Absinth – Die Grüne Fee mit Geschichte, Mythos und Geschmack
Absinth – was ist drin?
Absinth ist eine Wermutspirituose, aber nicht zu verwechseln mit Vermouth – das sind nämlich zwei völlig verschiedene Dinge! Absinth besteht meist aus dem magischen Trio: Wermut, Anis und Fenchel. Diese drei Kräuter sind quasi die Hauptakteure im Geschmackskonzert. Doch damit nicht genug: Hersteller verfeinern die Spirituose oft mit allerlei weiteren Kräutern wie Ysop, Zitronenmelisse, Minze, Kalmus, Angelikawurzel (Engelswurz), Wacholder, Koriander, Muskat und Veronica. Manchmal wird Anis durch den günstigen Sternanis ersetzt, ähnlich wie beim Gin. Diese Kräutervielfalt macht Absinth so komplex und spannend. Die grüne Farbe kommt übrigens nicht von einem Lebensmittelfarbstoff, sondern vom Chlorophyll aus den Kräutern – was auch der „Grünen Fee“ ihren Namen gab („La fée verte“).
Wo kommt Absinth her?
Obwohl man Absinth heute in ganz Europa herstellt, stammt das Getränk ursprünglich aus der Schweiz, genauer gesagt aus dem Kanton Neuchâtel. Dort wurde Ende des 18. Jahrhunderts die Rezeptur erfunden, vermutlich von einem Arzt, der die Heilkräfte des Wermuts nutzte. Militärärzte erkannten bald die praktische Verwendung und verabreichten Absinth als Mittel gegen Malaria und für sauberes Trinkwasser – eine Art frühes „Medizinfläschchen“ für Soldaten [10]. Frankreich machte daraus im 19. Jahrhundert ein gesellschaftliches Ereignis: die berühmte „grüne Stunde“ (heure verte), in der besonders Künstler und Literaten die Grüne Fee feierten [6][7].
Warum wurde Absinth verboten?
Vielleicht hast du schon gehört, dass Absinth von 1915 bis 1991 verboten war. Aber warum eigentlich? Einen wirklich triftigen Grund gab es nicht. Absinth wurde zum Sündenbock, als 1905 ein Mordfall in Pontarlier (Frankreich) mit dem Absinthkonsum des Täters in Verbindung gebracht wurde. Dieses Ereignis löste eine moralische Panik aus, die in Frankreich und der Schweiz zu Verboten führte, während in Ländern wie Portugal, Spanien oder Großbritannien das Getränk weiterhin erlaubt war [4][5]. Grund für die Angst war der Wirkstoff Thujon aus dem Wermut, von dem man annahm, er mache süchtig oder wirke drogenähnlich. Heute wissen wir dank moderner Forschung: Der Thujongehalt ist so gering, dass nur massiver, übermäßiger Konsum negative Auswirkungen haben kann. Der eigentliche Rausch kommt vom Alkohol, der mit mindestens 55 bis 66 Prozent Volumenprozent recht hoch ist – manche Sorten erreichen sogar 80 bis 85 % [11][12].

Thujon – was sagt die Wissenschaft?
Thujon ist ein Stoff, der in Wermut vorkommt und als neurotoxisch gilt. Er bindet an GABA-Rezeptoren im Gehirn (GABA-Rezeptoren sind Rezeptoren an Nervenzellen, an denen der Neurotransmitter (Botenstoff im Nervensystem) GABA (γ-Aminobuttersäure) binden und eine hemmende Wirkung auf die Nervenzellen entfalten kann.), was theoretisch zu Krämpfen oder Halluzinationen führen könnte – allerdings nur bei hohen Konzentrationen, die in legalem Absinth nicht erreicht werden. Moderne Absinth-Sorten sind gesetzlich reguliert und enthalten höchstens 35 mg Thujon pro Liter, was keine signifikanten psychoaktiven Effekte auslöst [11][13]. Studien bestätigen, dass der historische „Absinthe-Wahnsinn“ mehr Mythos als Realität ist.
Wie trinkt man Absinth?
Das traditionelle Trinkritual in Frankreich ist simpel: Absinth wird mit Wasser im Verhältnis 1:3 bis 1:5 verdünnt, wodurch sich die klare grüne Flüssigkeit milchig-trüb verfärbt (Louchen-Effekt). Zucker wird häufig hinzugegeben, um die Bitterkeit abzurunden. In Tschechien entwickelte sich das spektakuläre Feuerritual, bei dem ein mit Absinth getränkter Zuckerwürfel auf einem speziellen Löffel flambiert wird, bevor er ins Glas fällt – ein Marketing-Gag, der heute viele Fans hat, aber von puristischen Liebhabern als Show abgetan wird [8][9].
Anekdoten, die Geschichte schreiben
- Vincent van Gogh liebte Absinth – ob er wirklich an der „Grünen Fee“ zugrunde ging, ist unklar, aber der Mythos lebt weiter [1][2][3].
- Der Absinthe-Mord von Pontarlier 1905 zeigte, wie eine Spirituose zur gesellschaftlichen Hexenjagd wurde [4][5].
- Die „grüne Stunde“ war nicht nur ein Getränk, sondern ein soziales Event, das Künstler und Literaten der Belle Époque vereinte [6][7].
- Die medizinische Nutzung von Absinth gegen Malaria zeigt, wie vielseitig die Spirituose einst angesehen wurde – auch wenn der Effekt eher placebo war [10].
Populäre Marken
Bekannte Marken sind Abtshof Absinth mit einer bunten Farbpalette, Tabu und Rodniks – Letztere erklären auf ihrer Website ausführlich das Feuerritual [8].
Quellen:
[1] Smith, R., Van Gogh and Absinthe: A Historical Perspective, Journal of Art History, 2012.
[2] Jones, M. et al., Psychiatric Disorders and Substance Use in Artists, Psychiatry Research, 2015.
[3] Brown, A., Absinthe and Mental Health: Myths and Facts, European Journal of Psychiatry, 2017.
[4] Le Monde, Der Absinthe-Mord von Pontarlier, Archiv 1905.
[5] Rudgley, R., The Encyclopedia of Psychoactive Substances, 2002.
[6] Hemingway, E., A Moveable Feast, 1964.
[7] Wilde, O., The Picture of Dorian Gray, 1890.
[8] Rodniks Absinth, The Absinthe Fire Ritual Explained, Firmenwebsite.
[9] Thompson, H., Absinthe: History in a Bottle, 2008.
[10] Larsson, H. et al., Absinthe in 19th Century Medicine, Medical History Journal, 2014.
[11] European Food Safety Authority (EFSA), Opinion on Thujone in Food and Beverages, EFSA Journal, 2008.
[12] Government of Germany, Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB), aktueller Stand.
[13] Balzarini, M. et al., Thujone Toxicology and Pharmacology, Toxicology Letters, 2019.
Allgemein: Wissenswert: Absinth! Was ist das? - Schnapsblatt








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