beobachter Wer den Störmond sehen will, sollte sich einen klaren Abend aussuchen. Hoch am Himmel leuchtet er so hell, dass man fast ohne Straßenlaternen auskommt. Pack die Decke, ein Fernglas oder die Kamera ein – und genieße den Mond, der seit Jahrtausenden Menschen, Tiere und Fische fasziniert. Bonus: Wenn du am 9. August auch Geburtstag hast, wird der Mond dir sogar ein extra helles „Happy Birthday“ ins Gesicht scheinen. Quellen: de.wikipedia.org/wiki/Mond www.augsburger-allgemeine.de/panorama/warum-der-vollmond-im-august-2025-auch-stoermond-heisst-6-8-25-109081892
von Alexandra Abredat 18. August 2025
Manche Leute fahren für ein Wochenende ans Meer, andere in die Therme – und ich tuckerte mit meinem PS-armen Auto 2,5 Stunden lang von Künzelsau in den Schwarzwald. Wer schon einmal dort war, weiß: die Berge sind nicht zimperlich. Der Schwarzwald ist ein anderer Wald als der, den ich von Hohenlohe oder Heilbronn kenne. Hier wirkt alles ein wenig geheimnisvoller: die vielen Nadelbäume – Weißtannen, Fichten und Kiefern – ragen dicht und majestätisch empor, das Licht ist gedämpft, fast so, als hätte der Wald beschlossen, seine Pilzschätze besonders gut zu verstecken. Zwischendurch ein kurzer Blick nach draußen: Am Straßenrand blühte die Heide – ein lilafarbenes Highlight, das man so in unseren heimischen Wäldern kaum findet. Mein Auto schnaufte bei jeder Steigung, als wolle es selbst Sporen ausstoßen. Aber wir haben es geschafft – Hornberg, ich war da! Und das Ziel war es wert: ein Pilzseminar bei Björn Wergen im Pilzzentrum, mitten im Herzen des Schwarzwaldes. Schon die Begrüßung versprach ein Wochenende voller Naturglück, Schmunzler und einer guten Portion „Ah, so ist das also!“. Gemeinsam mit den anderen frischgebackenen „Teilnehmys“ (offiziell so betitelt im Ablaufplan – klingt fast wie eine kleine Pilzart, oder?) ging’s los.
von Alexandra Abredat 18. August 2025
Ein gepflegter Rasen ist wie ein akkurat gebügeltes Hemd: ordentlich, makellos – und ein bisschen langweilig. Eine Blumenwiese dagegen ist das Sommerkleid der Natur: bunt, lebendig und mitunter ein klein wenig wild. Sie flattert, summt und überrascht jeden Tag aufs Neue.
von Alexandra Abredat 14. August 2025
Der Gewöhnliche Odermennig, botanisch Agrimonia eupatoria, trägt viele Namen: Kleiner Odermennig, Gemeiner Odermennig, Ackerkraut oder Leberklee – je nachdem, ob man ihn gerade als Wildpflanze, Heilkraut oder Pflanzenliebhaber ansieht. Die heimische Wildstaude gehört zur großen Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und ist ein echter Dauerbrenner auf trockenen Wiesen, an Waldrändern und an kalkhaltigen Böden bis in 1200 Meter Höhe. Wuchs & Blätter – ein Haariges Vergnügen Der Odermennig ist ausdauernd krautig, bildet zunächst eine bodennahe Blattrosette und schießt dann mit einem langen, verzweigten Stängel bis zu 150 Zentimeter in die Höhe. Dabei trägt er eine tiefreichende Pfahlwurzel, die ihn auch durch trockene Sommer sicher navigiert. Die Blätter sind gefiedert, graufilzig auf der Unterseite und wechseln in einem Blatt größere und kleinere Fiederblättchen ab – insgesamt 11 bis 22 pro Blatt. Am Stängel sind die Haare unterschiedlich lang, ein Detail, das Botaniker begeistert und Gärtner gelegentlich kitzelt. Blüten – kleine Sonnenfänger Von Juni bis September zeigt der Odermennig seine traubigen, gelben Blütenstände. Jede Blüte ist fünfzählig mit bis zu 20 Staubblättern und einem mittelständischen Fruchtknoten. Reichlich Pollen locken Honigbienen, Schwebfliegen, Fliegen und Blütenkäfer an, die sich am Buffet bedienen. Der Blütenstand wächst kontinuierlich, sodass man unten schon die ersten Früchte, verblühte Blüten und Knospen gleichzeitig bestaunen kann – ein bisschen wie ein lebendiges Herbarium. Früchte – der kleine Klettmeister Die Früchte sind verkehrt-kegelförmige Sammelnussfrüchte mit Stacheln, die sich gern in Fell und Kleidung verfangen. Dank dieser cleveren Epichorie reisen die Samen auf dem Rücken von Rehen, Wildschweinen oder abenteuerlustigen Gärtnern durch die Landschaft. Standort & Boden – Sonne satt Kleiner Odermennig liebt sonnige bis halbschattige, trockene Standorte mit kalkhaltigen, stickstoffarmen Böden. Klassische Vorkommen sind Magerwiesen, Halbtrockenrasen, Waldränder und Hecken – im Tiefland eher selten. Er ist eine Kennart des Klee-Odermennig-Saums (Trifolium-Agrimonietum) und ein typischer Bewohner kalkreicher Mittelgebirgslagen. Ökologischer Wert – nützlicher Nachbar Nicht nur Bienen und Schwebfliegen schätzen ihn: Die Raupen des Kleinen Würfel-Dickkopffalters fressen seine Blätter. So trägt er zur Artenvielfalt bei – und sieht dabei noch hübsch aus. Heilwirkung & Historie – mehr als nur hübsch Der Odermennig ist ein altbewährtes Heilkraut: Bitter- und Gerbstoffe sowie ätherische Öle unterstützen Leber, Milz, Galle und Darm. Früher wurden die Blätter auch getrocknet und als Tee bei Magenbeschwerden oder äußerlich bei Juckreiz verwendet. Namen wie Magenkraut, Leberklee oder Brustwurz verraten schon seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Auch in der Textilkunst war der Kleine Odermennig aktiv: Mit Alaun lieferte er einen gelben Farbstoff, nicht besonders haltbar, dafür aber charmant historisch. Für Gartenfreunde Wer ihn im eigenen Garten integrieren möchte, findet im Odermennig einen pflegeleichten Partner für naturnahe Staudenbeete, sonnige Gehölzränder oder Steingärten. Er bringt Farbe, Nektar für Bestäuber und einen Hauch historischer Kräuterkunde in jedes Beet – ohne zu zicken.  Quellen: www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/odermennige/odermennig www.gaissmayer.de/web/shop/gestaltung/verwendungsschwerpunkte/faerbepflanzen/172/agrimonia-eupatoria/5124/ de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Odermennig
von Alexandra Abredat 10. August 2025
Absinth – was ist drin? Absinth ist eine Wermutspirituose, aber nicht zu verwechseln mit Vermouth – das sind nämlich zwei völlig verschiedene Dinge! Absinth besteht meist aus dem magischen Trio: Wermut, Anis und Fenchel. Diese drei Kräuter sind quasi die Hauptakteure im Geschmackskonzert. Doch damit nicht genug: Hersteller verfeinern die Spirituose oft mit allerlei weiteren Kräutern wie Ysop, Zitronenmelisse, Minze, Kalmus, Angelikawurzel (Engelswurz), Wacholder, Koriander, Muskat und Veronica. Manchmal wird Anis durch den günstigen Sternanis ersetzt, ähnlich wie beim Gin. Diese Kräutervielfalt macht Absinth so komplex und spannend. Die grüne Farbe kommt übrigens nicht von einem Lebensmittelfarbstoff, sondern vom Chlorophyll aus den Kräutern – was auch der „Grünen Fee“ ihren Namen gab („La fée verte“). Wo kommt Absinth her? Obwohl man Absinth heute in ganz Europa herstellt, stammt das Getränk ursprünglich aus der Schweiz, genauer gesagt aus dem Kanton Neuchâtel. Dort wurde Ende des 18. Jahrhunderts die Rezeptur erfunden, vermutlich von einem Arzt, der die Heilkräfte des Wermuts nutzte. Militärärzte erkannten bald die praktische Verwendung und verabreichten Absinth als Mittel gegen Malaria und für sauberes Trinkwasser – eine Art frühes „Medizinfläschchen“ für Soldaten [10]. Frankreich machte daraus im 19. Jahrhundert ein gesellschaftliches Ereignis: die berühmte „grüne Stunde“ (heure verte), in der besonders Künstler und Literaten die Grüne Fee feierten [6][7]. Warum wurde Absinth verboten? Vielleicht hast du schon gehört, dass Absinth von 1915 bis 1991 verboten war. Aber warum eigentlich? Einen wirklich triftigen Grund gab es nicht. Absinth wurde zum Sündenbock, als 1905 ein Mordfall in Pontarlier (Frankreich) mit dem Absinthkonsum des Täters in Verbindung gebracht wurde. Dieses Ereignis löste eine moralische Panik aus, die in Frankreich und der Schweiz zu Verboten führte, während in Ländern wie Portugal, Spanien oder Großbritannien das Getränk weiterhin erlaubt war [4][5]. Grund für die Angst war der Wirkstoff Thujon aus dem Wermut, von dem man annahm, er mache süchtig oder wirke drogenähnlich. Heute wissen wir dank moderner Forschung: Der Thujongehalt ist so gering, dass nur massiver, übermäßiger Konsum negative Auswirkungen haben kann. Der eigentliche Rausch kommt vom Alkohol, der mit mindestens 55 bis 66 Prozent Volumenprozent recht hoch ist – manche Sorten erreichen sogar 80 bis 85 % [11][12].
von Alexandra Abredat 10. August 2025
Meine Kamera-Ausrüstung – für Pflanzen, Tiere und alles, was nicht stillhält Einleitung Es gibt Leute, die gehen zum Fotografieren ins Studio. Ich gehe ins Gestrüpp. Während andere sich im klimatisierten Raum mit Latte Macchiato und perfekt platziertem Kunstlicht vergnügen, liege ich bäuchlings im Waldboden, kriege Moos in die Ärmel und knipse so nah an einer Blüte, dass der Schmetterling mir wahrscheinlich gleich seinen Stundenplan zeigt. Meine Kamera – eine treue Canon 80D – macht das alles mit. Sie hat schon mehr Dreck gesehen als ein Wanderstiefel und mehr Nieselregen abbekommen als ein Hundespaziergang im November. Ich fotografiere am liebsten Pflanzen, Tiere und die kleinen Momente draußen, die man nur sieht, wenn man mit der Nase im Farn steckt. Und weil Licht in der Natur ungefähr so zuverlässig ist wie ein Eichhörnchen, das man „Bleib!“ zuruft, sind lichtstarke Objektive für mich keine Luxusspielerei, sondern reine Notwendigkeit. Wenn die Sonne plötzlich hinter einer Wolke verschwindet, bin ich froh, wenn mein Objektiv einfach sagt: „Kein Problem, ich mach das schon.“ Die Kamera: Canon 80D – Die Unerschütterliche Die Canon 80D ist seit Jahren meine Begleiterin – vielseitig, reaktionsschnell und so robust, dass sie vermutlich auch einen unfreiwilligen Ausflug in den Bach überleben würde (getestet habe ich es lieber nicht). Kein High-End-Model, aber für mich High-Friend: Sie liefert erstklassige Fotos in allen möglichen Situationen und macht alles mit – von Tauwiesen am Morgen bis zu staubigen Feldwegen. 💬 Rucksack-Dialog: 80D : „Leute, wir ziehen los!“ SIGMA 105mm : „Bitte sag mir, es sind Blumen.“ Canon 100-400mm : „Ich will Rehe. Oder Bussarde. Oder wenigstens ein Hase mit Termin.“ Tokina : „Ich nehme alles. Hauptsache viel Himmel!“ Mein Herzstück: SIGMA 105mm F2.8 DG DN Macro | Art Wenn ich Pflanzen und Insekten fotografiere, ist dieses Objektiv mein Seelenverwandter. Es kommt so nah ran, dass jede Blütennarbe und jeder Tautropfen aussieht wie aus einem Märchen. Sigma hat sein „Billigobjektiv“-Image schon lange abgeschüttelt – und dieses Modell ist der Beweis. Kein eingebauter Stabilisator? Brauche ich nicht. Hier zählt pure optische Leistung. 💬 Rucksack-Dialog: Ich: „105er, heute bist du dran.“ 105mm : „Perfekt! Ich will so nah ran, dass die Biene denkt, ich sei eine neue Blütensorte.“ Mein erstes Liebe-auf-den-ersten-Klick-Objektiv: SIGMA 50-100mm F1.8 DC HSM Mein Einstieg in die Welt der guten Optik – und bis heute unverzichtbar. Für Portraits von Menschen wunderbar, für Tiere fast noch besser. Meine Uhus im Abendlicht? Mit dieser Lichtstärke so klar, dass man glaubt, sie hätten extra für mich stillgehalten. 💬 Rucksack-Dialog: 50-100mm : „Also… wenn’s Portraits gibt – von Mensch oder Tier – bin ich dabei.“ Ich: „Uhu im Abendlicht?“ 50-100mm : „Na klar. Mit mir sieht er aus, als hätte er für die Vogue posiert.“ Der Ferngucker: Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6L IS II USM Für alle Tiere, die lieber Sicherheitsabstand halten. Mit diesem Telezoom der professionellen L-Serie hole ich Rehe, Füchse oder Greifvögel so nah heran, dass man fast ihr Frühstück zählen könnte. Scharf bis in die Ecken, wetterfest und trotzdem noch handlich. 💬 Rucksack-Dialog: 100-400mm : „Zu weit weg? Kein Problem.“ Ich: „Heute Rehe.“ 100-400mm : „Ich bring sie dir auf Armlänge – und bei Regen? Ich lach dem Wetter ins Gesicht.“ Der Weitblicker: Tokina AT-X 116 PRO DX II (11-16mm f/2.8) Wenn die Landschaft atmet und der Himmel größer scheint als die Erde, kommt dieses Weitwinkel zum Einsatz. Lichtstark, scharf im Zentrum, und an den Rändern manchmal etwas sanfter – aber genau das gibt Naturaufnahmen oft eine besondere Tiefe. 💬 Rucksack-Dialog: Tokina : „Ich will Himmel! Viel Himmel! Und Blumenwiesen, die aussehen, als würden sie nie enden.“ Ich: „Randunschärfe?“ Tokina : „Das ist keine Schwäche, das ist Kunst.“ Fazit – Team Naturfotografie Meine Kameraausrüstung ist kein prunkvoller Fuhrpark, sondern ein eingespieltes Team, das mich bei jedem Abenteuer in der Natur begleitet. Vom Tau auf Spinnennetzen über den Blick eines Uhus bis hin zu Rehen im Morgennebel – wir halten zusammen. 💬 Rucksack-Abschluss: 80D : „Mission erfüllt.“ 105mm : „Makro-Magie geschafft.“ 50-100mm : „Uhu wie ein Star fotografiert.“ 100-400mm : „Rehe auf Armlänge.“ Tokina : „Himmel eingefangen.“ Ich: „Danke, Team. Ohne euch wäre die Natur nur halb so schön – und meine Fotos auch.“
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