Schafgarbe, Wiesen-Schafgarbe – Ich heile Deine Wunden und schenke Dir die Kraft der Beharrlichkeit

Alexandra Abredat

Die über 100 Arten der Schafgarbe (Achillea) sind in Europa und West-Asien heimisch. Ihre pflegeleichte Art, Farbenvielfalt und die Beliebtheit bei Insekten hat sie als Zierpflanze in die Gärten gebracht. Außerdem ist die Schafgarbe Teil der großen Familie der Heilpflanzen. Ihre wertvollen Inhaltsstoffe wirken als Tee, Tinktur oder Bad positiv auf Leber, Magen, Darm, Galle und Haut. Der Gattungsname Achillea geht auf Achilleus, den sagenhaften Helden des trojanischen Krieges zurück, der die Pflanze als Droge entdeckt und zur Wundheilung verwendet haben soll (Ilias, 11. Gesang, Vers 822ff.), während der Artname millefolium (= Tausendblatt) auf die fein zerteilte Blattspreite anspielt. Ihren deutschen Namen erhielt die in der Volksmedizin geschätzte Gemeine Schafgarbe, weil sie so gerne von Schafen gefressen wird. Der deutsche Pflanzenname „Garbe“ beruht auf mittelhochdeutsch garwe. Was mit „bereitstellen“ oder „Gesund machen“ interpretiert werden kann. [1]

Die Gemeine Schafgarbe gehört zu den Wurzelkriechern und Pionierpflanzen. Sie gilt als Bodenfestiger und Nährstoffzeiger vor allem für stickstoffhaltige Böden. [2]

Vorkommen

Die Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium) kommt ursprünglich in Eurasien, in Nord- und Mittelamerika vor. In Südamerika, Afrika, Australien, Neuseeland und in Hawaii ist sie ein Neophyt.

Als Standort werden Wiesen, (Schaf-)Weiden, Halbtrockenrasen, Acker- und Wegränder bevorzugt. In den Alpen steigt sie auf Höhenlagen von etwa 1.900 Metern. In den Allgäuer Alpen steigt sie in Vorarlberger Teil an der Üntschenspitze [1] in Gipfelnähe bis zu einer Höhenlage von 2.139 Metern auf. Sie ist fast kosmopolitisch verbreitet. Nur in mediterranen Gebieten ist sie selten.


Vegetative Merkmale

Bei den Achillea-Arten handelt es sich um ausdauernde krautige Pflanzen, selten Halbsträucher, die Wuchshöhen von 6 bis zu 80 Zentimetern erreichen. Meist duftet die ganze Pflanze aromatisch. Im Frühling treibt das Rhizom eine Blattrosette aus. Später wächst ein Stängel, auf dem sich die Blüten bilden. Der glatte bis behaarte Stängel ist zäh und innen markhaltig.

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind gestielt bis sitzend. Die Blattspreiten sind schmal und gefiedert. [2]


Generative Merkmale

Der einfache oder zusammengesetzte scheindoldige Blütenstand besteht aus vielen kleinen körbchenförmigen Teilblütenständen. 10 bis 30 Hüllblätter stehen in (ein bis) zwei bis drei (bis vier) Reihen. Die Blütenkörbchen weisen meist einen Durchmesser von 2 bis 3 (selten 5) Millimeter auf und enthalten (5 bis) 15 bis mehr als 75 Röhren- und selten keine, meist aber drei bis fünf (bis zwölf oder selten mehr) Zungenblüten. Die Farbe der Zungenblüten der meisten Arten ist weiß bis schwach gelblich, auch rosa Färbungen kommen vor.

Die Achänen besitzen meist zwei Rippen. [3]

Bestäubung

Die Bestäubung erfolgt durch Insekten. Die Früchte werden von Wind und Ameisen ausgebreitet. [6]

Einige morphologisch ähnliche Arten

Es können Verwechslungen mit dem Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis), dem gefleckten Schierling (Conium maculatum) oder mit dem Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) passieren. [7]


Für Tiere

Schafgarbe hilft auch Tieren bei einer Vielzahl von Magen-Darm-Beschwerden und bei innerlichen und äußeren Blutungen. Auch die Nieren werden unterstützt. Aus der Beobachtung ist bekannt, dass Schafe, wenn sie krank sind, dieses aromatische Kraut fressen. Das althochdeutsche Wort „Garwe“ bedeutet „Gesundmacher“, somit heißt „Schaf-Garwe“ ein Gesundmacher der Schafe. [8]


Verwendung

Verwendung finden die blühenden Schafgarben als Bitter-Tonika bei Verdauungsstörungen und Koliken. Zudem werden die Blüten zur Pflege der Gesichtshaut in Dampfbädern eingesetzt. Die frischen Triebe und Blätter können außerdem als Beigabe zu Salaten verwendet werden und die ätherischen Öle wirken schleimlösend.

Aus den Stängeln wurden Stäbchen für das traditionelle chinesische Schafgarbenorakel gefertigt. [9]

In früheren Zeiten wurde Schafgarbe zum Gelbfärben von Wolle verwendet. Dazu verwendete man getrocknete Blätter, Stängel und Blüten. Die Wolle musste vor dem Gelbfärben mit Alaunen gebeizt werden. [10]

Die Schafgarbe wird nicht mehr oft industriell verarbeitet. Im Pircher Schafgarbe Likör [11], Roner Z44 Gin [12] beide aus Südtirol und Citadelle No Mistake Old Tom Gin [13] aus Frankreich befinden sich als Botanical die Scharfgabe. Auch im Amaro Lucano Kräuterbitter [14] aus Italien wird diese Pflanze noch verarbeitet. Trinken Sie den Likör um die 16 Grad Celsius.


Schafgarben Likör

  • 1 bis 2 Dolden Schafgarbenblüten
  • 220 ml Wodka oder Doppelkorn
  • 1 Sternanis
  • 1 EL braunen Kandiszucker oder Honig nach eigenem Geschmack

Zubereitung

  • Die Schafgarbenblüten (ohne Stiele) grob zerkleinern und in eine Flasche geben
  • Den Kandiszucker dazugeben
  • Mit Wodka oder Doppelkorn auffüllen
  • 4 Wochen an einem hellen und warmen Standort ziehen lassen
  • Durch ein feines Sieb oder durch ein Kaffeefilter filtern
  • In Flaschen füllen und verschließen
  • Noch 4 Wochen ziehen lassen und anschließend dunkel und kühl lagern

Eignet sich zur besseren Verdauung. [15]


Schafgarben Limonade

Neben Tee und Likör findet die Schafgarbe auch in leckerer Limonade ihre Anwendung. Die Herstellung von Schafgarbenlimonade ist überaus simpel und wenig zeitaufwendig. Benötigt werden für die Umsetzung Zucker und Wasser. Die Zubereitungszeit beträgt etwa 10 Minuten. Zunächst sollten die Blüten kurz abgespült werden. Anschließend kann die gewünschte Menge an Zucker mit dem Wasser vermischt, gelöst und umgerührt werden. Nun werden die Blüten in das Zucker- und Wassergemisch gelegt. Bei Bedarf können auch Zitronen – die zuvor geschnitten werden – in die Limonade gespritzt werden. Vor dem Servieren sollte die nun fertige Limonade über Nacht an einem kühlen Ort gelagert werden, damit sie perfekt ziehen und den Geschmack intensiveren kann. [16]


Heilpflanze

Als Arzneidroge werden oberirdische Teile der Gemeinen Schafgarbe wie Stängel, Blätter und die Blüten genutzt (Schafgarbenkraut, lat. Millefolii herba; Schafgarbenblüte, lat. Millefolii flos). Sie können als Aufguss oder als Frischpflanzenpresssaft verarbeitet werden. Zubereitungen aus Schafgarbenkraut wirken gallenflussanregend (choleretisch), antibakteriell, zusammenziehend (adstringierend) und krampflösend (spasmolytisch).

Innerlich wird Schafgarbenkraut vorwiegend bei Anorexie (Appetitlosigkeit) und dyspeptischen Beschwerden verwendet (Völlegefühl, krampfartigen Erscheinungen im Verdauungstrakt, Flatulenzen (Blähungen)). Weitere Anwendungsgebiete sind schmerzhafte Krampfzustände psychovegetativen Ursprungs im kleinen Becken der Frau, hierzu werden aus dem Schafgarbenkraut Sitzbäder bereitet.


Volksheilkundlich wird Schafgarbenkraut zur Anregung der Gallensaftproduktion eingesetzt sowie bei Blasen- und Nierenerkrankungen und Menstruationsbeschwerden. Äußerlich werden Schafgarbenauszüge aufgrund ihrer antibakteriellen und adstringierenden Wirkung bei Entzündungen, Wunden, Hämorrhoiden und zur Minderung übermäßiger Schweißbildung verwendet, eine Wirksamkeit ist nicht belegt. Gesichert gilt die hepatoprotektive (die Leber schützende) Eigenschaft von Achillea millefolium und deren Extrakten.

Weiters soll die Gemeine Schafgarbe schweißtreibend und blutdrucksenkend (vor allem bei Arterieller Hypertonie (Bluthochdruck) mit Neigung zur Thrombose) sein und gegen Fieber helfen.

Schon im Altertum war die Schafgarbe bekannt als Heilpflanze bei den Germanen, den Indianern Amerikas und den Chinesen, die sie auch für das Schafgarbenorakel verwendeten. Sie wird auch als Mittel zur Wundheilung und zur Stillung von Blutungen genannt. [17]


Die Inhaltsstoffe der Schafgarbe, die vor allem aus ätherischen Ölen, Bitterstoffen und Gerbstoffen bestehen, machen die Pflanze zu einem interessanten und in der Regel gut verträglichem Heilkraut. Darüber hinaus enthält der Korbblütler nennenswerte Anteile an Salicylaten bzw. Salicylsäure, die v.a. eine schmerzhemmende Wirkung haben. Die Gesamtheit der Stoffe zeigt u.a. die folgenden Heilwirkungen: schleimlösend, verdauungsfördernd, wundheilend, krampflösend, antibakteriell, teilweise antimykotisch, appetitanregend und schmerzlindernd. [18]


Schafgarben Wickel

Bei Leber-Galle-Beschwerden oder begleitend zu Fasten- und Entgiftungskuren kommt Schafgarbenwickel als feuchtheiße Leberkompresse zum Einsatz. Die feuchte Wärme verstärkt die krampflösenden Eigenschaften der Schafgarbe. Außerdem wird die Entgiftungsfunktion der Leber angeregt. Es ist günstig, den Schafgarbenwickel nach den Mahlzeiten anzuwenden. Je nach Situation ist dies über einen längeren Zeitraum sinnvoll. Und so wird’s gemacht: [19]

  • 6 EL Schafgarbenkraut mit ½ l heißem Wasser übergießen und 7 Minuten bedeckt ziehen lassen, abseihen
  • Das Innentuch auf Lebergröße falten, in das Auswringtuch packen und in eine Schüssel geben
  • Die Tuchrolle mit dem heißen Schafgarbentee übergießen, auswringen (Haushaltshandschuhe als Hitzeschutz) und das Auswringtuch entfernen
  • Das Innentuch so warm wie möglich auf die Leber auflegen (Temperatur auf Verträglichkeit prüfen!). Mit dem Außentuch den Wickel abdecken und am Körper fixieren
  • Der feucht-heiße Leberwickel bleibt so lange, wie er angenehm ist (10 bis 30 Minuten). Anschließend noch nachruhen. Der Schafgarbenwickel soll nicht angewendet werden bei einer Allergie auf Schafgarbe oder andere Korbblütler. In diesem Fall kann der Wickel mit heißem Wasser durchgeführt werden.


Schafgarben Tee

Aus den getrockneten Blättern, Blüten und Stängeln wird mit kochendem Wasser ein Teeaufguss zubereitet. 1 TL pro Tasse mit heißem Wasser Übergießen, 7 Minuten bedeckt ziehen lassen, abseihen. 3-mal täglich 1 Tasse frisch zubereiteten Tee warm zwischen den Mahlzeiten trinken. Der Tee hilft bei Magen-Darm- und Galle-Beschwerden. Auch bei krampfartigen Menstruationsbeschwerden ist er empfehlenswert. [20]

Schafgarben Tee zur äußerlichen Anwendung

Ein stärker zubereiteter Tee wird für Kompressen, Auflagen und Teilbäder (z.B. Sitzbad bei Unterleibsbeschwerden) eingesetzt. Bei Nasenbluten steckt man in starken Tee getränkte Wattebällchen in die Nase. [21]

 

Aphrodisiakum, Zaubermittel und Ritualgewächs

In der Volksheilkunde gehört die Schafgarbe zu den alten Liebespflanzen. Schon bei den Navajo-Indianern wurde sie als Aphrodisiakum gelobt (eine Stunde vorher trinken). In unserem Kulturkreis war es früher öfters Brauch, sich einen Beutel mit Schafgarbe unter das Kopfkissen zu legen, damit einem im Traum der zukünftige Liebespartner gezeigt wird.

Das erste Grün der Schafgerbe war im Frühjahr Bestandteil der Gründonnerstag-Suppe, diese Speise sollte vor für das ganze Jahr für eine gute Gesundheit sorgen. [22]


Sehr poetisch – und auch auf die Göttin der Liebe bezogen – ist auch der Name „Augenbraue der Venus“, den die Schafgarbe wegen ihrer feinen, filigranen gefiederten Blätter trägt, die wie Augenbrauen geschwungen sind. Der Bezug zur Venus zeigt uns schon, dass es sich um ein „Frauenkraut“ handelt.


Ihren lateinischen Namen „Achillea“ erhielt die Schafgarbe wahrscheinlich vom griechischen Helden Achilles. Das war der Held mit der Achillesferse. Die Liebesgöttin Aphrodite soll Achilles selbst die Schafgarbe auf die Ferse gelegt haben. Tatsächlich wurde die Pflanze bereits im Altertum verwendet um z.B. Wunden zu heilen oder Blutungen zu stillen.

Ihre vielfältige Heilkraft verraten die zahlreichen Namen [23], mit denen die Schafgarbe belegt wird. „Garbe“ leitet sich von einem altdeutschen Wort ab und bedeutet „die Heilende“ oder „gesund machen“.


Die Schafgarbe findet den goldenen Mittelweg zwischen den Extremen und wirkt ausgleichend auf alle Bereiche. „Ich heile Deine Wunden und schenke Dir die Kraft der Beharrlichkeit“ will sie uns mitteilen. Die Schafgarbe schafft es jedenfalls, die eigene Mitte zwischen den Extremen zu finden und diese auszugleichen. Die Schafgarbe ist hilfreich bei allen Übergangssituationen z.B. auch beim Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen. [24]


Blumensprache

Der Feldblumenstrauß von Detlev von Liliencron (1844-1909)

„Kam in ein Wirtshaus, ich weiß nicht wie,

Tanzt der Soldate, tanzt der Kommis.“

Ich ahne nicht, wer diesen Vers gemacht,

Aber ich habe sehr gelacht:

Denn Sonntag ist es gestern gewesen,

Und der Montag führte noch nicht den Besen.

Herrgott, sah der Tanzsaal aus,

Die Kehrweiber fegten noch nicht das Haus:

Cigarrenreste und Streichhölzerleichen,

Manschetten, ein Strumpfband und dergleichen,

Vertrocknetes Bier auf Bänken und Tischen,

Und der dickste Staub, kaum wegzuwischen.

An den Wänden Gemälde: „Der erste Kuss“,

„Die Teufelsinsel“, „Am Bosporus“.

Auch hingen hier Fahnen und ähnlicher Rummel,

Vergessen lehnte die große Trummel.

Ein zerschlagnes Seidel, ja selbst ein Schuh

Schmückte die Bar in heiterer Ruh.

Wer hat denn hier herumgerast

Und alles durcheinandergeaast?

Das war der teutsche Klub „Kasematte“,

Der gestern seine Sommerfahrt hatte.

Eben wollt ich dem Schmutz mich entziehn

Und voller Entsetzen von dannen fliehn,

Als mir auffiel in diesem Pfuhl

Ein vergessen Bouquetchen auf einem Stuhl.

Ich nahm es mit, es war schon tot,

Verwelkt wie am End alle Erdennot:

Schafgarbe, roter und weißer Klee,

Eine Taglichtnelke und Wiesenschnee,

Ein Butterblümchen, Kamillen und Gräser

Und einiges andere feine Gefäser.

Wer hat denn diesen Strauß besessen,

Wer hat ihn gepflückt und dann vergessen?

Sie ging wohl mit ihrem Schatz beiseit

In eine stille Seligkeit.

Und während die andern die Polka sprangen,

Ist sie mit ihm durch die Felder gegangen.

Dort fanden sie ein liebes Geschick,

Und während er faul auslümmelt am Knick,

Bog sie sich in die Blumenwelt

Und hat den Strauß zusammengestellt.

Und als er steckte im Gürtel drin,

Gingen sie wieder zum Tanzen hin.

Durch des Mädels heißes Blut

Verlor das Sträußchen bald den Mut,

Und die Blümekens ließen die Köpfe hängen

Durch all das Drücken und dreiste Drängen.

Roh lacht ihr Liebster, als er das sieht:

„Smiet em doch weg, den ohln Schiet!“


Quellen
[1] www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/schafgarbe und de.wikipedia.org/wiki/Gemeine_Schafgarbe

[2] de.wikipedia.org/wiki/Gemeine_Schafgarbe

[3] Die Üntschenspitze (auch Üntscheller, Vordere Üntschenspitze) ist ein 2.135 m hoher Berg bei Schoppernau im österreichischen Teil der Allgäuer Alpen. Er ist ein Steilgrasberg aus Rhenodanubischem Flysch mit bis zu 1.000 Meter hohen Flanken. Der Gipfel ist mit Bergwanderwegen erschlossen und im Winter ein Geheimtipp bei Skibergsteigern.

[4] de.wikipedia.org/wiki/Schafgarben

[5] de.wikipedia.org/wiki/Schafgarben

[6] offene-naturfuehrer.de/web/Gewöhnliche_Schafgarbe_–_Achillea_millefolium

[7] www.gartenjournal.net/schafgarbe-verwechslung

[8] www.naturzyt.ch/natur-erfahren/wildpflanzen-in-der-kraeuteraphotheke/409-schafgarbe-altes-wunderheilkraut

[9] de.wikipedia.org/wiki/Schafgarben

[10] Färberpflanzen – Anleitung zum Färben, Verwendung in Kultur und Medizin von E. Prinz, Seite 53, Verlag Schweizerbart, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-510-65258-7

[11] www.pircher.it/de/schafgarbe-schafgarbenlikör

[12] www.roner.com/de/shop/roner/altri-prodotti/z44-distilled-dry-gin

[13] ginvasion.de/citadelle-gin

[14] www.amarolucano.it

[15] www.br.de/br-fernsehen/sendungen/zwischen-spessart-und-karwendel/schafgarben-likoer-rezept-100 
und Schafgarbe - Likör - Ur-Omas Weißheiten

[16] www.schafgarbe.org/umsetzung

[17] de.wikipedia.org/wiki/Gemeine_Schafgarbe

[18] www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Schafgarbe

[19] www.naturzyt.ch/natur-erfahren/wildpflanzen-in-der-kraeuteraphotheke/409-schafgarbe-altes-wunderheilkraut

[20] www.naturzyt.ch/natur-erfahren/wildpflanzen-in-der-kraeuteraphotheke/409-schafgarbe-altes-wunderheilkraut

[21] www.naturzyt.ch/natur-erfahren/wildpflanzen-in-der-kraeuteraphotheke/409-schafgarbe-altes-wunderheilkraut

[22] mypfadfinder.com/schafgarbe-augenbraue-der-venus

[23] Auswahl: Achillenkraut, Barbune (mittelhochdeutsch), Bauchwehkraut (Österreich o. d. Ems.), Wilder Bienenpfeffer, Bolick, Dusendblad (Oldenburg, Ostfriesland, mittelniederdeutsch), Edelgarb, Fasankraut (Österreich), Fase, Feldgarbe, Gabl (mittelhochdeutsch), Gachheil (mittelhochdeutsch), Gachelkraut (Österreich), Gahrl (mittelhochdeutsch), Schofgarb (mittelhochdeutsch), Schweinbauch, Schelkraut (Werfen), Tausendaugbraun, Tausendblatt (Pommern) Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Gemeine_Schafgarbe

[24] wildkraeuterlich.de/schafgarbe-die-augenbraue-der-venus


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Wer heute nach Teamregeln, Führungstools oder Kooperationsmodellen sucht, landet schnell bei Flipcharts, Moderationskarten und englischen Buzzwords. Die Natur war da deutlich früher – und erheblich effizienter. Lange bevor Menschen begannen, über Zusammenarbeit nachzudenken, hatten Tiere sie bereits perfektioniert. Nicht aus Nettigkeit, sondern aus Notwendigkeit. Teamverhalten ist in der Natur kein Wohlfühlkonzept, sondern eine Überlebensstrategie. Und genau deshalb lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Als Naturcoach und psychologische Beraterin fasziniert mich dabei weniger die romantische Vorstellung vom harmonischen Tierteam, sondern die ehrliche Realität: Tiere kooperieren, wenn es sinnvoll ist. In meiner Arbeit nutze ich genau solche Beobachtungen aus der Natur, um Teams einen Perspektivwechsel zu ermöglichen – jenseits von Methoden und Modellen. Beginnen wir mit einer der eindrucksvollsten Teamleistungen der Vogelwelt: dem Starengemurmel. Tausende Stare bewegen sich dabei wie eine einzige, atmende Masse durch den Himmel. Kein Anführer, kein Regisseur, kein zentrales Kommando – und doch absolute Synchronität. Der Grund ist denkbar pragmatisch: Raubvögel wie Falken können sich kaum auf ein einzelnes Ziel konzentrieren. Der Schwarm schützt jedes einzelne Tier durch pure Kooperation. Kein Vogel ist wichtiger als der andere, und genau das macht alle sicherer. Ein Prinzip, das auch in menschlichen Teams erstaunlich gut funktioniert – zumindest solange niemand versucht, sich dauerhaft in den Mittelpunkt zu drängen. Ähnlich klar organisiert ist die Zusammenarbeit bei Wölfen – allerdings weniger hierarchisch, als lange angenommen wurde. Moderne Verhaltensforschung zeigt: Ein Wolfsrudel ist meist eine Familiengemeinschaft, bestehend aus einem Elternpaar und dessen Nachwuchs. Entscheidungen entstehen oft situativ und kooperativ. Das berühmte Heulen ist kein Ausdruck von Romantik, sondern ein hochfunktionales Kommunikationsmittel. Wölfe heulen, um sich zu sammeln, um Kontakt zu halten, um Zugehörigkeit zu klären. Gejagt wird gemeinsam, aber nicht nach starren Befehlen, sondern mit flexiblen Rollen, die sich je nach Situation und Erfahrung der Tiere verändern. Führung ist hier kein Dauerstatus, sondern eine Aufgabe auf Zeit – übernommen von dem Tier, das gerade die besten Voraussetzungen mitbringt. Das spart Energie. Und erstaunlich viele Konflikte. Auch Ameisen sind Meisterinnen der effizienten Zusammenarbeit – und das ganz ohne Chefetage. Besonders faszinierend ist ihr sogenannter Tandemlauf. Dabei führt eine erfahrene Ameise eine andere gezielt zu einer Nahrungsquelle. Die Geführte bleibt durch ständigen Kontakt in der richtigen Richtung, lernt den Weg und kann ihn später selbstständig nutzen. Wissen wird nicht abstrakt vermittelt, sondern im Tun weitergegeben. Viele moderne Führungskräfte würden dafür ein Tagesseminar buchen. Manche Tierarten treiben Teamarbeit sogar in eine ästhetische Dimension. Flamingos etwa versammeln sich zu Tausenden und führen synchronisierte Gruppentänze auf. Beine heben, drehen, schreiten – alles gleichzeitig. Das sieht spektakulär aus, erfüllt aber einen klaren Zweck: Es stärkt den Zusammenhalt und spielt eine zentrale Rolle bei der Partnerwahl. Wer aus dem Takt gerät, fällt auf. Auch Delfine sind bekannt für ihre synchronen Bewegungen. Sie schwimmen abgestimmt, führen gemeinsame Pirouetten aus, helfen verletzten Artgenossen und lösen Probleme kooperativ. Empathie ist hier kein sentimentaler Zusatz, sondern Teil der Überlebensstrategie. Besonders spannend wird Zusammenarbeit dort, wo sie Artgrenzen überschreitet. In der Natur nennt man das Symbiose – Zusammenleben zum gegenseitigen Vorteil. Ein klassisches Beispiel ist die Beziehung zwischen Clownfisch und Seeanemone. Die Anemone ist mit giftigen Nesselkapseln bewaffnet, die selbst große Räuber vertreiben. Der Clownfisch jedoch lebt geschützt zwischen ihren Tentakeln, da seine Haut chemisch so getarnt ist, dass die Anemone ihn nicht als Fremdkörper erkennt. Im Gegenzug vertreibt der Clownfisch Fressfeinde der Anemone. Schutz gegen Verteidigung. Klarer Deal, klare Rollen. Auch Wölfe arbeiten artübergreifend – etwa mit Kolkraben. Die Vögel entdecken aus der Luft Kadaver oder verletzte Tiere, die Wölfe öffnen mit ihren Zähnen die dicke Haut. Erst dann können beide fressen. Ohne Absprache, aber mit gegenseitigem Nutzen. Vertrauen entsteht hier nicht aus Sympathie, sondern aus Erfahrung. Im Korallenriff übernehmen Putzerfische die Rolle mobiler Zahnärzte. Große Fische öffnen bereitwillig ihr Maul und lassen Parasiten und Essensreste entfernen. Eine riskante, aber lohnende Kooperation. Allerdings gibt es Betrüger: Fische, die sich als Putzer tarnen, zubeißen und fliehen. Die Folge ist Misstrauen. Manche Räuber fressen lieber den Putzerfisch, als sich auf die Reinigung einzulassen. Auch das ist Natur: Kooperation braucht Verlässlichkeit – sonst endet sie abrupt. Nicht jede Symbiose ist so ausgewogen, wie sie lange schien. Beim Madenhacker etwa, der auf Antilopen, Büffeln oder Nashörnern sitzt, zeigte sich erst spät: Er frisst nicht nur Parasiten, sondern oft auch Fleisch aus offenen Wunden. Die Beziehung nützt häufig mehr dem Vogel als dem Säugetier. Zusammenarbeit ist also nicht automatisch fair. Ein wichtiger Hinweis für alle, die Teamarbeit idealisieren. Dass Kooperation sogar hochgradige kognitive Leistungen erfordert, zeigen aktuelle Forschungen zur gemeinsamen Jagd von Oktopussen und Rifffischen. Der Biologe Eduardo Sampaio und sein Team konnten nachweisen, dass diese Tiere ihr Verhalten flexibel aufeinander abstimmen. Die Fische zeigen dem Oktopus versteckte Beute, der Oktopus scheucht sie heraus oder umschlingt sie mit seinen Armen. Wer die Zusammenarbeit ausnutzt, riskiert Sanktionen. Kooperation erfordert Wahrnehmung, Lernen – und soziale Kontrolle. Besonders aufschlussreich ist auch der Vergleich zwischen Wolf und Hund. Obwohl Hunde als besonders kooperativ gelten, schneiden sie in Tests zur Zusammenarbeit mit Artgenossen schlechter ab als Wölfe. In Experimenten, bei denen zwei Tiere gleichzeitig an einem Seil ziehen mussten, um an Futter zu kommen, warteten Wölfe geduldig aufeinander und koordinierten ihr Handeln. Hunde agierten häufiger individuell. Die Erklärung ist simpel und unbequem: Hunde sind auf Kooperation mit Menschen selektiert – nicht mit ihresgleichen. Teamfähigkeit ist also keine Selbstverständlichkeit, sondern kontextabhängig. Ein Extrembeispiel für kompromisslose Zusammenarbeit liefern Nacktmulle. Blind, haarlos und fast schmerzunempfindlich leben sie in Kolonien von bis zu 300 Tieren unter der Erde. Es gibt eine Königin, Arbeiter und Soldaten, klare Aufgaben und sogar eigene Dialekte. Effizienz und Spezialisierung sind hier perfekt – individuelle Freiheit spielt keine Rolle. Bewundernswert, ja. Erstrebenswert für menschliche Teams? Eher nicht. Denn natürlich hat Zusammenleben auch Nachteile. Konkurrenz um Nahrung, Rangkämpfe, Krankheiten und Parasiten gehören ebenso dazu. Tiergruppen müssen ständig abwägen, ob Kooperation sich lohnt. Gruppengröße, Verwandtschaft, Lebensraum und Jahreszeit entscheiden darüber, ob Teamarbeit Vorteile bringt oder zur Belastung wird. Und genau hier liegt die wichtigste Lehre für uns Menschen: Gute Teams entstehen nicht aus Harmonieversprechen, sondern aus Klarheit. Klare Kommunikation, verlässliche Rollen, gegenseitiger Nutzen und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Tiere zeigen uns nicht, wie man nett zusammenarbeitet – sondern wie man wirksam zusammenlebt. Vielleicht ist das der größte Mehrwert der Natur für Coachingprozesse: Sie erlaubt uns, Teamverhalten jenseits von Moral und Ideologie zu betrachten. Ehrlich, funktional und oft erstaunlich humorvoll. Denn manchmal reicht ein Blick ins Starengemurmel, um zu erkennen: Wenn alle versuchen, der Falke zu sein, wird das Team sehr schnell sehr klein. Quellen: Teamwork - 3sat-Mediathek Symbiose: Warum sich Tierarten zusammentun - [GEOLINO] Tiere als Teamplayer: Was wir von ihnen für die Zusammenarbeit im Job lernen können - Heidrun Jürgens Personaldienstleistungen Tierische Allianzen | campus.kn Wölfe sind die besseren Teamplayer - wissenschaft.de Wie leben Tiere zusammen - VRM Wochenblätter Natho, F. (2005). Die Lösung liegt im Team. Handbuch zur Arbeit mit der Skalierungsscheibe. Dessau: Gamus. Frank Natho systhema 3/2007 · 21. Jahrgang · Seite 357-370
von Alexandra Abredat 14. Dezember 2025
Wenn der Herbst die Gärten leiser macht und die letzten Blüten verblassen, beginnt für Schmetterlinge eine Zeit der Entscheidung. An milden Oktobertagen sitzt vielleicht noch ein Zitronenfalter reglos im Laub, als hätte ihn jemand vergessen. Kein Flattern, kein Suchen nach Nektar – nur Stille. Während wir Fenster schließen und Jacken hervorholen, prüfen Schmetterlinge ihre Optionen: bleiben oder gehen, erstarren oder reisen, sich verbergen oder verwandeln. Die meisten verschwinden aus unserem Blickfeld – und genau hier beginnt das große Missverständnis. Denn Schmetterlinge sind im Winter keineswegs verschwunden. Sie sind nur anders da: als Ei, als Raupe, als Puppe, als scheinbar lebloser Falter im Verborgenen oder auf dem Weg in den Süden. Bleiben oder gehen – die erste Entscheidung Nicht alle Schmetterlinge stellen sich dem Winter in Deutschland. Einige wählen den radikalsten Weg: die Flucht. Zu diesen sogenannten Wanderfaltern gehören Admiral, Distelfalter, Taubenschwänzchen oder Windenschwärmer. Sie verlassen Mitteleuropa im Herbst und ziehen Richtung Südeuropa oder sogar bis nach Afrika. Dabei legen sie Strecken von mehreren hundert bis zu über zweitausend Kilometern zurück. Orientierung bieten ihnen Sonnenstand, Landschaftsstrukturen und das Erdmagnetfeld. Der Winter wird also nicht „überstanden“, sondern schlicht umgangen. Erst ihre Nachkommen oder zurückkehrende Generationen tauchen im Frühjahr wieder bei uns auf. Diese Wanderungen sind keine romantischen Ausflüge, sondern eine nüchterne energetische Entscheidung: Wo es keine Nahrung gibt, lohnt sich kein Verharren. Ausharren als Falter – Überwintern im Stillstand Nur wenige unserer heimischen Tagfalter überstehen den Winter als ausgewachsener Schmetterling. In Baden-Württemberg sind es lediglich sechs Arten: Tagpfauenauge, Kleiner und Großer Fuchs, C-Falter, Trauermantel und der Zitronenfalter. Sie suchen im Spätherbst geschützte Orte auf – Baumhöhlen, Felsspalten, Holzschuppen, Scheunen, Keller oder Dachböden. Dort hängen sie reglos, oft kopfüber, und fallen in eine Winterstarre. Winterstarre bedeutet: Der Stoffwechsel wird auf ein Minimum heruntergefahren, Bewegung eingestellt, Energie gespart. Jeder unnötige Reiz kostet Reserven. Genau hier lauert eine der größten Gefahren durch den Menschen: die sogenannte Wärmefalle. Steigt die Umgebungstemperatur dauerhaft über etwa zwölf Grad – etwa durch eine Heizung – erwachen die Falter. Sie flattern umher, verbrauchen Energie, finden aber keine Nahrung. Bleiben sie in der Wärme, verhungern sie. Setzt man sie unbedacht ins Freie, droht der Kältetod. Entscheidend ist daher ein kühler, frostfreier Ort mit der Möglichkeit, im Frühjahr wieder ins Freie zu gelangen. Der Sonderfall Zitronenfalter – Frostschutz aus eigener Produktion Der Zitronenfalter nimmt unter den heimischen Arten eine Sonderstellung ein. Er überwintert als einziger mitteleuropäischer Schmetterling ungeschützt im Freien, oft im trockenen Laub am Boden oder am Fuß von Bäumen. Möglich macht das ein körpereigenes Frostschutzsystem: Durch die Anreicherung seiner Körperflüssigkeiten mit Glycerin, Sorbit und Eiweißen senkt er den Gefrierpunkt so stark ab, dass Temperaturen bis minus zwanzig Grad überstanden werden können. Selbst schneebedeckte Zitronenfalter wurden schon gefunden – reglos, aber lebendig. Diese Fähigkeit erklärt auch sein ungewöhnlich langes Leben: Während viele Falter nur wenige Wochen leben, kann der Zitronenfalter fast ein Jahr alt werden. Er legt lange Ruhephasen ein – im Sommer wie im Winter – und startet im Frühjahr oft als einer der ersten Schmetterlinge in die neue Saison. Verwandlungspause – Winter als Entwicklungszeit Für die Mehrheit der Schmetterlinge gilt jedoch: Nicht das erwachsene Tier überlebt den Winter, sondern der Lebenszyklus. Viele Arten sterben im Herbst nach der Fortpflanzung. Gesichert wird nicht das Individuum, sondern die nächste Generation. Ein Teil der Arten überwintert als Puppe. Schwalbenschwanz, Aurorafalter oder Landkärtchen sind dann gut geschützt in einer Chitinhülle, angeheftet an Pflanzenstängeln, verborgen im Boden oder eingesponnen in Kokons. Andere Arten gehen als Raupe in den Winter – etwa Bläulinge, Schillerfalter oder das Schachbrett. Manche verkriechen sich unter Rinde oder Laub, andere bauen sich spezielle Gespinste, sogenannte Hibernarien. Wieder andere harren nahezu schutzlos an ihren Futterpflanzen aus. Auch das Ei kann ein Winterquartier sein, etwa beim Apollofalter oder Nierenfleck-Zipfelfalter. Winzig, unscheinbar und erstaunlich widerstandsfähig trotzen diese Entwicklungsstadien Frost, Trockenheit und Zeit. Energie sparen um jeden Preis Allen Strategien gemeinsam ist ein zentrales Prinzip: Energie. Im Winter gibt es keine Blüten, keinen Nektar, kaum Möglichkeiten zur Nahrungsaufnahme. Deshalb wird gespart, gedrosselt, stillgelegt. Jede Störung – Bewegung, Wärme, falsches Umsetzen – kann den fein austarierten Energiehaushalt kippen. Der Winter ist für Schmetterlinge keine Schlafenszeit, sondern ein biologischer Ausnahmezustand. Klimawandel – wenn der Winter aus dem Takt gerät Zunehmend problematisch sind milde Winterphasen. Warme Tage im Februar oder März können überwinternde Falter aus der Starre holen. Sie erwachen, finden jedoch noch keine Nahrung. Kommt danach erneut Frost, überleben viele diese zweite Kältephase nicht. Der Klimawandel verändert damit nicht nur Temperaturen, sondern ganze Zeitpläne – und stellt besonders überwinternde Falter vor neue Risiken. Was wir tun können – helfen durch Nichtstun Der wichtigste Beitrag des Menschen ist oft Zurückhaltung. Wer überwinternde Falter entdeckt, sollte sie nicht stören. Gärten profitieren von Unordnung: liegen gelassenes Laub, stehen gelassene Stängel, Reisig- und Steinhaufen bieten lebenswichtige Winterquartiere. Gartenhäuser, Schuppen oder unbeheizte Garagen können helfen – vorausgesetzt, sie bleiben kühl und bieten im Frühjahr einen Ausgang ins Freie. Findet man einen Falter in einem beheizten Raum, ist behutsames Umsiedeln gefragt: vorsichtig in eine Pappschachtel setzen, kühl und frostfrei unterbringen, Flügel niemals berühren. Und im Frühling: Türen, Fenster und Luken öffnen. Wenn dann die ersten sonnigen Tage kommen und ein Zitronenfalter gelb durch den noch kahlen Garten flattert, ist das kein Wunder. Es ist das sichtbare Ende eines langen, stillen Winters – und der Beweis, dass Überleben manchmal vor allem eines braucht: Ruhe. Sonderfall Winterliebe: Der Frostspanner Während die meisten Schmetterlinge den Winter meiden, verschlafen oder in andere Entwicklungsstadien auslagern, gibt es Arten, die der Kälte bewusst entgegentreten. Ein besonders anschauliches Beispiel sind die Frostspanner. Wer im Spätherbst oder frühen Winter nachts durch Wälder oder an Baumreihen entlangfährt, kann sie im Lichtkegel der Scheinwerfer entdecken: kleine, helle Falter, die scheinbar unbeeindruckt von Frost und Dunkelheit umherflattern. Biologisch betrachtet ist dieses Verhalten ebenso kühn wie klug. Beim Kleinen Frostspanner (Operophtera brumata) und beim Großen Frostspanner (Erannis defoliaria) erscheinen die erwachsenen Falter erst sehr spät im Jahr – meist ab November, manchmal sogar noch bei leichtem Frost. Die Männchen sind flugfähig und auf nächtlicher Suche nach Weibchen, die hoch oben in den Baumkronen sitzen. Diese wiederum besitzen keine Flügel. Stattdessen klettern sie an Baumstämmen empor und senden von dort intensive Sexualduftstoffe aus, sogenannte Pheromone, die die Männchen zuverlässig anlocken. Der Winter bietet den Frostspannern dafür ideale Bedingungen. Viele ihrer natürlichen Feinde sind zu dieser Jahreszeit nicht aktiv: Fledermäuse halten Winterruhe, Zugvögel sind längst im Süden, und auch die Konkurrenz anderer Nachtfalter ist minimal. Kälte wird hier nicht zum Hindernis, sondern zur strategischen Bühne für die Fortpflanzung. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre winzigen Eier gut versteckt in Rindenritzen ab. Die erwachsenen Tiere selbst leben nur wenige Tage; ihre Mundwerkzeuge sind verkümmert, Nahrung nehmen sie nicht mehr auf. Im Frühjahr schlüpfen die Raupen pünktlich zum Blattaustrieb. Vor allem die grünen Raupen des Kleinen Frostspanners sind dann gefräßig und können Bäume zeitweise kahl fressen – ein Anblick, der dramatischer wirkt, als er ist. Die meisten Gehölze treiben problemlos wieder aus. In naturnahen Gärten regulieren Vögel wie Kohlmeisen den Raupenbestand ganz von selbst. Eine weitere Besonderheit verbindet die Frostspanner mit anderen Überwinterungsstrategen der Insektenwelt: In ihren ersten Lebenstagen lassen sich die Jungraupen mithilfe feiner Seidenfäden vom Wind verdriften. Dieses sogenannte „Ballooning“ sorgt dafür, dass sich die nächste Generation im Lebensraum verteilt – ein leiser, luftiger Neuanfang nach einem Winter, der für ihre Eltern das Ende bedeutete. Der Frostspanner zeigt damit eindrucksvoll, dass Überwinterung nicht immer Rückzug oder Starre bedeutet. Manchmal heißt sie auch: hinausgehen in die Kälte, wenn sonst niemand mehr unterwegs ist – und genau dort erfolgreich sein. Quellen: Schmetterlingen in der Wohnung helfen Überwinterung der Schmetterlinge, NABU Baden-Württemberg Wie überwintern Schmetterlinge? - Plantura Schmetterlinge überwintern: Hier finden sie ein Winterquartier | kraut&rüben Schmetterlinge im Winter - NABU NRW Frostspanner: Duftendes Liebeswerben in kalten Nächten - NABU aktion tier – Menschen für Tiere e.V.: Überwinterungsstrategien unserer Schmetterlinge und wie man ihnen helfen kann
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